Kapitel 18 - eine heisse Spur

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Ich lächelte die Dame hinter den Tresen leicht an und versuchte ihr zu vertrauen. Ich hoffte wirklich, sie würden ihn finden. Und zwar unversehrt. Wer weiss was ihm alles angetan wird. Oder ob er unter einer Brücke das Bewusstsein verloren hat. Alles war möglich und das war das absolut Schlimmste daran. Nicht zu wissen, was geschehen und wo er war. "Danke", murmelte ich ihr zu, ehe ich mich umdrehte und wieder zum Auto ging.

Was konnte ich sonst noch machen, um ihn zu finden? Ich versuchte wirklich alles, hatte jedoch nicht wirklich das Gefühl dass es half. Verdammte Scheisse. "Devin, wo bist du?", murmelte ich, ehe ich den Motor meines Audis aufheulen liess. Der Radio ging an und es folgte eine laut dröhnende und fröhliche Musik. Schnell wechselte ich den Sender. Ich hatte nicht wirklich Lust, Party Musik zu hören, während ich mir Sorgen machte. Nach gefühlten zehn Sendern, die alle nicht das abspielten, was ich wollte, schaltete ich ihn einfach aus. Ich fuhr noch einmal die Strassen auf und ab, in denen er sein konnte. In denen er irgendeine Beziehung dazu hatte, oder die einfach nur in der Nähe waren.

Ohne es zu merken, wurde es schon dunkel und ich hatte immer noch keine Ahnung, wo er sein konnte. Ich beschloss, wieder zurück in sein Haus zu gehen und mich Bett fertig zu machen. Immerhin hatte ich die letzte Nacht kaum schlafen können und war hundemüde.

Zuhause sprang ich schnell unter die warme Dusche und wusch mir meine Haare. Noch die Zähne geputzt und das Pyjama angezogen und ins Bett. Doch ich konnte einfach nicht einschlafen, zu viele Sorgen machte ich mir. Langsam stand ich also wieder auf und ging in sein Zimmer. Ich holte sein Kissen heraus und verschwand wieder in meinem Bett. Sein Kissen trug seinen Geruch, was mir Sicherheit gab und ich meine Sorgen für einen Moment vergessen konnte. An sein Kissen gekuschelt schlief ich schliesslich ein.

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Woche für Woche verging und es gab noch immer keine Anzeichen, ob Devin überhaupt noch lebte. Sein Handy konnte nicht geordnet werden. Sein Auto wurde zwar gefunden, jedoch war er nirgendwo in der Nähe gesichtet worden. Ich selber lief diese Strasse und alle in der Umgebung immer wieder auf und ab und fragte jeden Menschen, der mir in die Nähe kam, ob sie ihn gesehen haben. Jedoch bekam ich nur absagen, was mich nicht wirklich motivierte. Ich hatte grosse Angst, dass ihm etwas passiert war und ich konnte nicht mehr. Zu Allem schlief ich sehr schlecht, da Devins Kissen seinen Geschmack verloren hatte. Ich hatte natürlich noch andere Dinge aus seinem Zimmer genommen, doch der Geruch war immer spätestens 3 Tage danach verloren gegangen. Weswegen ich mich nach einer Woche entschied, einfach in seinem Bett zu schlafen. Diese Nacht war etwas besser, jedoch nahm sein Zimmer sehr schnell meinen Geruch an. Und somit stand ich wieder am Anfang.

Ich fuhr nach der Schule wieder an den Ort, an dem man sein Auto gefunden hat und versuchte die Route herauszufinden, wo er hingegangen sein könnte. Ich lief einige Strassen und Gassen umher, bis ich hinter einer dunklen Ecke, an einem Abfallcontainer ich etwas sah, was meinen Atem stocken liess. Ich lief näher heran und mich packte die Angst. "Bitte nicht", winselte ich. "Nein, nein, nein. Das darf nicht sein.", schrie ich beinahe schon. An der Ecke des Containers sah ich einen gewaltigen Flecken voller Blut. "Das darf auf keinen Fall ihm gehören, nein, das darf nicht sein.", schrie ich.


Devins Sicht

Die Tür ging wieder auf und mein Herz schlug automatisch schneller. Ich sah, dass jemand herein kam. Viel konnte ich jedoch nicht sehen, da mein ganzes Gesicht angeschwollen- und ich könnte wetten auch blau- war. Mein Atem wurde schwerer, als ich sah, dass es der grosse Junge war, von den Dreien. Ich hatte inzwischen erfahren, dass er Alexis hiess. Dieser elende Mistkerl, kam immer näher zu mir und verpasste mir, einfach so, einen schlag in meine Mitte. Ich schrie auf, er hatte gut getroffen. Keuchend sass ich noch immer in diesem beschissenen Stuhl fest und schaute ihn an. Er kam näher. "Weisst du", begann er, "man sucht dich sogar. Naja, im Grunde sucht dich nur ein Junge. Ich glaube du kennst ihn." Damit zeigte er mir ein Foto. Meine Haut bekam Gänsehaut, als ich eine blonde Mähne sah. Seine wunderschönen blauen Augen waren nicht so gut zu erkennen, doch man konnte deutlich sehen, dass er sich einen drei-Tage-Bart wachsen liess. Und der stand ihm echt verdammt gut. Sein Gesichtsausdruck wurde von Angst geprägt und er schaute sich um. Er sah im Grunde aus, als hätte er gerade einen Geist gesehen.

Mein armer Sam. Ja, mein Sam. "T-tut ihm nichts.", versuchte ich zu schreien, jedoch wurde daraus eher ein Flüstern. Er grinste mich gewinnend an. "Natürlich nicht, es sei denn, du machst irgendeinen Mist. Verstanden?", seine eiskalten Augen starrten in meine. Niemals würde ich etwas tun, was ihm zu Schaden kommen könnte. Niemals. Ich nickte ein Wenig. Damit bekam ich einen harten Tritt in mein Schienbein. "Ich fragte, ob du verstanden hast!", schrie er etwas lauter. "Ja", keuchte ich unter meinen Schmerzen. Er lächelte zufrieden und verliess den Raum wieder. Ich schaute auf das Stück Papier, welches er auf meinen Schoss gelassen hatte. Sam suchte mich. Diese Nachricht zauberte mir ein kleines Lächeln auf das Gesicht. Welches jedoch sofort verschwand, als mir die Drohung wieder in den Sinn kam. Bau keinen Mist. Aber ich musste es trotzdem schaffen, irgendwie abzuhauen. Wer weiss, was sie mir noch antun würden oder ob ich Sam jemals wieder sehen würde? Ich musste hier raus, für Sam. Ich musste ihm alles beichten und erzählen. Ich musste ihm unbedingt noch sagen können, was ich für ihn fühlte. Und was mit meiner Schwester los war.

Ich betrachtete das Foto und meine Hände griffen geschwächt zu ihm. Ich nahm es und führte es zu meinem Mund. Schwach drückte ich ihm einen kleinen Kuss darauf. Ich hoffte, dass er ihn spüren konnte, so komisch das auch klingen mochte. Ich schwor mir hier raus zu kommen, und ihm einen richtigen Kuss zu geben, egal was es mich kosten würde.

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