Ich starrte ihn an. Von oben bis unten. Es war, als hätte man mir meine Stimmbänder herausgerissen, ich bekam keinen Ton heraus. Er blickte mir in die Augen. Seine unglaublichen grauen Augen durchstachen mich. Verdammt. Konnte er nicht einfach hässlich sein?
"Über was möchtest du denn reden?", fragte er mich engelsgleich. Dieses elende Spackenhirn versucht auch noch, es so aussehen zu lassen, als wäre Devin nie zu ihm gekommen und als hätten sie nie was miteinander angefangen. Was sollte die Scheisse?
"Wie ich schon sagte, ich will über Devin reden." Er sah mich undurchdringlich an und nickte schliesslich. "Okay. Komm mit." Noch bevor ich etwas dazu sagen konnte, hatte er sich umgedreht und lief in Richtung Parkplatz. Ich folgte ihm.Er lief immer weiter, was ich zwar komisch fand, aber es hielt mich nicht davon ab, ihm weiter zu folgen. Er hielt weder beim ersten, noch beim letzten Auto des Patkplatzes an. Stattdessen marschierte er geradewegs die Strasse entlang bis wir zu einem abgelegenen Café ankamen und er sich einfach hinsetzte. Er schaute mich mit seinen hübschen Äuglein an und tippte auf den Stuhl neben ihm. Ich verstand.
"Also.. über was geht es denn genau?", begann er. Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Er hat mich bei sich zuhause aufgenommen, weil ich Stress mit meiner Mutter hatte. Ohne ihm zu erklären, was genau passiert war, nahm er mich auf. Und er stellte nie Fragen, was ich gut fand. Naja, jedenfalls haben wir oft über die Homosexualität gesprochen und er weiss, dass ich schwul bin. Dann wurde es kompliziert. Wir hatten nach einer Party eine tolle Nacht verbracht und ich denke, er bekam dadurch irgendwelche durcheinander geratene Gefühle für mich. Doch ich habe alles kaputt gemacht. Seine Schwester ist aufgetaucht und fand mich.. naja, attraktiv. Sie machte sich sofort an mich ran und ich.. ich.. ach ich weiss auch nicht. Ich dachte, ich hätte was das Schwulsein anging vielleicht zu überstürtzt gehandelt. Immerhin hatte ich noch nie Sex mit eier Frau. Ich hatte urplötzlich das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Daher entschloss ich, einfach mitzumachen. Was für ein schrecklicher Fehler. Ich bereue es zu tiefst. Er kam an diesem Tag früher nachhause und sah sie auf mir sitzend und najaa.. den Rest kannst du dir wahrscheinlich denken."
Marco schaute mich nur an und nickte. Die ganze Zeit über hatte er nicht einmal den Mund geöffnet. Er liess mich einfach reden. Wahrscheinlich stand Devin deshalb so auf ihn. Weil er ihm zuhört, was man von mir nicht sagen kann. Ich war immer derjenige, der Drama gemacht hat. Ach du heilige Scheisse. Ich war wirklich nicht der Richtige für ihn. Und das musste ich ausgerechnet dann merken, wenn ich mit Devins Exfreund rede. Wieso passierten solche Sachen immer dann, wenn ich sie am wenigsten brauchen kann?
Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, doch ich versuchte, sie schnell wegzublinzeln. Was jedoch nicht wirklich half. Marco wusste bescheid. Ja, man sah es mir extrem an, wenn es mir nicht gut ging.
"Hör zu", begann er, "wenn dir Devin wirklich etwas bedeuten sollte, hättest du das nie gemacht. Du hättest ihn nie verletzen wollen. Ich denke, du wolltest einfach über irgendwas oder irgendwen hinwegkommen. Und dafür hast du Devin benutzt. Ich verurteile dich nicht, ich hab schliesslich selber Scheisse gebaut, aber korrekt finde ich es trotz Allem nicht." Ich nickte. Immerhin hatte er Recht. Trotzdem heulte ich gleich. "Also war Devin die letzte Nacht bei dir oder nicht?", spuckte ich es aus.
Marco sah mich leicht geschockt an. Er hätte wohl nie im Leben gedacht, dass ich so einen Spruch rauslassen würde. Doch er kannte mich nicht. Ich war immer direkt. Nie machte ich einen Umweg, nur um meinen Stolz zu bewahren. Der war immerhin futsch, als mich meine Mutter das erste Mal geschlagen hatte.
"N..nein. War er nicht.", antwortete Marco dann schliesslich. Zwar sehr zögerlich, aber ich hatte das Gefühl, ihm glauben zu können. Und das tat ich auch. "Okay. Danke", wollte ich gerade sagen und aufstehen, als er weitersprach.
"Er war nicht bei mir zuhause, auch wenn ich es wollte."Leicht erschrocken sah ich ihn an. Dass er noch Gefühle für ihn hatte war mir nicht klar gewesen. Woher auch? Aber warum musste er es mir so eindeutig unter die Nase reiben?
Schnell setzte ich mich wieder hin und schaute ihn einfach nur an. "Du.. du hast noch Gef.. Gefühle für ehm ihn?", fragte ich ihn mit zittriger Stimme. Er nickte nur. "Tut - tut mir leid, dass ich dich damit gestört habe." Er lächelte mich schwach an. "Kein Ding." Ich schaute auf den Tisch und spürte, wie ich rot wurde. Musste das denn sein? Immer wurde ich rot.
"Darf ich dich was persönliches fragen?", sprudelte es schliesslich aus mir heraus. Fragend sah er mir in die Augen, nickte jedoch schliesslich. "Natürlich." Ich lächelte leicht und fragte die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte. "Warum seid ihr nicht mehr zusammen?" Seine Augen durchleuchteten meine und es wirkte beinahe so, als ob er durch meine Seele schauen konnte."Es war im Sommer. Er verstand sich nicht mit den Professoren und auch sonst hatte er keine Lust mehr, hier zu sein. Also sprach ich ihn eines Tages darauf an. Ich fragte ihn, ob er gar keine Lust habe, irgendwas aus seinem Leben zu machen. Diese Frage gefiel ihm nicht. Naja, er rastete aus. So wie ich auch. Ich hätte ihn das nie fragen sollen. Er wurde wütend und schrie umher, dass er sich in seinem Leben nicht wohlfühle und etwas Gutes machen wolle. Er wolle Kindern oder Tieren oder gefährdeten Menschen helfen. Irgendetwas in der Richtung. Keine Ahnung mehr, was genau er gesagt hatte."
Wie konnte man sich nicht erinnern, was genau er gesagt hatte? Das klang doch fantastisch. Eines war klar, Marco DiLaurentis verstand Devin niemals so gut wie ich es tat. Doch eine Frage quälte mich so sehr, dass ich beinahe anfing zu weinen. Eine böse und abscheuliche Frage, die mir mein Leben noch zur Hölle machen sollte. War ich nur Devins Projekt?
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Days like these
RomanceDevin und Sam lernten sich kennen, als Sam noch in einer Beziehung war. Als es dann vorbei war, war es ausgerechnet Devin, der ihm half, alles zu vergessen. Der ihm half, sich auf ein neues Leben einzulassen. Mit ihm. Jedoch scheint nichts so wie es...