Kapitel 31 - Der Wald - Halt im Ungewissen (Adrian)

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~ Adrian ~

Ich konnte immer noch nicht glauben, dass mich Melanie gefunden hatte. Für einen kurzen Augenblick war sie mein Seelenheil und all der Schmerz war für einen Moment wie weggeblasen und wurde von purer Liebe abgelöst. In meiner krakeligen, aber unverkennbaren Schrift schrieb ich auf ihr Blatt Papier:

'Ich liebe dich.'

Denn es stimmte! Ich liebte sie so sehr, wie man seine kleine Schwester nur lieben konnte. Sie war der wichtigste Mensch in meinem Leben und war meine ganze Familie in nur einer Person.

Doch würde ich sie wiedersehen?

Würde ihr Plan funktionieren?

Ich hätte ihr alles erzählen können: Warum ich hier war und was ich nun war und ich merkte die ganze Zeit, dass ihr diese Fragen auf der Seele brannten, aber sie hätte ohnehin alles wieder vergessen und deshalb wollte ich so viel wie möglich von ihr erfahren und gab ihr keinen Raum diese Fragen zu stellen. Ich wollte Dinge von ihr wissen, die ich in mir aufsaugen konnte, tief in mir verankern konnte und die mir den nötigen Halt gaben, denn ich würde heute noch wissen, was sie mir erzählt hatte und morgen und übermorgen... solange, bis ich nicht mehr ich selbst sein würde.

Melanie und ihre neue Freundin Mina schafften es nicht mehr selbst, bis aus dem Wald zu laufen und brachen wie Marionetten in sich zusammen. Ich rief Lukas zur Hilfe und wir trugen die Mädchen wieder an die Stelle am Waldrand. Lukas legte Mina ins Gras und ich Melanie behutsam auf die Holzbank, doch wir mussten uns beeilen, denn der neue Morgen nahte bereits und wir würden bald wieder diese Schmerzen spüren, aber diesmal gab mir die Erinnerung an das Wiedersehen Melanies die nötige Kraft alles durchzustehen.

Die flüsternden BäumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt