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Nova
„Und auf wessen Grillparty gehen wir jetzt nochmal genau?" fragte meine beste Freundin. Bayda und ich standen auf dem Gehweg und starrten ein großes Haus an, mit einem schwarzen riesigen PickUp und einem grauen Jepp in der beleuchteten Einfahrt. Das Haus sah ziemlich gut aus. Ein Haus, indem eine gut verdienende Familie lebte.
„Ich dachte wir sind bei den zwei Typen aus dem Basketballteam zuhause.
„Welcher Student kann sich das leisten?" Baydas dunkle Locken fielen in ihr Gesicht, als sie das Haus schief anschaute.
„Das ist die Adresse. Vielleicht wohnen sie noch zuhause? Da kommen doch auch stimmen aus dem Garten. Und die ganzen Autos hier an der Straße." ich betrat das Grundstück und ging zur dunkel gestrichenen Haustür. Ein großer Zettel klebte daran.
Bitte nicht klingeln, sondern Anrufen oder Nachricht schicken.
„Okay..." murmelte ich und wählte Fabrizios Nummer, da dass der einzige war, von dem ich sicher wusste, dass er hier war.
„Hallo?" sagte die Stimme am anderen Ende.
„Hier ist Nova. Wir stehen vor der Tür, sollen aber nicht klingeln..."
„Ah Ja!" der Anruf wurde beendet. Kurz darauf schwang die Tür auf und Fabrizio lächelte uns an. „Kommt rein!"
Wir traten an ihm vorbei ins Haus.
„Wow..." ich möchte meine Aussage von gut verdienend zu SEHR GUT verdienend ändern. Der Eingangsbereich führte einen sofort in einen großen offenen Wohnbereich mit Wohnzimmer, Esstisch und offener Küche. Über dem Wohn- und Esszimmer konnte man bis hoch in den ersten stock sehen und die komplette Wand zum Garten hin war aus Glas. 5 bis 6 Meter hohe Fenster... eine Holztreppe führte in den ersten stock, von dem aus man nach unten sehen konnte. Und hinter der Fensterfront Gab es einen Ausblick über Felder, Wiesen und Die Rockys.
„Wer wohnt hier und wieso ist er reich?" fragte Bayda direkt nach.
„Giuliano Martinelli. Seine Mutter wohnt in Calgary und führt mit den meisten ihrer Hotels die besten Liste an. Ach du scheiße... dem Typen von gestern... gehörte dieses Haus.
„Und ihm gehört das hier? Also er wohnt hier allein?" fragte Bayda weiter und schlenderte rüber in die Küche.
„Naja seine Mutter lebt in Calgary. Aber... Ajax wohnt hier.
„Ajax?" fragte ich, weil ich kein Plan hatte wer das war.
„Der Afrikaner. Der Kapitän? Na der von gestern der dich eingeladen hat."
„Achso." lachte ich, als ich checkte wer Ajax war. „Der Typ der nicht wusste wer du bist, als ich deinen Namen gesagt habe."
„Das war..."
„Romeo! Du hast Little Martinellis Retterin gefunden." Ajax schlang von hinten einen Arm um Fabrizios Schultern.
„Deswegen... das Team benutzt gerne Spitznamen, die einfach zu merken sind. Gibby, Kenji, Gino, Romeo." er deutete auf sich.
„Sollen wir dich ab jetzt auch Romeo nennen?" fragte ich grinsend.
„Könnt ihr. Fabrizio hört sich immer so an, als würde ich etwas angestellt haben."
„Okay Romeo." sagte ich und musste lachen. Ich würde mich schon daran gewöhnen.
„Was habt ihr da?" Ajax deutete auf die Schüssel in meiner Hand.
„Salat. Ich wusste nicht ob ich was mitbringen soll, außer meiner Freundin, Schwester oder Mutter." wiederholte ich ihn von gestern und er grinste.
„Wieso lädst du ihre Mutter zu einem Grill Abend ein?" Romeo sah ihn verwirrt an.
„Egal!" winkte Ajax ab. „Kommt mit. Ich bringe euch zum Essen."

Nachdem Bayda und ich etwas mit Ajax, Romeo, je öfter ich diesen Namen hörte, desto mehr gewöhnte ich mich an ihn, und einem Teammitglied namens Gibby gegessen hatten, waren wir auf einem Sofa hängen geblieben und genossen den Ausblick, wobei der so langsam in Dunkelheit verschwand. Auf das Sofa gegenüber von uns ließen sich Ajax und Giuliano Martinelli fallen, die Bewohner dieses Hauses.
„Du bist Giuliano richtig?" fragte ich und er nickte.
„Gino. Giuliano nennt mich nur meine Familie." er verzog minimal das Gesicht.
„Okay Gino... du bist reich!" stellte ich unnötigerweise fest.
„Nein." er stürzte seine Arme auf den Knien ab. „Meine Mutter ist..."
„Reich!" beendete Ajax seinen Namen.
„Und eine normale Wohnung hätte euch nicht ausgereicht?"
„Uns schon. Nur meiner Mutter nicht. Glaub bloß nicht das ich mir dieses Haus gekauft hätte."
Das glaubte ich auch nicht. Gino machte ungefähr den gegenteiligen Eindruck. Mit seinen Hoodies, der nach hinten zeigenden Cap und den etwas zu langen Haaren, die daraus hervor blitzen, hatte er einen ganz anderen Vibe, als dieses Haus. Unter dem rechten Ärmel seines Hoodies Blitze ein voll tätowierter Arm hin und wieder hervor. Sein kompletter Handrücken und die Finger waren bedeckt.
„Was studierst du? Deine Mutter besitzt Hotels. Daher wäre Hotelmanagement passend, aber das studieren wir beide und da bist du nicht. Also... vielleicht Jura? Wirtschaft?" riet Bayda drauf los.
„Sport und Kunst." antwortete Gino und erstaunte mich schon wieder. „Und du studierst Hotelmanagement?" wandte er sich an mich, während Bayda und Ajax über irgendwas banales diskutierten.
„Tourismus und Hotelmanagement. Meine Familie hat ein Gasthaus drei Stunden von hier. Das... möchte ich übernehmen." in meinem Herzen zog sich etwas zusammen bei dem Gedanken an das Evergreen Gasthaus.
„Wie viele Zimmer?"
„Vier Zimmer. Zwei Doppelzimmer und zwei Familienzimmer mit jeweils fünf Betten." erklärte ich und bemerkte sein Lächeln. „Und du... warum steigst du nicht mit in die Hotels deiner Mutter ein?"
„Ich habe weder Lust mich mit den ganzen reichen Gästen abzuackern, noch passe ich in das Unternehmen. Meine Mutter, mein Stiefvater und mein großer Bruder arbeiten sehr gut zusammen, aber ich... bin sozusagen das schwarze Schaf."
„Oh! Hoher Besuch." bemerkte Ajax und rückte etwas zur Seite ein kleines Mädchen mit langen dunkelbraunen Haaren und einem blauen Pyjama kletterte auf das Sofa direkt auf Ginos Schoß.
„Ich dachte du schläfst schon." Gino Schloß seine Arme um die kleine.
„Daddy kannst du mit hoch kommen und mein Hörbuch neu anmachen?" fragte Macy ihn und er lächelte sie liebevoll an.
„Na klar!" sagte er, hin sie mit sich hoch und trug sie wieder nach oben. Mir blieb der Mund offen stehen.
Daddy?
Ich hatte sie für seine kleine Schwester oder Nichte oder etwas in der Art gehalten, aber nicht für seine Tochter. Während die Leute um uns herum einfach weiter machten wie zuvor, starrten Bayda und ich uns an.
„Ajax?"
„Ja?"
„Wie alt ist Gino?" fragte Bayda.
„22 Jahre." antwortete er.
„Und Macy?" fragte nun ich.
„Drei." antwortete er und grinste uns wissend an. „Er war 19 Jahre alt."
„Ich dachte gestern, dass es seine Schwester wäre." ich hielt mir die Hand vor den Mund.
„Und seine Mutter nach fast 20 Jahren nochmal ein Kind bekommen hat?" Ajax schnappte belustigt.
„Keine Ahnung. Vielleicht mit seinem Stiefvater. Das passiert öfter mal." bemerkte ich.
„Sein Stiefvater ist der Vater seines älteren Bruders." erklärte Ajax und verwirrte mich noch mehr. „Und genauso sieht eine völlig hin und hergerissene Frau aus. Findet sie den Kerl so heiß und interessant, dass sie bleibt oder ist es ihr zu verwirrend, und sie verschwindet schnell. Du solltest dich entscheiden." trällerte er. „Denn Gino kommt gerade aus dem Zimmer seiner Tochter und ist in einer Minute wieder hier. Außer er holt sich eine neue Flasche Wasser, dann sind es zwei Minuten. Denn er trinkt kein Bier, wie die meisten anderen hier, denn seine Tochter schläft oben und soll ihn nicht mit Alkohol Farne antreffen."
Es macht alles Sinn.
„Und da ist er wieder." Ajax grinst Gino an, der mit einem gelben Kater im Arm zurück auf dem Sofa landet und den Kater an Ajax weiter gibt. „Na kleiner Nugget."
„Er hat in ihrer frisch gewaschenen Wäsche geschlafen."
„Sie dachte, Macy wäre deine kleine Schwester." Ajax deutete grinsend auf mich.
„Jetzt tu nicht so als wäre es so dumm und abwegig." protestierte ich und Gino sah mich nachdenklich an.
„Was ist dümmer, mit 19 nochmal großer Bruder zu werden oder mit 19 Vater zu werden?"
„So war das nicht gemeint."
„Mit 19 Jahren nochmal Bruder werden ist so..." begann Ajax doch Bayda stoppte ihn.
„Jetzt hör auf! Du solltest mal lieber drüber nachdenken warum du deine Katze Nugget nennst."
Die beiden verfielen wieder in eine Diskussion und ich hatte genug.
„Ich hol mir was zu trinken."
„Ich komme mit." Gino sprang auf und lief neben mir her. „Ich kann dir zeigen wo ich Apfelsaft und so kleine Kekse mit Smarties aufbewahre. Und danach zeige ich dir mein super cooles Spielgerüst mit Baumhaus, welches Ajax und ich vor knapp zwei Monaten fertig gebaut haben."
„Okay dir ist schon bewusst, dass ich das jetzt wirklich sehen möchte?" ich sah ihn ernst an. „Los jetzt!"
„Ernsthaft?"
„Ja natürlich! Ich will es sehen. Hat es eine Schaukel?"
„Natürlich hat es eine Schaukel!" antwortete Gino empört. Und führte mich hinaus auf die Terrasse.
„Gino ich brauche..." ein Kerl mit dunklen Haaren und Tattoos bis hoch zum Kiefer hielt uns auf.
„Gerade nicht Brix." sagte Gino.
„Gino muss mir jetzt sein super cooles Spielgerüst zeigen." sagte ich und zog ihn am Arm weiter.
„Echt jetzt?" rief der Kerl uns nach. „Ist das ein Code für etwas Versautes?"
„Halt den Mund Brix!" rief Gino über seine Schulter und schaltete die Taschenlampe an seinem Handy an. Wir liefen über Rasen und betraten schließlich Eine Fläche, die mit Sand gefüllt war. Gino richtete den Lichtstrahl vom Boden nach oben und vor mir baute sich ein Gerüst mit zwei Schaukeln, einer Kletterwand und einer Treppe auf, welche zu einem etwa drei Meter über dem Boden stehenden Haus führte.
„Okay... das ist wirklich super cool." sagte ich und setzte mich auf eine der Schaukeln. „Ich habe da ein zwei Fragen."
„Mmm." machte er leise und lehnte dich gegen einen der Stützbalken.
„Zuerst... ich weiß das wir uns nicht kennen. Also ist es völlig okay, wenn du mir nicht alles beantworten möchtest."
„Mhm."
„Wieso wird ein Junge aus einer verdammt reichen Familie mit 19 Vater, zieht mit der Tochter und seinem besten Freund in ein wunderschönes Haus und studiert dann Kunst und Sport? Und wo ist Macys Mutter?"
„Du willst einfach gleich meine Lebensgeschichte hören?"
„Ja!" sagte ich lachend. Er setze sich auf die zweite Schaukel.
„Warum?"
„Weil man in Silverbrook nicht oft auf interessante Leute wie dich trifft."
„Studierst du seit zwei Wochen hier?"
„Nein! Seit Herbst."
Gino schmunzelte.
„Also..." ich sah ihn auffordernd an.
„Kurzfassung: ich habe gegen meine Familie rebelliert, war 1 Jahr lang mit einem Mädchen zusammen, die definitiv nicht standesgemäß war. Nach meinem Abschluss habe ich Schluss gemacht, weil sie eine Nummer zu krass wurde. 7 Monate später hat sie mich angerufen, und berichtet, dass sie mittlerweile in Finnland bei ihrer Familie lebt und im 8. Monat schwanger ist. Nach zwei Jahren regen Kontakt stand sie vor der Tür meiner Studenten Wg mit Ajax und ist in der ersten Nacht abgehauen und hat Macy bei mir gelassen. Meine Mutter fand die Wohnung zu klein für ein Kind, und da ich mich geweigert habe zu ihr zuziehen, hat sie mir dieses Haus gekauft. Ajax hat nicht gezögert und ist mit gekommen. Und jetzt sitzen wir hier. Mit Studenten in meinem Wohnzimmer, meiner Tochter die oben hoffentlich schläft und einem Klettergerüst im Garten." ich konnte das träge Lächeln in seinem Gesicht erkennen.
„Ist Macys Mutter wieder gekommen?"
„Nein." er schüttelt den Kopf. „Sie hat mir ein paar Tage später eine Nachricht geschickt, in der stand, dass sie Zeit für sich braucht und ich jetzt der Reihe bin und mich auf keinen Fall bei ihr melden soll. Sie hat alle Rechte an mich abgegeben und sich seitdem auch nie wieder gemeldet. Keine Ahnung wo sie steckt oder was mit ihr los ist. Ist wahrscheinlich auch besser so. Nilla war der Typ Mensch, der jede Nacht feiern war, zu viel Alkohol getrunken hat, Keine Manieren oder Grenzen kannte. Ein Kind passt da nicht rein."
Eine Weile lang schwiegen wir, schwangen nur minimal mit den Schaukeln hin und her und hingen unseren Gedanken nach.
„Du bist befreundet mit dem Mädchen, dass diesen Blog führt richtig?"
„Wir teilen uns ein Wohnheimzimmer." sagte ich, da man das Verhältnis zwischen Torry und mir nicht als Freundschaft betiteln konnte.
„Kannst du mir den Gefallen tun und ihr nichts hier von sagen? Ich verschweige Macy nicht, aber will auch nicht dass ich an der ganzen Uni als der Basketballspieler mit dem Kind bekannt bin."
„Na klar!" stimmte ich zu. „Ich erzähle ihr über mich auch nur das nötigste. Wer weiß... wenn ich später berühmt bin, könnte sie irgendwelche peinlichen Geschichten von mir veröffentlichen."
„Mit was wirst du denn berühmt?" fragte er schmunzelnd.
„Das verrate ich dir, wenn es soweit ist."

That goddamn smile Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt