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Nova
„Bring die Flasche einfach nachher bei mir im Zimmer vorbei. Falls ich nicht da bin stell sie einfach vor die Tür." sagte ich zu der jungen Frau am Waschbecken, der ich gerade mein Haarspray geliehen habe. Ich ging frisch geduscht aus dem Bad, den Flur entlang. Trug ein typisches Sonntagsoutfit, Leggins und Oversize Hoodie und natürlich meine gelben Badelatschen, die sich hier im Wohnheim zu meinem Lieblings Schuhen entwickelt haben. Ich drückte die Türklinke hinunter und stockte. Da lehnte ein Kerl an unserer Fensterbank. Torry saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und grinste mich an.
„Ich habe deinem... Besuch solange beschäftigt, wie du nicht hier warst." sie stand auf, Griff nach etwas auf ihrem Schreibtisch und ging an mir vorbei. „Klebezettel nicht vergessen." sie drückte mir einen Stapel kleiner Klebezettel in die Hand und verschwand.
„Ehm..." ich schaute Gino an, der immer noch etwas überfordert Torry nachsah. Ich ließ den Haufen getragener Klamotten in meinem Arm unauffällig in dem Wäschekorb verschwinden und sah ihn an.
„Du hast es vergessen." er fing an zu grinsen.
„Ich habe..." da viel es mir wieder ein... „Ich habe es vergessen! Scheiße." gestern Abend habe ich mit ihm abgemacht, das er heute vorbei kommt und ich ihm einige Einstellungen an seiner Kamera zeige, womit er gute Bilder für seinen Fotografie Kurs machen kann.
„Alles gut... Torry hat mich ja schließlich gut... beschäftigt."
„Hat sie was dummes gesagt? Oder dich ausgefragt? Sie ist manchmal..."
„Sie hat eigentlich nur von dir geschwärmt."
„Sie hat was?" fragte ich belustigt, weil ich das gar nicht glauben konnte.
„Du kannst so gut backen und kochen. Du hast eine gute Seele, bist leicht im Umgang." ich hörte die Kursivschrift förmlich. „Außerdem bist du nett und hübsch und..."
„Es reicht!" quietschte ich und wollte am liebsten Torry hinterher rennen und ihr den Hals umdrehen. Was mich davon abhielt war mein Handy, welches in diesem Moment einen Anruf ankündigte. Ich sah auf das Display und sah den Namen Mum. Ich drückte sie weg.
„Also Kamera?" sagte ich und sah Gino an.
„Ja ich habe..." begann er und wurde von dem erneuten Klingeln meines Handy unterbrochen. Wieder Mum.
„Ich geh ganz kurz ran. Sie wird sonst nicht aufhören." sagte ich, griff nachdem Handy und verließ das Zimmer. Der Flur war ein Glück gerade leer, also nahm ich den Anruf an und hielt mir das Handy ans Ohr. „Ja?"
„Nova?" meine Mum hörte sich zittrig an. „Nova bist du das?"
„Ja Mum! Was ist los?"
„Cyana sie ist... Cyana ist..."
„Was? Rede Mum!" sagte ich alarmiert und ging im Kopf bereits sämtliche Szenarien durch, die passiert sein können.
„Sie ist im Krankenhaus. Scheinbar war sie mit Freunden weg und ist... irgendein Sportunfall... ich weiß nicht genau... mir wurde nur Bescheid gesagt dass sie mit einem Rettungshubschrauber abgeholt wurde und..."
„Was hat sie?"
„Ich weiß es nicht." weinte sie ins Handy. „Im Krankenhaus habe ich angerufen und sie sagen sie dürfen mir keine Auskunft geben... Audrey ist mit Brandon und Ida übers Wochenende weg gefahren und kommt erst im laufen des Tages zurück und..."
„Soll ich kommen?"
„Ja..." keuchte sie.
Ich stieß die Tür wieder auf und klappte meinen Laptop auf. In wenigen Sekunden hatte ich die Website geöffnet, auf der ich nach Geeigneten Buslinien suchen konnte. „Der nächste Bus kommt erst in 1 1/2 Stunden. Ich brauch mit Bus zweieinhalb is drei Stunden. Ich bin erst gegen 15 oder 16 Uhr da. Schneller schaffe ich es nicht."
„Okay... ich fahre ins Krankenhaus und hoffe das sie mir vielleicht doch was sagen..." sie legte auf und atmete einmal tief durch. Fieberhaft überlegte ich, was ich brauchen würde. Wenn ich erst so spät ankomme, bleibe ich vielleicht über Nacht. Klamotten zum schlafen und den nächsten Tag. Ich griff nach der Tasche, die über meinem Stuhl hin und öffnete den Kleiderschrank.
„Nova?" meldete sich Ginos ruhige Stimme wieder. Ich hatte vergessen, dass er ja noch hier war.
„Du musst gehen. Ich... meine Schwester ist im Krankenhaus und meine Mum allein... ich muss hin und schaffe es nicht heute... ich schreib dir wenn ich zurück bin... Morgen oder übermorgen."
„Schon gut." raunte er.
„Tut mir echt leid... meine Mum ist zur Zeit in einer schlechten Phase und... ich sollte sie nicht alleine lassen. Ich war sowieso viel zu lange nicht da. Und Audrey kommt erst irgendwann heute Nachmittag oder so zurück und..."
„Ich kann dich hinfahren."
Stille.
Ich konnte ihn nur an starren. „Du willst mich..."
„Hinfahren. Ja. Ich habe ein Auto. Du musst keine eineinhalb Stunden warten und mit einem Bus durch die Berge Gurken... du wärst deutlich schneller da..."
„Und Macy..."
„Sie ist mit meinem Bruder und seiner Verlobten im Kino. Er wird bestimmt auch noch länger bleiben können und auf sie aufpassen."
„Nein ich... ich muss... ich meine du kannst nicht..." ich brachte keinen geraden Satz mehr heraus. Meine Gedanken waren bei meiner kleinen Schwester... was hatte sie?
„Ich hätte es nicht angeboten, wenn es für mich ein Problem wäre." er griff nach den Henkeln meiner Tasche und hielt sie auf. „Pack ein was du brauchst und wir fahren los."

That goddamn smile Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt