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Gino
„Macy?" flüsterte ich und machte ihren Anschnallgurt los. Macy schmatzte zufrieden und blinzelte in das Licht der Tiefgarage. „Wir sind da."
„Bei Grandma oder Onkel Sandro?"
„Ich habe dir doch erzählt dass wir Grandmas neues Hotel feiern. Und wir beide schlafen auch in einem der Zimmer."
„Achso." sie gähnt und ließ sich von mir auf ihrem Kindersitz heben. „Wo bringt der Mann meine Tasche hin?"
Mit Macy auf dem Arm öffnete ich den Kofferraum und ein Angestellter nahm den kleinen Koffer und Macys Pinke Tasche heraus.
„Er bringt die Sachen auf unser Zimmer, während wir beide die anderen suchen." ich lief mit ihr die Treppen hoch, natürlich lief sie nicht selbst, denn dagegen hätte sie sich wohl gesträubt und wäre lieber alleine mit dem Fahrstuhl gefahren. Ich kam durch einen Seiten Flur in die große Eingangshalle des Hotels. Der beige Mamorboden glänzte lächerlich perfekt, die hohen Decke und Säulen waren perfekt beleuchtet und selbst der dunkel blaue Tresen aus Stein passte perfekt zu den Vorhängen und Bezügen in den Sitzecken.
Die Harmonie zwischen Genuss und Perfektion.
Trällerte das Motto der Harmony Hotels in meinem Kopf.
„Mr Martinelli, möchten sie ihre Zimmerkarte bereits erhalten?" fragte die höfliche Stimme einer jungen Frau neben mir. Sie trug ein dunkelblaues knielanges Kleid mit einem schlichten Namensschild. Annabell Femcher.
„Ja bitte." sagte ich und lief zu ihr rüber zum Tresen.
„Ihr Zimmer befindet sich im 8. Stock. Benötigen sie zwei Karten?" fragte sie mit einem Blick auf Macy, die sich wieder müde an meiner Schulter anlehnte.
„Nein." ich nahm die Karte entgegen und sah mich um. Ich glaube ich bereue es jetzt schon hier her gekommen zu sein... ich habe nach dem Besuch meiner Mutter eine Woche hin und her überlegt, ob ich komme oder nicht. Nachdem am Mittwoch jedoch in der Kita einige Gruppen geschlossen wurden, weil die Erzieher alle krank waren und Macy daher bereits ab Mittwoch mit mir zuhause war, empfand ich es als gute Abwechslung für sie, mal raus zu kommen.
„Ihre Familie ist im Speisesaal. Die Treppe hoch, geradeaus durch und dann rechts durch die große blaue Tür." erklärte man mir. Als ich die Tür aufstieß, entdeckte ich meine Familie an einem großen Tisch sitzen und zu... Mittag Abendessen. Ich weiß nicht wie man es um 16 Uhr nennen sollte.
„Giuliano!" begrüßte mich meine Mutter erfreut. Mein Bruder Alessandro war der erste bei mir, klopfte mir zur Begrüßung auf die Schulter und nahm mir sofort Macy ab, die damit begann ihm ihr neues Armband zu zeigen, welches Effie ihr vor zwei Tagen geschenkt hatte. Ich umarmte Mary, Sandros Verlobte, und schlug dann bei Henry, meinem Stiefvater ein. Er lächelte mich glücklich an.
„Na wie findest du es?" fragte er und umfasste mit einer Geste den ganzen Raum.
„Ich habe ein Zimmer nicht direkt neben eurem, wurde bisher noch vor keine Kamera gezerrt und habe auch keine eigene zugewiesene Angestellte die mir hinterher rennt wie so ein Kindermädchen. Also alles gut bisher."
„Das Mädchen bei der letzten Gala war ein Kindermädchen." gab Sandro belustigt zurück und versetzte mich zu diesem Abend zurück. Die Frau war mir auf Schritt und tritt gefolgt, wollte mir das wickeln von Macy abnehmen, sie füttern und sogar ins Bett bringen, damit ich länger unten bei den Gästen bleiben kann. Ich habe reihenweise abgelehnt und den ganzen Abend damit verbracht vor ihr weg zu rennen.
„Ich konnte sogar zwei Stockwerke zwischen uns bringen." stolz sah Henry mich an und zwinkerte. Im Gegensatz zu meiner Mutter versuchte Henry mich zu verstehen und mir die Dinge leichter zu machen, bei denen er wusste, dass ich damit meine Probleme habe. Dinge wie eine Feier voller Leute in Anzügen, die mich über meine Zukunftspläne ausquetschen wollen. Ich war zwar mit Henry aufgewachsen und wurde von ihm behandelt wie einen Sohn, aber trotzdem war da immer diese unterschied zwischen Sandro und mir. Henry hat nie versucht die komplette Vaterrolle zu übernehmen, sondern hat sich eher als zusätzlicher Part eingebracht. Er hat zwischen meiner Mutter und mir vermittelt, hat mir zugehört wenn ich es wollte und mich gelassen wenn ich nicht wollte. Er hat meine bockige Phase ausgehalten, indem ich ihm ständig gesagt habe, dass er nicht mein Vater ist oder sein wird und hat mir danach immer wieder versichert, dass er den Platz meines leiblichen Vaters nicht übernehmen möchte, sondern einfach einen weiteren bekommen möchte. Und was er vor allem war... der erste, dem ich von Macy erzählt habe. Als Ihre Mutter Nilla mir gesagt hat, dass sie schwanger ist war ich völlig überfordert und wusste nicht was ich machen soll. Und nach einer Weile überlegen, habe ich mich zuerst Henry anvertraut. Und dasselbe auch, als Nilla Macy zu mir gebracht hat und dann verschwunden ist. Als erstes habe ich Henry angerufen. Er hat die ruhige und klare Sicht auf Dinge, die einem in stressigen Situationen hilft. Eine Eigenschaft, die meine Mutter nicht hat...
„Giuliano setz dich und iss etwas. Heute Abend gibt es nur Kleinigkeiten für dich. Um acht Uhr gibt es das Abendessen, eine Uhrzeit, zu der du wahrscheinlich darauf bestehen wirst, dich in dein Zimmer zurück zuziehen und Macy schlafen zu legen richtig?"
„Ja." antwortete ich und klaute mir eine Kartoffel aus der Schüssel. Meine Mutter sah mich tadelnd an, weil ich mit den Fingern aß und ich nahm mir einen Teller um von ihm zu essen.

That goddamn smile Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt