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Gino
„Hier sieht es ja... wild aus." sie beim Anblick unseres Wohnzimmers.
„Hi Sandro!" begrüßten die Jungs ihn, die alle zusammen am Küchentresen saßen und Müsli aßen.
„Hier siehst du das Campinggepäck von Gibby, Kenji, Nathan, Lui, Jas, Ajax und mir." erklärte ich, bevor er noch dachte nur Ajax und ich nahmen so viel Zeug mit. „Die anderen Fahren wo anders los."
„Da kommt noch mehr dazu? Wie lange bleibt ihr nochmal weg?"
„So drei Tage ungefähr." schätzte ich.
„Je nachdem wie das Wetter und die Stimmung ist." rief Gibby rüber.
„Ich hoffe Macy hat nicht so viel Gepäck."
„Nein. Macy nimmt nur diesen Koffer und einen Rucksack mit. Der wird gerade aber nochmal mit Ajax oben umgepackt."
„Okay."
„Sie hat ihre Lieblings Bücher und Hörspiele dabei, die kannst du ihr zum schlafen anmachen. Und ich warne dich vor... sie ist in einer bockigen Phase. Sie mag gerade kein pink, gestern hat sie sogar ihren Becher durchs Haus geworfen, weil Ajax ihr den pinken statt den gelben gegeben hat, also vielleicht wechselst du gleich nochmal die Bettwäsche und so aus. Sie möchte keine Kleider mehr tragen, also sollte Mum nicht auf die Idee kommen ihr eins anzuziehen. Und sie ist mein Brot mehr. Seit ungefähr 7 Tagen. Vielleicht kriegt ihr es in den Griff, ansonsten lasst es einfach." gab ich ihm noch als Einweisung mit.
„Fertig!" schrie Macy und kam mit Ajax und dem Rucksack die Treppe herunter.
„Sag den Jungs Tschüss." rief ich und sie lief einmal zu jedem der Jungs und verteilte High Fives. Ajax bekam eine Umarmung und erst dann kam sie zu mir.
„Wenn was ist, kann Onkel Sandro mich immer anrufen Okay?"
„Okay."
„Gut. Ich hab dich lieb und viel Spaß." ich hab ihr einen Kuss und sah zu wie sie über glücklich mit Sandro das Haus verließ. Sandro hatte sie schon mal für ein zwei Nächte mitgenommen, aber es war trotzdem schwer. Das gute war, dass die Jungs hier waren und mich sofort voll laberten. Wir brauchten bestimmt eine Stunde, bis wir alle Sachen in unseren zwei Autos verstaut hatten und los fahren konnten. Wir haben uns für einen Campingplatz 2 Stunden von Silverbrook entfernt entscheiden. Er lag mitten in den Bergen an einem breiten aber ruhigen Fluss. Als wir ankamen, standen bereits Leos PickUp und Brix Sportwagen auf einem der großen Zeltplätze. Ajax parkte seinen PickUp neben den Von Leo und ich parkte meinen Jeep daneben. Leo, Seren und ihre beiden Freundinnen Lucy und Freya kämpften bereits mit einem Zelt, als wir dazu stießen. Als Brix, Effie, Romeo, Bayda und Nova hinter einem weiteren bereits aufgebauten Zelt hervor kamen, stockte mir kurz der Atem. Seit 5 Tagen hatte ich mit Nova kein Wort mehr gewechselt. Sie hatte sich zurück gezogen. Kam scheinbar nur noch für die wichtigsten Kurse in die Uni, kam nicht mehr in die Mensa und antwortete auch auf keine Nachrichten. Als ich ihr am montag ihre Tasche mit ihrem Handy bringen wollte, hatte Torry aufgemacht und ich konnte hinter ihr sehen, wie Nova mit der Decke bis zur Nase gezogen im Bett schlief. Um 19 Uhr...ich weiß nicht ob es der Streit mit ihrer Mutter war, wenn man es denn Streit nennen kann, bei dem nur ihre Mutter gesprochen hatte, der fast Kuss, oder ihre Panikattacke. Ich verstand nichts davon so richtig. Ich habe die Worte ihrer Mutter nicht verstanden. Ich war heillos überfordert, als sie ihre Panikattacke hatte. Und ich verstand auch nicht wie es zwischen uns plötzlich zu diesem fast Kuss kommen konnte. Und was ich auch nicht verstand... warum mich dieses fast so störte.
„Schön dass ihr auch mal kommt!" rief Brix leicht genervt.
„Wir haben uns gedacht, wir bauen die Zelte vielleicht in einer Art Großen Kreis auf, sodass wir in der Mitte die Stühle und so aufbauen können."
„Vielleicht bauen Du und Seren und Brix und Effie ihre Zelte aber noch ein Stück weiter von unseren entfernt auf!" rief Ajax vom Auto aus rüber und ich musste grinsen.
„Ja bitte. Ich will keine Wiederholung von der einen Nacht im Hotel in Toronto!" erinnerte ich alle an diese Nacht, in der wir alle in einem Flur geschlafen haben und jeder Effie hören konnte...
„Halt die fresse Martinelli! Wenn ich mein Zelt weiter weg stellen soll, wirst du das wohl auch müssen." Brix grinste mich an.
„Was denkst du ich bringe ihn nachts zum Stöhnen?" fragte Ajax verwirrt und ließ unser Zelt vor uns auf den Boden fallen.
„Oh ihr teilt euch ein Zelt..." stellte Brix fest. „Na dann wird das wohl nichts mit den nächtlichen Besuchen. Für euch beide. Obwohl vielleicht könntet ihr euch absprechen wer..."
Effie drückte Brix einen Kuss auf den Mund und sagte: „Bau unser Zelt weiter auf."
„Unser Zelt steht schon." er deutete auf das einzige Stehende Zelt.
„Dann Bau ein anderes auf." sie klimperte mit ihren Wimpern und er drehte sich verliebt lächelnd zu Bayda und Nova um, die mit ihrem Zelt kämpften.
„Bayda, Nova sollen Gino und ich neben euch, falls irgendwelche Füchse oder so kommen..." schlug Ajax vor.
„Nein!" fauchte Bayda harsch. „Ihr geht auf die ganz andere Seite." sie wies einmal über unsere ganze Fläche. Ajax grinste und ließ das Zelt direkt neben sie fallen. „Ajax ich meine das ernst. Ihr geht da rüber."
Ajax sah sie nur ratlos an.
„Du bist ein blinder Idiot." fauchte sie leise und zog ihn hinter sich her einige Meter von unserem Camp weg. Wild fuchtelnd redete sie auf ihn ein. Ich sah Nova die müde dabei zu sah, wie Bayda unauffällig auf Nova und mich zeigte. Plötzlich drehte Ajax um, lief zurück zu uns, griff nach unserem Zelt und wanderte auf die komplett andere Seite, wo er unser Zelt zwischen das von Lui und Jas und dem von Gibby setzte. Ich sah noch, wie Nova Bayda ein dezentes Lächeln schenkte, bevor ich mich von ihrem Anblick löste und Ajax beim Aufbau half.
Gegen 23 Uhr saßen wir alle auf unseren Stühlen um das Lagerfeuer herum. Die Zelte standen alle, wir hatten gegessen und einige hatten sogar schon eine kurze Runde über den Platz gedreht, um Sanitäranlagen und die Badestelle zu sehen. Wir hatten zwar erst Juni und die Temperaturen hielten sich im Bereich von 16 bis 22 grad auf, aber wir waren alle hart im nehmen und würden es morgen wagen in das kalte Bergwasser zu springen. Während wir alle in friedlichem schweigen dem knistern des Feuers lauschten, schleifte mein Blick immer wieder rüber zu Nova. Sie saß mit angezogenen Beinen in eine Decke gewickelt auf ihrem Stuhl und wirkte mal wieder abwesend. So hatte ich sie heute schon oft gesehen. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie solange gefragt, bis sie mir gesagt hätte was mit ihr los ist. Aber das tat ich nicht. Weil ich mir nicht sicher war, ob es das ganze nicht noch schlimmer machen würde, wenn ich sie bedrängte.
„Hör auf sie anzustarren." flüsterte Ajax und stieß mich von der Seite an.
„Ich gehe ins Bett." murmelte ich. „Gute Nacht Leute." rief ich in die Runde und schien damit Aufbruchstimmung ausgelöst zu haben, denn plötzlich standen auch fast alle anderen auf und in den nächsten Minuten hörte man, Reisverschlüsse auf und zu gehen, die letzten Leute gingen nochmal in die Waschräume und irgendwann verstummten die Geräusche. Ajax lag neben mir auf seiner Matratze und ich merkte an seiner Körperhaltung, dass er noch etwas zusagen hatte.
„Warum hast du mir nichts von Nova und dir erzählt?"
„Was hätte ich erzählen sollen?" versuchte ich es und scheiterte.
„Vielleicht dass du den ganzen Sonntag mit ihr bei ihrer Familie warst. Oder vielleicht von dem Beinahe Kuss?" er sah mich von der Seite an.
„Weil es eben nur Beinahe war." raunte ich genervt, wegen diesem beinahe, dem fast, dem ich hätte sie einfach küssen sollen, egal was kommt.
„Und war noch irgendwas? Ich finde sie ist... anders, als sonst."
„Ja da waren noch andere Sachen... ich weiß aber nicht was alles zu diesem anders sein geführt hat." gab ich ehrlich zu.
„Du hast mich vor einigen Tagen was gefragt... ob ich weiß wie man richtig mit Panikattacken umgeht oder schonmal eine erlebt habe..."
Ich schwieg.
„Ging es dabei um einen Uni Kurs oder... oder ging es um Nova?" manchmal war er einfach zu gut... ich bejahte es nicht, aber verneinen tat ich es auch nicht, was ihm scheinbar als Antwort genügte. „Du solltest mit ihr reden. Bayda kann scheinbar nicht helfen. Vielleicht ja... du..."

That goddamn smile Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt