19

66 2 0
                                    

Gino
„Sie verstehen sich echt gut. Ida ist eigentlich immer sehr zurückhaltend, wenn es um neue Leute geht." Brandon und ich standen in der Küche und beobachteten die beiden Mädchen im Wohnzimmer, wie sie wieder mit dem riesigen Puppenhaus spielten.
„Macy quatscht jeden solange voll, bis der jenige antwortet."
„Na dann hoffe ich, dass sie zumindest zuhause manchmal müde davon wird."
„Nicht schlimm wenn nicht. Ich wohne mit meinem besten Freund zusammen, den sie neben mir den ganzen Tag voll quatschen kann. Und wenn wir nicht können, sitzt in der Regel immer ein Basketballteam in unserem Wohnzimmer. Oder sie nimmt eben den Kater."
„Volles Haus." stellte er lachend fest.
„Anders wüsste ich nicht wie ich es füllen sollte."
„Schatz kannst du einmal die Kisten aus dem Wagen holen?" Audrey kam mit einer Tüte voll mit Einkäufen in die Küche.
„Soll ich helfen?"
„Nein!" sagten beide im Chor.
„Du bist Gast." Audrey lächelte mich an. Während Brandon und Audrey also ihr Auto ausräumten beschloss ich ins Gästezimmer zugehen und... nicht im Weg rum zu stehen. Ich öffnete die Tür und... entdeckte Nova. Sie lag auf dem Bett, hatte ihre Augen geschlossen und bemerkte mich scheinbar nicht. Ich schloss die Tür etwas lauter als normal und sie schreckte hoch.
„Sorry!" sie sprang vom Bett hoch und richtete ihre roten Haare. „Ich wollte nur... ein paar Minuten die Ruhe genießen. Und auf dem Sofa ist das nicht möglich."
„Hast du ein Problem damit, wenn ich mich für ein paar Minuten dazu lege?" ich wertete ihr überraschtes starren als ein Jahr und warf mich auf das Bett. Das weiche Kissen gab unter meinem Kopf nach und ich versank in dem Bett. Nach kurzem Zögern kletterte sie zurück ins Bett. Ich breitete meinen Arm aus und sie rückte direkt an mich heran. Ihr Kopf ruhte an meiner Schulter und sie malte kleine Formen auf meine Brust. „Soll ich heute Nacht mit Macy aufs Sofa gehen? Dann kannst du hier in Ruhe schlafen."
„Nein!" lehnte sie sofort ab. „Du bist mein Gast und ich lasse dich definitiv nicht auf dem Sofa schlafen. Morgen Nacht kann ich wieder bei mir im Zimmer liegen und... naja an Torry bin ich mittlerweile gewöhnt. Ich hoffe einfach nur das Winston morgen nicht da ist, wenn ich zurück komme."
„Ich warte einfach vor dem Wohnheim und wenn er da ist, steigst du einfach wieder in mein Auto und kommst mit zu mir." Mit einer eleganten Bewegung rollte ich mich auf sie, stützte mich mit den Ellenbogen in der Matratze ab und sah sie an. Ihre grünen Augen leuchteten.
„Du siehst mich dich schon Abends bei dem Spiel."
„Und ich bin glücklich über jede extra Minute die ich dich sehen darf." raunte ich und küsste sie. Ich schmeckte ihre Zunge, spürte ihre Hände die sich langsam einen Weg unter mein Shirt suchten und sanft über meine Haut strichen. Wie gern wäre ich diesen Stoff zwischen uns losgeworden. Doch wir waren nicht allein in diesem Haus. Und als hätte ich es gewusst ging in diesem Moment die Tür auf. Als hätte ich mich an Novas Lippen verbrannt, stieß ich mich von ihr weg und saß mit kribbelnden Lippen neben ihr im Bett.
„Daddy wo ist meine Wasserflasche?"
Ich musste mich räuspern um irgendwie klar zu kommen. „Hast du sie nicht im Wohnzimmer auf den Tisch gestellt?"
„Da ist sie nicht."
„Ich such sie Gleich."
„Na komm Macy. Ich gehe mit dir suchen. Ich glaube dein Daddy braucht noch ein zwei Minuten." Nova stieg aus dem Bett. Sie grinste mich an, weil sie ganz genau wusste was sie mit mir gemacht hatte. „Vielleicht hat Audrey sie weggeräumt." hörte ich sie sagen, während sie schon aus dem Zimmer verschwunden waren.

Es war 13:30 Uhr als ich Nova vor dem Riverfront Wohnheim abgesetzt habe. Und es war 13:35 Uhr als sie wieder in mein Auto stieg. Neben ihrer Mitbewohnerin Torry, besetzte auch der merkwürdige Winston das Zimmer. Ich parkte meinen Jeep auf der Auffahrt vor meinem Haus und entdeckte schon die Autos der anderen an der Straße. Mit unseren Rucksack am einen Arm und Macy auf dem anderen, die natürlich wieder im Auto geschlafen hatte, schloss ich die Haustür auf und wurde von einem vertrauten Stimmengewirr begrüßt. Die Jungs saßen auf dem Sofa, schauten irgendein Spiel an und schienen überrascht uns zusehen. Beziehungsweise mich und Nova zusammen.
„Kleiner spontaner Wochendausflug mit Macy." zitierte Lui meine Nachricht in unserem Gruppenchat.
„Ihr habt euch bestimmt nur zufällig getroffen und wegen dem CO2 und Umweltschutz einfach ein Auto geteilt, nicht wahr?" Nathan zog eine Augenbraue in die Luft und ich lächelte mein Team nur an. Egal was ich sagen würde, es wäre gelogen. Und sie würden es wissen.
„Was auch immer du jetzt vor hast..." Ajax stand vom Sofa auf.
„Ich bringe die Rucksäcke nach oben."
„Little Martinelli bleibt bei mir." ohne auf meine Antwort zu warten nahm er mir Macy ab und setzte sich zurück aufs Sofa. Sie kuschelte sich direkt an ihn und schlief einfach weiter.
„Vielleicht solltet ihr dem Kater auch mal so viel Liebe schenken." schlug ich vor, als der gelbe Kater sich um meine Beine schlängelte. „Nicht war kleiner Nugget?" ich hab ihn hoch und krauelte ihn an seiner Lieblings Stelle hinter dem Ohr.
„Ich hab's versucht." Brix deutete auf einen Kratzer und seinem Auge. „Nugget will lieber spielen als zu kuscheln."
Ich musste grinsen. „Versucht es nochmal." ich setzte den Kater auf dem Sofa ab und lief zu der Treppe nach oben. Ich sah zu Nova rüber, die etwas verloren im Wohnzimmer rum stand und mir nach sah. Ich nickte die Treppe hoch um ihr zu zeigen, dass sie mit kommen kann, oder besser sollte, denn sonst würden die Jungs sie wahrscheinlich über die letzten Tage ausquetschen. Gemeinsam mit ihr lief ich die Treppen hoch und brachte zuerst Macys Rucksack in ihr Zimmer und ging dann nebenan in mein Zimmer. Nova schaute sich im Zimmer um. Na klar! Sie war ja schließlich noch nie hier. Viel zu sehen gab es nur nicht. Die Wände waren dunkel grau, ein dunkel brauner Holzfußboden, ein dunkles Bett und eine Kommode mit einem Fernseher, eine Wand war mit einem Einbauschrank versehen und eine große Fensterfront glich die Dunkeln Möbel aus und ließ das Zimmer nicht zu düster wirken.
„Gino..." Nova schloss leise die Tür und sah mich an. Unentschlossen. „Ich... wegen der letzten Tage..."
„Das war selbstverständlich." winkte ich ab.
„Nein!" ging sie sofort dazwischen. „Nein das war nicht selbstverständlich. Nichts an dir ist für mich selbstverständlich. Es gibt nicht viele Leute die das getan hätten. Es gibt auch nicht viele Leute die ich überhaupt wegen sowas angerufen hätte. Aber du... du hast mich mit genommen in dein Zuhause, mich diesen tollen Leuten da unten vorgestellt, mir zugehört wenn ich etwas zu sagen hatte, mir auch zugehört wenn ich nichts gesagt habe... Du hast nicht mal gezögert, sondern bist sofort los gefahren, als..."
Ich zog sie an mich und küsste sie. Ich schmeckte ihren heißen Atmen an meinen Lippen, spürte ihren Körper der sich an mich drängte. Ich ließ mich rückwärts mit ihr auf mein Bett fallen und genoss den Anblick, wie sie über mir kniete und mich ansah. Die roten Haare umrahmten ihren Körper perfekt und ihre grün grauen Augen hinterließen heiße Spuren auf meinem Körper. Langsam ließ ich meine Hände ihre Oberschenkel hinaufgeleiten. Ich bin ihr völlig verfallen. Das realisierte ich in diesem Moment. Alles was sie tut. Alles was sie sagt. Alles was sie ist. Sie ist die ganze Zeit in meinen Gedanken und ich würde alles versuchen um sie glücklich zu machen. Viel zu lange habe ich mir diese Gefühle verboten, sie völlig aus meinem Leben verbannt und niemand hat es geschafft sie zurück zu holen, doch Nova... Nova macht irgendwas mit mir. Und ich mochte es viel zu sehr.
„Schau mich nicht so an." sie bewegte sich auf mir.
„Wie denn?"
„Als wäre ich dein Mittagessen."
„Vielleicht habe ich Hunger." lachte ich. „Schließlich habe ich heute nur ein Brötchen zum Frühstück bekommen." mit einer schnelle Bewegung warf ich sie von mir runter und lehnte mich über sie. Ich küsste jeden Zentimeter Haut ihres Halses und entlockte ihr ein zufriedenes Seufzen. Gerade als ich den Stoff etwas zur Seite schob, um mir einen Weg zu ihren Brüsten zu verschaffen, klopfte es an der Tür.
„Gino?"
„Das kann doch nicht war sein." knurrte ich und verharrte mir meinem Mund an Novas Hals.
„Nudeln oder Reis zum Mittagessen." fragte Ajax hinter der Tür. Nova lachte unter mir.
„Dein Ernst Ajax?" rief ich ihm zu und hörte ihn nun lachen.
„Habe ich euch gestört bei irgendwas?"
„Nudeln!" rief Nova.
„Und jetzt verschwinde!" Ich warf ein Kissen in Richtung der Tür, auch wenn es ihn natürlich hinter der geschlossenen Tür nicht treffen würde. Ich wollte gerade da weiter machen wo wir stehen geblieben waren, da zog Nova mich zu ihren Lippen und küsste mich.
„Wir sollten auch runter."
„Nein." protestierte ich und hauchte federleichte Küsse auf ihren Mundwinkel. Sie lächelte und schob mich sanft von sich runter.
„Na los." Nova verließ mein Zimmer und als ich kurz darauf mit ihr die Treppe hinunter lief, lag Macy immer noch auf dem Sofa. Mittlerweile war sie wach, hatte sich lang ausgestreckt auf Gibby und Kenji gelegt und zog Nathan neben sich immer wieder die Mütze über die Augen. Nova ging direkt in die Küche, wo Ajax und Jasper gerade die Nudeln in einen großen Topf mit kochendem Wasser schütteten.
„Habt ihr schon Salz drin?" sie lehnte sich mit den Armen auf die Kücheninsel und lugte in den Topf. Wortlos holte Ajax den Salzstreuer aus einem Regal und gab ein wenig in das Wasser. Während Ajax und Jas die Soße vorbereiteten, eine einfache aus dem Glas, die sie ganz ohne Novas Hilfe hin bekommen sollten, trat ich von hinten an sie heran und legte meinen Kopf auf ihre Schulter und umarmte sie. Sie lehnte sich gegen mich und drehte ihren Kopf, sodass ihre Lippen meine Wange strichen.

Es war bereits 18:30 Uhr als Ajax, Brix, Gibby und ich vom Parkplatz Richtung Sporthalle liefen, in der wir um 20 Uhr gegen eine Mannschaft aus Vancouver spielen würden. Macy lief einige Meter vor uns und hüpfte über die Risse in den Bodenplatten.
„Geht es Nova gut?" fragte Gibby.
„Warum?"
„Weiß nicht. Irgendwie so ein Gefühl." er zuckte mit den Schultern.
„Sie wollte zu ihrer Familie fahren. Und du bist Hals überlief hinterher gefahren und hast dich zwei Tage lang fast nicht gemeldet." fügte Ajax hinzu.
„Und sie ist bei euch im Haus geblieben, obwohl du wegen Macy keine Zeit hattest und sie auch vom Wohnheim herkommen könnte. Effie wäre egal wo hingefahren um sie abzuholen." mischte sich nun auch noch Brix ein.
„Sie ist bei uns, weil ihre Mitbewohnerin ständig diesen merkwürdigen Typen anschleppt und sie mit den beiden in einem winzigen Zimmer rumsitzen müsste." erklärte ich. „Und wegen dem anderen Zeug... sie hat irgendwie Schwierigkeiten mit ihrer Familie. Aber das soll sie euch erzählen wenn sie möchte. Ich werde da nichts..."
„Sollst du auch nicht." geht Ajax dazwischen. „Wir haben und nur... Sorgen gemacht."
„Braucht ihr nicht."
„Gut! Dann gehen wir jetzt das andere Problem an, weswegen wir uns Sorgen machen." Gibby sah mich ernst an.
„Leo!" sagten sie alle drei gleichzeitig.
„Ihr müsst das klären." Brix sah mich eindringlich an und ich schnaubte. Der Idiot klärt Sachen nie auf eine ruhige Weise. Brix provoziert Leute liebend gern und liebt Streit.
„Sonst setzt der Coach euch beide solange auf die Bank, bis ihr es getan habt."
„Du bist der Kapitän. Du hast da auch noch was mit zu reden."
„Nein! Wenn Ernie euch auf der Bank will, weil ihr euch wie Kleinkinder streitet, habe ich da nichts zu sagen!" protestierte Ajax genervt.
„Wir streiten uns nicht wie Kleinkinder. Er hat mir zuerst eine verpasst. Ich verstehe nicht, warum ich auf ihn zugehen soll." ich zog die Tür auf und ließ Macy in die Sporthalle flitzen.
„Ist mir egal wer von euch beiden angefangen hat. Ihr wart beide die ganze Woche lang nicht beim Training, Leo hat mit fast keinem von uns gesprochen und wenn ihr beide nicht sprecht, haben wir ein großes Problem!"
„Wir müssen heute in die andere Umkleidekabine Macy!" rief Gibby, als Macy bereits die Tür zu einer der Umkleidekabinen aufgezogen hatte.
Als wir unsere Umkleidekabine betraten, waren alle 11 anderen Spieler unseres Teams bereits da. Ich suchte mir einen Platz aus, der am weitesten von Leo und seiner schlecht gelaunten Ausstrahlung entfernt war und zog mir das Mintgrün rote Trikot über.
„Leo und Gino!" donnerte Ajax plötzlich unsere Namen durch die Kabine. „Ihr werdet jetzt mit einander reden!"
Ich funkelte ihn nur böse an.
„Los gehts Macy." ich öffnete die Tür zur Sporthalle und ließ sie durch.
„Gino." knurrte Ajax.
„Leo! Verdammte scheiße! Mach deinen Mund auf und Sprich!" rastete Nathan plötzlich aus.
„Adams!" brüllte nun die Stimme unseres Coachs. „Du kannst dich heute gerne mit zu Martinelli und Stirling auf die Bank setzen. Dann spielen heute eben die neuen für euch alle! Und jetzt erklärt ihr mir, warum zwei meiner besten Spieler lieber Dauerplätze auf der Bank wollen, als ihre Auseinandersetzungen zu klären."
„Weil ich nicht einsehe, mich zu entschuldigen, wenn weder ich das Problem geschaffen habe, noch als erster meine Faust eingesetzt habe."
„Und ich verstehe nicht wieso ich das Problem bin!" brummte Leo und schob sich an mir vorbei in die Halle.
„Ihr geht euch jetzt erstmal warm laufen. Und zwar alle! Egal ob Dauerplatz auf der Bank oder nicht!" brüllte Ernie durch die Halle. Die nächsten Minuten scheuchte er uns durch die Halle, ließ uns einige Bälle werfen und Dehnübungen machen. „Und jetzt wo ihr ein bisschen Energie losgeworden seit, redet ihr. Hier und jetzt, ansonsten breche ich das Spiel hier ab und sage jedem das ihr wegen einer Magenverstimmung über den Toiletten hängt."
Das ganze Team sah uns böse, bevor sie alle in der Umkleidekabine verschwanden und uns ein bisschen Raum gaben. Ich sah sie aber hinter der offenen Tür, wie sie gespannt zuhörten.
„Ich bin die neutrale Partei. Was ist euer Problem?" Coach Ernie sah uns an, etwas ruhiger und gesammelter als die letzten Minuten.
„Er hat mich raus geworfen und ich weiß nicht, was ich getan habe!" brummte Leo.
„Dein Ernst?" Ich starrte ihn an. „Der offensichtliche Grund wäre ja schonmal, dass du dich mit mir geprügelt hast! Die Jungs wären Lebensmüde gewesen, wenn sie uns nicht getrennt hätten und da du dich in MEINEM scheiß Haus befunden hast, musst du gehen."
„Und was war dein Problem an dem Abend?" fragte Leo.
„Mein Problem war Freya."
„Und warum wurde ich dann angebrüllt?"

That goddamn smile Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt