16 | 𝐃𝐚𝐬 𝐄𝐧𝐝𝐞

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Ich sitze in der Notaufnahme, umgeben von Miguels Familie und meiner. Mein Körper zittert unaufhörlich, die Kälte der Klinikluft dringt durch meine klammen Kleider, die mit Miguels Blut durchtränkt sind. Meine Tränen fließen unaufhörlich meine Wangen hinunter, als wäre mein Herz in tausend Stücke zerrissen. Die Neonlichter der Klinik tauchen alles in ein kaltes, unbarmherziges Licht, das die Realität nur noch brutaler erscheinen lässt. Ich kann es einfach nicht fassen, dass der Mann, den ich liebe, auf mich geschossen hat. Wäre Miguel nicht dazwischen gegangen, würde ich jetzt an seiner Stelle auf dem Operationstisch liegen.

Miguels Mutter Elena sitzt neben mir, ihr Gesicht eine Maske des Schmerzes. Sie murmelt leise Gebete, ihre Hände fest ineinander verkrampft. Sein Vater Nael starrt stumm auf den Boden, seine Augen glasig und leer. Die Minuten ziehen sich endlos in die Länge, jeder Sekundenzeiger auf der Uhr scheint wie eine Ewigkeit.

Der Arzt kommt aus dem Operationssaal, und ich springe sofort von meinem Stuhl auf. Mein Herz schlägt wild, als ich ihm in die Augen sehe und verzweifelt auf gute Neuigkeiten hoffe. „Er hat es überlebt", sagt er mit fester Stimme. Die Worte prallen erst auf mich, bevor sie sich langsam in mein Bewusstsein senken.

Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und schluchze lautlos. Er hat es überlebt, Gott sei Dank. Gabriela stürmt auf mich zu, ihre Augen glänzen vor Tränen der Erleichterung. Sie schließt mich in eine feste Umarmung, die ich sofort erwidere, unsere Tränen vermischen sich in einem Moment des geteilten Glücks. „Er hat es überlebt", flüstert Gabi in mein Ohr, und ich nicke heftig, als wir uns lösen.

Die ganze Martínez-Familie atmet erleichtert auf. Nael zieht Elena in eine enge Umarmung, seine Hände streichen beruhigend über ihren Rücken. Der Raum ist erfüllt von einem kollektiven Seufzen der Erleichterung, eine schwere Last scheint von allen Schultern genommen zu sein.

„Können wir ihn sehen?" fragt Nael schließlich, seine Stimme zittert vor Spannung und Sorge. Der Arzt mustert uns, sein Blick wandert von einem Gesicht zum anderen, bevor er spricht. „Erst, wenn wir ihn in ein Patientenzimmer gebracht haben", sagt er ruhig.

Wir nicken alle eifrig, die Erleichterung mischt sich mit Ungeduld. Ich muss ihn sehen, ich muss mich bei ihm entschuldigen. Meine Gedanken rasen, während die Sekunden wie Stunden vergehen.

Ich zappel nervös mit meinen Beinen. Jeder Herzschlag fühlt sich an wie ein Countdown, während wir ungeduldig darauf warten, zu Miguel gelassen zu werden. Die sterile Luft der Notaufnahme ist schwer und drückend, das Summen der Neonlichter verstärkt das Gefühl der Ungewissheit. Plötzlich tritt eine junge Krankenschwester auf uns zu. „Familie Martínez?" fragt sie nach. Pablo nickt. Sie mustert Pablo, dann schweift ihr Blick zu mir. „Señor Martínez ist bereit, Besuch zu empfangen, aber er möchte zuerst Señorita Isadora Rodríguez sehen," sagt sie sanft.

Ich zeige überrascht mit meiner Hand auf mich. „Mich?" frage ich nach. Sie nickt. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, den ich mühsam hinunterschlucke. Meine Beine fühlen sich wie Blei an, als ich mit der Krankenschwester den langen Flur entlang gehe. Die Wände scheinen sich zu verengen, während wir uns Zimmer 230 nähern.

Ich strecke die Hand nach der Türklinke aus, doch die Krankenschwester stoppt mich mit einer sanften Berührung. „Señor Martínez ist noch sehr schwach. Er braucht keinen Stress, also bitte versuchen Sie, ihn nicht zu belasten," sagt sie ernst. Ich nicke und flüstere ein dankbares „Gracias". Sie nickt zurück und geht weiter den Flur entlang, während ich tief durchatme und mich darauf vorbereite, das Krankenzimmer zu betreten.

Das Zimmer ist erfüllt von einem ruhigen, gleichmäßigen Piepen des Herzmonitors. Miguel liegt im Bett, umgeben von medizinischen Geräten, die seine Lebenszeichen überwachen. Sein Gesicht ist blass, aber als sich seine Augen langsam öffnen und er mich sieht, huscht ein schwaches Lächeln über sein Gesicht. „Du bist hier," murmelt er, seine Stimme ist kaum mehr als ein Hauch, aber es reicht, um meine Tränen erneut fließen zu lassen.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt