34 | 𝐃𝐢𝐞 𝐆𝐞𝐛𝐮𝐫𝐭

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Ich sitze auf dem Bett, vertieft in mein Buch, während ich genüsslich in einen saftigen Apfel beiße. Die 36. Schwangerschaftswoche ist angebrochen, und Mencía kann jeden Augenblick kommen. Die Vorfreude ist beinahe greifbar, und ich kann es kaum erwarten, meine kleine Tochter endlich in den Armen zu halten. Die Tasche für das Krankenhaus ist bereits gepackt und steht griffbereit neben der Tür. Sie enthält alles, was wir beide brauchen werden.

Meine Familie besucht mich gefühlt jeden Tag, genauso gespannt und aufgeregt wie ich. Ihre Anwesenheit ist ein Trost und eine willkommene Ablenkung von den endlosen Gedanken, die mir durch den Kopf gehen. Ich habe es geschafft, in den letzten Monaten weniger an Antonio zu denken. Klar, ab und zu taucht ein Gedanke an ihn auf, aber es ist nicht mehr so überwältigend wie früher.

Was die Nachricht von der unbekannten Nummer angeht, konnte Miguel den Besitzer leider nicht finden. Langsam beginnen wir zu glauben, dass es nur ein schlechter Scherz war. Schließlich würde sich die Person doch zeigen oder etwas unternehmen, wenn es ernst gemeint wäre, oder? Aber nichts ist passiert. Kein weiteres Lebenszeichen von "V". Die anfängliche Angst hat sich in eine Art resignierte Gleichgültigkeit verwandelt.

Ich schlage die nächste Seite meines Buches auf und versuche, mich auf die Geschichte zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Wie wird Mencía wohl aussehen? Wird sie Antonios Augen haben? Oder vielleicht mein Lächeln? Die Vorstellung, sie bald bei mir zu haben, lässt mein Herz schneller schlagen.

Meine Gedanken werden durch das Klopfen an der Tür unterbrochen. "Adelante," rufe ich, und die Tür öffnet sich. Miguel tritt ein und schließt sie hinter sich. "Wie geht es euch?" fragt er sanft und setzt sich vor mich aufs Bett.

"Uns geht es gut," antworte ich mit einem Lächeln und streichle meinen runden Bauch. "Ich kann es kaum erwarten, dass die Kleine auf die Welt kommt," sage ich aufgeregt.

Miguel lächelt ebenfalls sanft. "Das glaube ich dir," murmelt er und nimmt meine Hand in seine. Seine Berührung ist warm und beruhigend, eine seltene Insel der Ruhe inmitten all der Ungewissheiten, die mich umgeben.

"Jeden Tag frage ich mich, wie sie aussehen wird," flüstere ich, während meine Gedanken um Mencía kreisen. "Wird sie meine Augen haben oder Antonios? Seinen Charakter oder meinen?"

Miguel lacht leise. "Ich hoffe, sie wird deine Stärke und deinen Mut erben. Sie wird eine Kämpferin sein."

Ich lache leise und lehne mich gegen ihn. "Ich hoffe, sie wird glücklich. Das ist das Wichtigste."

Miguel legt seinen Arm um mich und drückt mich sanft an sich. "Sie wird es sein. Wir werden dafür sorgen."

Ich schließe die Augen und genieße die Wärme seines Körpers. Für diesen Moment scheint alles perfekt zu sein. Auch wenn die Welt draußen chaotisch ist, finde ich in seiner Nähe einen Hauch von Frieden. Und mit Mencía, die bald in unser Leben tritt, wird dieser Frieden nur wachsen. Aber tief in meinem Herzen sehne ich mich nach Antonio, dem wahren Vater meines Kindes.

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Ich werde von einem starken Ziehen in meinem Bauch aufgeweckt. Ich richte mich hastig auf, es ist dunkel und Miguel schläft tief neben mir. "Mierda," fluche ich und lege meine Hand auf meinen Bauch. Das Ziehen wird stärker und ich stöhne vor Schmerzen auf. Miguel öffnet müde seine Augen und schaut mich verwirrt an. "Was ist passiert?" fragt Miguel verschlafen und richtet sich auf.

Ich stöhne noch lauter vor Schmerzen auf. Sofort weiten sich Miguels Augen. "Isa?" fragt er besorgt. Plötzlich spüre ich, wie eine Flüssigkeit meine Beine hinunterläuft. "Fuck, meine Fruchtblase ist geplatzt," stöhne ich immer noch vor Schmerzen. Mit einer Hand halte ich mich am Bauch, während ich mich mit der anderen an der Decke festkralle.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt