18 | 𝐙𝐰𝐚𝐧𝐠𝐬𝐡𝐞𝐢𝐫𝐚𝐭

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Ich öffne meine Augen langsam. Gabriela liegt neben mir und schläft noch tief, ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Ich richte mich vorsichtig auf und atme erleichtert aus. Der Albtraum hat sich so echt angefühlt. Das Licht, das durch die Vorhänge dringt, ist weich und beruhigend. Ich blicke auf die Uhr; es ist 10 Uhr morgens. Mein Herz zieht sich zusammen bei dem Gedanken an das, was heute auf mich zukommt. Ich schlucke hart. Heute muss ich meiner Familie die Wahrheit erzählen. Ich habe Angst vor ihrer Reaktion. Sie werden mich hassen und verabscheuen. 

Ich stehe langsam auf, bemüht, Gabriela nicht zu wecken. Ihre Haare sind über das Kissen verstreut, ihr Gesicht sieht so friedlich aus. Vorsichtig schleiche ich ins Badezimmer und schließe die Tür leise hinter mir. Der kalte Fliesenboden kitzelt meine Füße, als ich mich der Dusche nähere. Ich drehe den Wasserhahn auf und lasse das warme Wasser über meine Haut strömen. Der Dampf füllt den Raum, und ich atme tief ein, versuche die Anspannung aus meinen Muskeln zu waschen.

Nachdem ich fertig geduscht habe, trete ich aus der Kabine und greife nach dem Handtuch. Das weiche Material fühlt sich beruhigend an, während ich mich abtrockne. Ich gehe zum Waschbecken und schnappe mir die Zahnbürste. Beim Putzen meiner Zähne betrachte ich mich im Spiegel. Meine Augen sind immer noch rot und angeschwollen. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel geweint. 

Nachdem ich meine Zähne geputzt habe, verlasse ich das Badezimmer. Gabriela liegt nicht mehr im Bett; wahrscheinlich ist sie unten im Esszimmer. Der Gedanke an Essen reizt mich im Moment sowieso nicht. Ich seufze tief und gehe zum Kleiderschrank. Meine Finger gleiten über die Kleidung, bis ich schließlich Unterwäsche, eine Jogginghose und meinen Lieblingshoodie herausziehe. 

Ich ziehe mich langsam an, das weiche Material des Hoodies umarmt mich wie eine beruhigende Umarmung. Die Jogginghose sitzt locker und bequem. Während ich mich anziehe, wandern meine Gedanken wieder zu dem bevorstehenden Gespräch. Der Knoten in meinem Magen zieht sich enger zusammen. Wie werde ich anfangen? Was, wenn sie mich wirklich hassen?

Meine Gedanken werden durch ein Klopfen aufgerissen. "Sí," rufe ich und trete aus dem Kleiderschrank heraus. Alejandro öffnet die Tür, und sein Blick durchbohrt mich. "Papá ist in seinem Büro und wartet auf dich," sagt er ernst. Mein Herz beginnt wild zu pochen, die Angst kriecht in jede Faser meines Körpers.

Ich nicke stumm und gehe mit Alejandro aus dem Zimmer. Meine Beine fühlen sich schwer an, jeder Schritt ist eine Herausforderung. Mein Körper zittert vor Nervosität. Wir gehen die Treppe hinunter, und ich kann das Adrenalin in meinen Adern spüren. Die vertrauten Geräusche des Hauses, die knarrenden Stufen und das entfernte Summen der Klimaanlage, scheinen heute lauter zu sein, als ob sie meine Angst verstärken wollten.

Durch das Foyer zu gehen fühlt sich an, als würde ich durch einen langen, dunklen Tunnel schreiten.  Jeder Schritt hallt in meinem Kopf wider. Ich weiß, dass dies der Moment der Wahrheit ist, und die Ungewissheit, wie Papá reagieren wird, schnürt mir die Kehle zu.

Als wir die Tür zu Papás Büro erreichen, zögere ich einen Moment. Alejandro bemerkt mein Zögern und legt eine Hand auf meine Schulter. "Du schaffst das," sagt er leise, seine Stimme fest und beruhigend. Seine Unterstützung gibt mir einen Hauch von Mut. Ich atme tief durch und klopfe an die Tür.

"Adelante," höre ich Papá von drinnen rufen. Seine Stimme klingt ruhig, fast schon sanft, doch das beruhigt mich nicht. Ich öffne die Tür und trete ein, gefolgt von Alejandro. Papá sitzt an seinem Schreibtisch, seine Augen auf mich gerichtet, und ich spüre, wie mein Herz einen Schlag aussetzt.  

"Setz dich, hija," sagt er und zeigt auf den Stuhl vor ihm. Ich gehorche, setze mich und spüre, wie meine Hände zittern. Alejandro bleibt an der Tür stehen, seine Präsenz beruhigend und unterstützend.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt