19 | 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐚𝐧𝐠𝐞𝐫?

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Ich sitze mit den nassen Klamotten in der randvollen Badewanne und starre auf einen Punkt an der Wand. Die Fliesen sind kalt und hart unter mir, das Wasser ist längst abgekühlt und hinterlässt ein Frösteln auf meiner Haut. Es fühlt sich an, als ob die Kälte tief in meine Knochen kriecht und mein Herz erreicht. Meine Gedanken sind ein chaotisches Durcheinander, wirbeln herum wie ein Sturm, der keine Ruhe findet.

Miguel hat vor mehreren Monaten um meine Hand bei meinem Vater angehalten. Ich will ihn nicht heiraten. Mein Herz gehört einem anderen, auch wenn es zerrissen und gebrochen ist. Antonio. Sein Name hallt in meinem Kopf wider, wie ein schmerzhaftes Echo. Ich liebe ihn, aber seine Liebe hat mich zerstört. Seine Berührungen, seine Worte, sie haben sich in mein Innerstes gebrannt, Narben hinterlassen, die niemals heilen werden. Warum kann ich ihn nicht vergessen? 

Tränen kommen nicht mehr aus meinen Augen. Ich habe so viel geweint, dass nichts mehr übrig ist. Mein Herz fühlt sich ausgetrocknet an, wie eine Wüste, die jeden Tropfen Wasser vermisst. 

Ich seufze schwer und zwinge mich aufzustehen. Das Wasser läuft von meinen Kleidern und hinterlässt eine nasse Spur auf den Fliesen. Meine Schritte sind langsam und schwer, als ob jeder Schritt eine Last wäre, die ich kaum tragen kann. Ich krieche aus der Badewanne, mein Blick auf die kleine Schublade am Waschbecken fixiert. Die Gedanken in meinem Kopf sind dunkel und wirr, ein endloses Echo der Verzweiflung.

Mit zitternden Fingern öffne ich die Schublade. Dort liegt es, das Messer. Ein einziger Stich und all meine Sorgen wären verschwunden. Gracias an Alejandro, der das Messer hier versteckt hat, damit wir uns im Notfall verteidigen können, wenn wir unsere Waffen nicht zur Hand haben. Ein trauriges Lächeln huscht über mein Gesicht. Wer hätte gedacht, dass ich es in diesem Moment für etwas ganz anderes brauchen würde?

Meine Hand zittert, als ich das scharfe Messer ergreife. Die Klinge reflektiert das kühle Licht des Badezimmers, und ich ziehe meinen zitternden Finger entlang der Schneide, spüre die Schärfe, die jeden Moment das dünne Band meiner Realität durchtrennen könnte. Mit dem Messer in der Hand steige ich wieder in die Badewanne, das Wasser um mich herum ist eiskalt, wie mein Herz.

Meine Gedanken schweifen zu Antonio. Die Erinnerungen sind lebendig, so intensiv, dass es schmerzt. Ich sehe uns, wie wir bei unserem ersten Date an einem kleinen Café am See sitzen, seine dunklen blauen Augen, tief und unergründlich, die mich fesselten. Ich erinnere mich an unsere gemeinsamen Nächte, wie wir unter dem Sternenhimmel lagen und uns Geschichten erzählten, seine Nähe, die wie ein wärmender Mantel um mich lag. Sein Körper, stark und schützend, seine Küsse, die mich in eine Welt ohne Sorgen entführten. Seine Stimme, die wie ein sanftes Lied in meinen Ohren klang, jedes Wort ein Versprechen, das er nie halten konnte.

Tränen, die ich nicht mehr habe, drohen meine Augen zu füllen, doch sie bleiben aus. Die Leere in mir ist überwältigend, ein schwarzes Loch, das alles Licht verschlingt. Antonio hat mich gebrochen, seine Liebe war eine Illusion..

Meine Finger umklammern das Messer fester, und ich spüre die Kälte der Klinge gegen meine Haut. Ein einziger Schnitt, und all das wäre vorbei. Kein Schmerz mehr, keine Verwirrung, keine Qual. Nur Stille. 

Ich halte das Messer an mein Handgelenk, mein Blick fixiert auf die blauen Adern, die unter meiner blassen Haut pulsieren. Die Klinge ist kalt, so kalt wie die Verzweiflung, die mich umgibt. Ein einziger Schnitt, und all das wäre vorbei. Meine Familie wird mich hier finden, in den nächsten Stunden, in einem Meer aus Blut. Ein tragisches Ende für eine Geschichte voller Schmerz.

Doch plötzlich stoppe ich. Blut. Meine Gedanken stocken. Meine Tage verspäten sich. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, und ich starre auf meinen Bauch. Meine Augen weiten sich, und das Messer rutscht mir aus der Hand, fällt mit einem dumpfen Platschen ins Wasser.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt