30 | 𝐔𝐧𝐛𝐞𝐤𝐚𝐧𝐧𝐭𝐞 𝐍𝐮𝐦𝐦𝐞𝐫

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Ein Monat ist vergangen, seit ich wieder zuhause bin. Ich befinde mich bereits im sechsundzwanzigsten Schwangerschaftsmonat, nur noch drei Monate bis Mencía zur Welt kommt. In dieser Zeit habe ich fast ausschließlich mit meiner Familie verbracht. Miguel ist zurückgekehrt und drängte darauf, dass ich zu unserem "Zuhause" zurückkehre, doch ich möchte weder ihn sehen noch hören. Gelegentlich besucht er mich, um sicherzustellen, dass es uns gut geht, Mencía und mir. 

Heute ist Antonios Geburtstag, er ist jetzt 30 Jahre alt. Es schmerzt mich im Herzen, dass ich nicht weiß, wo er ist. Ich habe meinen Vater gebeten, Leute zu beauftragen, ihn zu suchen. Zuerst zögerte er, aber schließlich stimmte er zu. Antonio ist schließlich der Vater meines Kindes. Leider verläuft die Suche bisher erfolglos. Papá sagte, dass die Russen die Russos aus New York vertrieben haben, weil sie angegriffen wurden. Wahrscheinlich lebt Antonio jetzt irgendwo versteckt unter einem neuen Namen.

Gabriela, die jetzt mit Alejandro zusammen ist, ist zu uns gezogen, was mich glücklich macht. Jetzt sehe ich sie öfter. Isabella, Gabriela und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren shoppen, sowohl für uns als auch für Mencía – jetzt hat sie alles, was sie braucht.

Diego hat vor Kurzem beinahe unsere Küche niedergebrannt. Nachts bekam er Lust auf einen Mitternachtssnack und versuchte, Pizza zu backen, was gründlich schiefging.

"Wie findest du dieses hier?" fragt mich Gabriela und stupst mich an. "Was?" frage ich sie verwirrt und hebe eine Augenbraue. Gabriela seufzt, ihre Augen verdrehen sich leicht genervt. "Hast du mir überhaupt zugehört?" fragt sie und schiebt ihre Hände in die Hüften.

Ich nicke hastig, eine kleine Lüge. Gabriela hebt eine Augenbraue skeptisch. "Und über was habe ich geredet?"

Ich huste kurz, versuche Zeit zu gewinnen. "Ehm..." fange ich an, ohne wirklich einen Plan zu haben. "Also..."

Gabriela gibt mir einen wütenden Blick. "Das dachte ich mir schon," sagt sie und ihre Stimme ist ein wenig enttäuscht. Ich schaue sie entschuldigend an, versuche das Gespräch zu retten.

Sie hält mir ihr Handy vors Gesicht. "Welches ist besser?" fragt sie und ich kann die leichte Frustration in ihrer Stimme hören.

Ich nehme ihr Handy und scrolle durch die Bilder. Da sind vier Kleider zur Auswahl: eines ist karamellfarben, das andere smaragdgrün, dunkel lila und schwarz.

"Definitiv das smaragdgrüne," sage ich und gebe ihr das Handy zurück. Die Farbe würde perfekt zu ihren Augen passen und ihre Haut zum Leuchten bringen. Gabriela nickt zufrieden, ein kleines Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht.

"Ich wusste, dass du den richtigen Geschmack hast," sagt sie und ihre Stimme wird wieder freundlicher. "Danke, Isadora. Manchmal brauche ich einfach eine zweite Meinung."

"Immer gern," sage ich und versuche, die Schuldgefühle zu verdrängen, weil ich ihr nicht von Anfang an zugehört habe.

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Ich liege alleine im Bett, die Dunkelheit hat das Zimmer längst umhüllt. Mit Antonios Kette um meinen Hals spiele ich gedankenverloren, während ich versuche, mich in ein Buch zu vertiefen. Die Seiten verschwimmen vor meinen Augen, die Wörter verlieren ihre Bedeutung. Die Tage schleichen vorbei, und der Schmerz in mir bleibt unverändert.

Ich lege das Buch beiseite und starre an die Decke, meine Finger umklammern die Kette fest. Antonios Abwesenheit ist wie ein schwerer Schleier, der sich über mein Herz gelegt hat. Wo ist er nur? Warum kann ich ihn nicht erreichen? Ob er an mich denkt? Diese Fragen nagen unaufhörlich an mir.

Ein tiefer Seufzer entweicht meinen Lippen. Die Ungewissheit ist unerträglich. Ich schließe die Augen und versuche, mich an seine Berührungen, seine Stimme, seinen Duft zu erinnern. Die Erinnerungen sind bittersüß, sie lassen mein Herz schneller schlagen und schmerzen zugleich.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt