31 | 𝐍𝐞𝐮𝐚𝐧𝐟𝐚𝐧𝐠

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Ich sitze mit Miguel im Auto, während er uns "nach Hause" fährt. Die Stille im Wagen ist bedrückend, und ich starre aus dem Fenster, versuche mich auf die vorbeiziehende Landschaft zu konzentrieren. Ich wollte nicht mitfahren, doch meine Eltern haben darauf bestanden, da er schließlich immer noch mein Ehemann ist. Ein ekliger Fremdgeher, aber trotzdem mein Ehemann.

Die Nacht in Spanien, als ich ihn in der Küche sah, wie er unsere Angestellte Luisa fickte, werde ich nie vergessen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Der Schmerz, den ich fühlte, war weniger wegen seiner Untreue – ich habe keine Gefühle für ihn, sondern wegen des Ortes. Unsere Küche. Wegen ihm habe ich fast Mencía verloren.

Miguel fährt schweigend, seine Augen starr auf die Straße gerichtet. Ich kann seine Anspannung spüren, aber es ist mir egal. Er hat es verdient. Jeder Blick, den er mir zuwirft, ist voller unausgesprochener Worte, aber ich weigere mich, auf seine Versuche einzugehen.

„Isadora," beginnt er schließlich, seine Stimme leise und vorsichtig. „Ich..."

„Sag nichts," unterbreche ich ihn, meine Stimme schärfer als beabsichtigt. „Es gibt nichts, was du sagen könntest, das irgendetwas ändert."

Er seufzt und schweigt wieder. Die Spannung im Auto wird unerträglich. Meine Gedanken wandern zurück zu jener Nacht. Ich hatte Mencía fast verloren wegen des Stresses. Der Gedanke daran lässt mich unwillkürlich meine Hand auf meinen Bauch legen. Ein starker Tritt von Mencía antwortet, als ob sie meine Gedanken spürt.

Ich wende meinen Blick wieder nach draußen, beobachte, wie die Sonne langsam hinter den Bergen verschwindet. Mein Herz ist schwer, aber ich weiß, dass ich stark bleiben muss. Für mich und für Mencía. Miguel hat seine Chance gehabt, und er hat sie verspielt.

„Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe," sagt Miguel plötzlich, seine Stimme voller Reue. „Ich will es wieder gutmachen, Isadora."

Ich lache bitter auf, ein kaltes, herzloses Geräusch, das die Spannung im Auto noch verstärkt. „Wieder gutmachen? Wie willst du das anstellen, Miguel? Die Zeit zurückdrehen?"

Er schweigt wieder, und ich spüre, wie seine Schultern sacken. Ich weiß, dass er nichts mehr sagen kann, das den Schaden ungeschehen macht. Mein Herz ist verschlossen für ihn, und meine Gedanken sind nur noch bei Mencía und unserer Zukunft.

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Ich betrete das Zimmer und verschließe die Tür hinter mir mit einem lauten Klicken. Ein tiefer Atemzug entweicht mir, als ich mich endlich von der angespannten Atmosphäre befreie. "Ab jetzt schläfst du in einem anderen Zimmer," hatte ich Miguel klar und deutlich gesagt. Zu meiner Überraschung hat er es akzeptiert, ohne Widerworte. Wenigstens respektiert er meine Entscheidungen.

Ich stelle meinen Koffer auf den Boden ab und lasse mich erschöpft aufs Bett fallen. Das weiche Bettzeug umhüllt mich, und ich ziehe meine Beine an mich, umarme sie fest. Die Dunkelheit des Zimmers spiegelt die Leere in meinem Herzen wider.

Antonio. Der Gedanke an ihn bringt eine Welle von Sehnsucht und Schmerz mit sich. Meine Finger greifen nach der Kette, die ich immer noch um meinen Hals trage – ein letztes Andenken an ihn. Tränen füllen meine Augen, und ich kann sie nicht zurückhalten. Ich vermisse Antonio so sehr, dass es schmerzt, physisch schmerzt.

Ich erinnere mich an die Zeiten, in denen er mich in seinen Armen gehalten hat, die Wärme und Sicherheit, die ich nur bei ihm gefunden habe. Diese Erinnerungen sind wie ein doppelter Schnitt – einerseits süß und kostbar, andererseits bitter und quälend, weil er jetzt weg ist.

In meinem Bauch spüre ich eine leichte Bewegung. Mencía tritt sanft, als ob sie mich trösten möchte. Ein schwaches Lächeln bricht durch die Tränen. „Ich weiß, mein kleines Mädchen. Bald werden wir uns sehen," sage ich sanft und streichele meinen Bauch. 

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt