27 | 𝐌𝐞𝐧𝐜í𝐚 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐃𝐨𝐦𝐞𝐧𝐢𝐜𝐨?

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Es sind bereits vier Monate vergangen, seit wir nach Spanien gekommen sind. Seit vier Monaten habe ich Antonio weder gesehen oder gehört. Mit meiner Familie darf ich gelegentlich telefonieren, mein Handy hat Miguel und gibt es mir nur, um jemanden anzurufen oder mit Gabriela zu schreiben. Gabriela kam letzte Woche zu uns. Ich habe ihr nicht erzählt, dass Miguel mich hierher gezwungen hat – schließlich ist er ihr Bruder. Miguel hat jeden angelogen und gesagt, dass wir hierher umgezogen sind, weil ICH es so wollte.

Ab und zu darf ich raus, aber nie allein. Meistens kommt entweder Miguel oder der Gorilla Hugo mit. Alleine darf ich nirgendwo hin. Und jetzt bin ich schon in der 20. Schwangerschaftswoche, mein Bauch ist schon richtig groß. Die Schwangerschaftshormone und die Übelkeit bringen mich um. Jeden Tag habe ich Lust auf seltsame Essenskombinationen – gestern wollte ich Nutella mit Sauergurken essen. Miguel kriegt noch einen Nervenzusammenbruch, so oft schicke ich ihn in den Laden, um mir eine meiner verrückten Kombinationen zu holen. Ich spüre auch oft, wie mein Kind im Bauch sich bewegt oder tritt. Das Kind ist das Einzige, was mich noch am Leben hält. Ich kann es kaum erwarten, noch vier Monate zu überstehen und mein Kind zu gebären. Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergangen ist.

Miguel und ich haben viel zusammen unternommen. Er hat mich auf verschiedene Dates mitgenommen, wir sind viel durch Spanien gereist, aber mein echtes Lächeln ist nicht zurückgekehrt. Ich fühle mich hier nicht glücklich. 

Heute fahre ich mit Miguel zum Frauenarzt, um das Geschlecht des Kindes herauszufinden. Ich habe schon über ein paar Namen nachgedacht. Wenn es ein Junge wird, würde ich ihn gerne Domenico nennen. und wenn es ein Mädchen wird, dann wird sie Mencía heißen. Ich liebe den Namen und wollte schon immer mein Mädchen so nennen.

Meine Gedanken werden mit einem Klopfen aufgerissen, als Miguel leise die Tür öffnet und mich ansieht. Sein Blick ist ruhig.. "Bist du bereit?" Seine Stimme ist sanft, fast besorgt.

"Sí", antworte ich knapp und stehe vom Bett auf. Meine Hand ruht instinktiv auf meinem Bauch, als ich meine Tasche greife, die auf dem Bett liegt. 

Wir gehen gemeinsam hinaus aus dem Haus, das warme spanische Sonnenlicht empfängt uns draußen. Die Straßen sind ruhig, nur das leise Murmeln der Nachbarschaft umgibt uns.

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Miguel und ich schlendern nervös den Flur des Krankenhauses entlang. Der Geruch nach Desinfektionsmittel liegt in der Luft, während wir uns der Tür des Untersuchungszimmers nähern. "Was denkst du, welches Geschlecht es wird?", fragt Miguel mit einem Hauch von Aufregung in seiner Stimme.

"Ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl, dass es ein Mädchen sein wird", erwidere ich sanft und lege liebevoll meine Hand auf meinen Bauch. Miguel lächelt und nickt verständnisvoll, seine Augen strahlen vor Vorfreude.

Als wir die Tür erreichen, klopft Miguel an und öffnet sie. Ich betrete den Raum zuerst, gefolgt von ihm. "Buenos días, señorita Martínez", begrüßt uns die Ärztin mit einem warmen Lächeln. "Buenos días", erwidere ich mit einem Lächeln zurück.

"Acuéstese por favor y levante su camiseta", (Legen Sie sich bitte hin und heben Sie Ihr Oberteil hoch.) sagt die Ärztin, während sie in ihrer Mappe blättert. Ich nicke und übergebe meine Tasche Miguel, bevor ich mich auf das Bett lege und mein Oberteil hochziehe. Ich warte ungeduldig, während die Ärztin sich vorbereitet.

"¿Tiene alguna molestia?",(Haben Sie irgendwelche Beschwerden?) fragt sie mich, während sie sich ihre Handschuhe anzieht. "No", antworte ich knapp. Sie nickt und schiebt ihren Stuhl näher, setzt sich und bereitet das Ultraschallgerät vor. Sie nimmt etwas Gel und erklärt: "Va a hacer frío por un momento." (Es wird für einen Moment kalt sein.) Ich nicke verständnisvoll, während sie das Gel auf meinen Bauch aufträgt. Die Kälte überrascht mich kurz, und ich beiße mir auf die Unterlippe.

Te pertenezco | Ich gehöre dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt