Ein leises Seufzen, ein feines Schmatzen. Die Geräusche eines zärtlichen Kusses. Schön, liebevoll und leidenschaftlich. Eine Hand schiebt sich in glänzendes rotes Haar und die feinen Konturen eines männlichen Gesichtes wurden sichtbar. Seine Augen waren geschlossen, seine Wangen leicht gerötet. Verloren in einem Kuss voller Feuer und Leidenschaft... Oh, wie sehr liebte ich dieses Gesicht, wie sehr seine sinnlichen Lippen. Doch das Mädchen, das ihn küsste, war nicht ich!
Ich schreckte aus dem Schlaf hoch und sah mich um. Es war dunkel und auf dem Fernseher lief ein Ameisenrennen. Ich war auf dem Sofa eingepennt beim Hausaufgaben machen.
Ich fuhr mir durch die Haare und leckte mir über die Lippen. Schon wieder dieser Traum. Wann würde das endlich aufhören?
Ich war seit über 8 Monaten nicht mehr mit Castiel zusammen und hatte ihn seitdem auch kaum noch gesehen. Ich hatte die Schule gewechselt, weil es mir zu blöd wurde. Immer diese Kommentare von seiner "neuen Freundin" Debrah, das brauchte doch kein Mensch!
Ich stand auf und streckte mich.
18 Uhr?
Ich musste um 7 bei meiner Schicht im „Zeke" sein. Die Disco gehörte meinem Onkel und obwohl ich erst 16 war, ließ er mich dort jobben. Als Barkeeperin.
Natürlich durfte ich selbst keinen Alkohol konsumieren und er schmiss mich jedes Mal Punkt Mitternacht raus wegen dem Jugendschutz, aber ansonsten war er cool.
Und er zahlte gut.
Wenn das so weiter ging, hatte ich mit 17 genug zusammen, um meinen Flappen und ein eigenes kleines Auto zu bezahlen.
Ich kämmte mir schnell durch die Haare und wechselte meine Jogginghose gegen eine fetzige Jeans und ein asymmetrisches Top. Schminken tat ich mich selten, nur ein wenig Mascara.
Auf meinem Fahrrad war ich in Windeseile dort.
Um 19 Uhr war noch nicht viel los. Eigentlich befanden wir uns da noch voll in den Vorbereitungen. Die Bar wurde aufgefüllt, die Dancefloors noch mal gewischt, die Toilettenfrauen waren am Werk und unser Haus-DJ Petro sortierte seine Platten für immer wieder individuelle Mixes und Mashups.
„Honeybee, du bist früh dran."
Mein Onkel war ein Riese im Vergleich zu mir und drückte mich.
„Jap... dabei hätte ich fast verschlafen."
Er lachte und ich machte mich daran, die Gläser zu spülen.
Es war Freitag und es würde wie immer rammeldicke voll sein hier. Das „Zeke" war eine Mischung aus nem Szeneclub und einer urigen Rockerdisco. Es gab zwei Floors, in denen unterschiedliche Mucke gespielt wurde und einen Hauptraum, der Charts und so spielte. Dort befand sich auch die Bar.
Und ich traf hier jedes Wochenende meine alten Freunde aus der Amoris High. Denn an meiner neuen Schule, auf die mein Vater mich gesteckt hatte, hatte ich keine Freunde.
Es war eine Mädchenschule und dass ich scheinbar die Einzige in meiner Klasse war, die nicht nur schon mal einen Jungen geküsst, sondern auch nackt gesehen und angefasst hatte, machte mich komischerweise eher zu einer Außenseiterin als zu jemand Beliebtem.
Aber das war mir egal.
Denn ich wusste, an diesem Abend würden meine Mädels Iris, Melody, Viola, Kim und Rosa alle hier sein. Denn Rosa hatte Geburtstag und wollte einen drauf machen.
Bis Mitternacht. Dann mussten alle unter 18 raus. Aber das war auch egal.
Auch die Jungen sah ich relativ oft hier. Ich meinte meinen Exfreund Castiel und seinen besten Freund Lysander, der eigentlich kein Discogänger war, sondern eher in ein Theater gehört hätte, aber der auf Rockmusik stand.
Castiel war zum Glück kein Typ, der in der Disco viel trank, deswegen musste ich ihn seit unserer Trennung auch noch nie bedienen. Ich konnte ihm kaum in die Augen sehen. Er hatte mich so verletzt und das, obwohl ich dachte, er würde es ernst mit mir meinen. Obwohl er mir seine Liebe gestanden hatte.
Vielleicht war ich zu naiv, aber ich hatte seinen Worten vertraut, weil ich ihn so sehr wollte.
Und trotzdem hatte er nach nur 4 Monaten Beziehung nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet hier im „Zeke" auf dem Gang zur Toilette mit Debrah zu knutschen.
Sie war seine Exfreundin, hatte ihn mies abserviert und er hatte mir geschworen, er würde sie hassen. Aber da hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Ich hatte die beiden gesehen. Sie an ihn gepresst, ihre Hände um seine Hüften, die Lippen auf seine gedrückt und innig knutschend.
Ich bin einfach weggelaufen und habe noch am selben Abend mit ihm Schluss gemacht. Per SMS.
Das war armselig, ich weiß, aber ich wollte ihn einfach nicht mehr sehen.
Und komischerweise meldete er sich auch nicht mehr bei mir. Er versuchte nicht mal, unsere Beziehung zu kitten. Im Gegenteil.
Melody hatte mir erzählt, er sei danach sehr schlecht auf mich zu sprechen gewesen, weil ich wohl ganz schönen Mist gebaut hatte.
Er meinte sicher die SMS. Naja...
Und seitdem waren 8 Monate vergangen, ich vergammelte auf einer konservativen Mädchenschule, die ihre Schülerinnen in doofe Uniformen steckte und litt noch immer unter diesen Träumen. Und Castiel hatte sich mit Debrah versöhnt.
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Kleine Worte [AS]
FanfictionEine Sammlung von Oneshots zu diversen Charakteren aus Sweet Amoris (Vieles davon sind Auftragsarbeiten zu diversen Genres - Romantik, Drama, Science Fiction, School Life etc. - Wenn ihr auch einen Oneshot von mir wollt ---> SCHAUT INS ERSTE KAP...