Dumm gelaufen, Baby

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Ich ließ es mir nicht nehmen, meinem Wagen etwas Zunder zu geben, als wir an den Mädchen vorbei vom Parkplatz des McDonalds runterbretterten.
Die anderen lachten, als Rosalia mir irgendetwas hinterher rief, aber das war mir doch Latte.
Ich parkte das Auto zuhause vor der Einfahrt und alle stiegen aus. Es war noch recht früh und meine Eltern waren, wie so oft an Samstagen, nicht zuhause.
Das hieß, das Wohnzimmer war unsers. Mein Vater hatte dort eine hammermäßige Anlage und eine Musiksammlung aus allen Richtungen.
Lysander ging wie selbstverständlich zu dem Regal und suchte zielsicher CDs heraus, während ich meinen Laptop holte. Wir wollten schließlich einen Mash-Up aus den Songs machen.
Etwas, das zu einer Dance Battle auf dem Schulhof passen würde.
Mein Stolz verlangte es von mir, die Mädchen zu schlagen.
Und erst Recht wollte ich nicht gegen Kitty verlieren!
Sie zog mich ohnehin schon mit allem auf und ich musste immer wieder ihre kleinen Neckereien ertragen.
Nicht, dass ich das nicht mochte, aber es war peinlich vor meinen Kumpels. Ich war ja schon froh, dass sie den Spitznamen, den sie mir verpasst hatte, nicht vor den anderen benutzte.
Lysander drückte mir vier CDs in die Hand, ich kopierte die Songs, die er wollte und mischte sie mit einem speziellen Programm ab, bis alle zufrieden waren.
Doch als es dann an das eigentliche Tanzen ging, merkte ich schnell, das Dake, Kentin und besonders ich... na sagen wir, das wir laufen konnten, war schon das Beste, was wir zustande brachten.
Wir waren irgendwie nicht synchron, jeder machte, was er wollte und wir fanden keinen richtigen Rhythmus.
Am Ende bekam Lysander beinahe einen Schreikrampf und stellte sich wie ein Feldwebel zwischen uns, um aufzupassen, dass wir im Takt blieben.
„Das wird nie was, Jungs... die putzen uns weg..." Kentin saß auf seinem Hosenboden und schnaufte und Dake zuppelte an seinem Pferdeschwanz herum. Er war der Einzige von uns, der tanzen konnte, aber das brachte nichts, wenn wir im Team antraten.
„Worauf haben wir uns da eingelassen?" brummte ich.
Ich knabberte an meinem Daumennagel.
Ich konnte Kittys höhnisches Lachen schon deutlich in meinen Ohren hören.
„Übel... unsere Mietzen machen uns fertig, Cas."
Ich drehte mich zu Dake um.
„Ist Tessa denn deine Freundin?" Der Blonde zuckte nur mit den Schultern und schürzte die Lippen. Er war so ein Playboy, das er es offenbar selber nicht merkte, ob er jemanden mochte oder nur ficken wollte. Ich wandte mich entschlossen meinen Kumpels zu.
„Nein, Jungs. Auch wenn ich die ganze Nacht üben muss, Kitty wird mich nicht besiegen!"
Lysander, der neben mir saß, lächelte.
„Muss Liebe schön sein. Gönnst du deiner Freundin nichts?"
„Ich gönne ihr alles, was nicht dazu führt, das sie mich aufzieht!"
Wir probten, bis es dunkel wurde und langsam wurde ich nervös. Wir hatten uns verausgabt und ich wollte nur noch, das die Jungs endlich abhauten.
Samstag Nacht gehörte Kitty und mir und ich wollte nur noch zu ihr. Seit Tessa bei uns lebte, kam Kitty nur noch selten zu mir über Nacht und ich... was soll ich sagen, ich war nur ein Mann.
Aber ihr war es unangenehm, das Tessa mitbekommen könnte, das wir es eben auch miteinander trieben.
Als ob das die kleine amerikanische Zicke etwas angehen oder auch nur interessieren würde. Sie vögelte schließlich mit Dake.
„RAUS JETZT!" schob ich Kentin zu den anderen vor die Tür. Lysander grinste eines seiner seltenen dreckigen Grinsen.
„Oha, unser Rauhbein hat Sehnsucht nach seiner Liebsten. Wir sollten die Biege machen, bevor er noch platzt."
Mit einem Krachen schmiss ich die Tür ins Schloss und stürmte nach oben in mein Zimmer, riss meine Tasche, frische Klamotten und Gummis aus meinem Schrank, verstaute alles und ging duschen.
Während ich meine Haare abtrocknete, tippte ich eine SMS.
Ich wollte nicht bei Kitty ankommen und merken müssen, dass die Hühner alle noch da waren. Außerdem wollte ich ihr ein bisschen auf den Zahn fühlen, was sie vorhatten, bei der Battle aufzuführen.
Mir kam die Idee immer dämlicher vor. Warum hatte ich da zugesagt? Um zu beweisen, das ich keinen Schiss vor dem Slenderman hatte?
Kacke! Verdammter Stolz!
Mein Handy piepte.
‚Ich bin bereit für dich, Baby <3'
Ich grinste. Ich liebte es, wenn sie solche Sachen sagte.
Meine Eltern waren gerade nach Hause gekommen, als ich die Treppe runterkam und als ich zwei, drei Worte mit ihnen wechselte, ging die Haustür erneut.
„Hallo!" Tessa stand in der Tür.
„Castiel, Kitty wartet auf dich, soll ich dir ausrichten, wenn ich dich noch sehe." Sie grinste von einem zum anderen Ohr und meine Mutter kicherte.
Ich verdrehte stöhnend die Augen.
„Werdet erwachsen. Weibervolk!" Mit einem Lachen ließ ich die Tür ins Schloss fallen, warf meine Tasche auf den Beifahrersitz meines Wagens und war keine 15 Minuten später bei Kitty.

Ich hatte meine Hand noch nicht mal am Klingelknopf, da wurde die Tür schon aufgerissen und Kittys weiche Erdbeerlippen pressten sich auf meine.
Ich seufzte und ihre Arme schlangen sich um meinen Nacken.
„Ich hab dich so vermisst... es ist die Hölle, dich zu sehen und alles, aber sich wegen den anderen immer so benehmen zu müssen."
Ich schob sie in den Flur und löste mich nach Luft ringend von ihr.
„Dann tu's halt nicht. Die anderen sind es doch gewöhnt und nur, weil die Amis so schrecklich prüde sind, trifft das auf Tessa noch lange nicht zu."
Ich küsste sie wieder, hungriger. Ihr Geruch war wundervoll und ich krallte meine Finger in ihre karmesinroten Haare.
„Verschwindet in Kittys Zimmer!" brüllte ihr Vater aus dem Wohnzimmer. Der Alte mochte mich nicht sonderlich, mischte sich aber auch nicht mehr in unsere Beziehung ein, weil ich gedroht hatte, seine Tochter zu entführen und bei mir wohnen zu lassen, wenn er uns den Umgang verbieten sollte.
Er dachte, ich würde ihr ein Kind machen und sie dann hängen lassen... als wäre ich zu blöde, ein Gummi zu benutzen und seine Tochter zu doof, um an ihre Pille zu denken.
„Komm..." Kitty zog mich mit sich.
Das Zimmer duftete noch immer nach den anderen Mädchen, Tee und irgendwas Süßem, als hätten sie Waffeln gegessen oder so. Sie drehte den Schlüssel im Schloss herum und grinste. Mein Blick wanderte über die CDs.
„Habt ihr was zusammenbekommen?"
Sie kicherte.
„Mein Schatz, wir machen euch alle... vor der gesamten Schule. Freust du dich schon drauf?"
Ich zog meine Brauen hoch.
„Träum weiter, Baby." Mir würde sowas von der Arsch auf Grundeis gehen!
Ich wusste, wie verdammt gut Kitty sich bewegen konnte und ich wusste auch, das Rosalia das konnte. Und Tessa war sicherlich auch nicht steif wie ein Brett.
Kacke!
„Muss ich nicht, ich weiß es. Du kannst keine zwei Schritte tanzen, wenn ich dich nicht führe. Was soll das in einer Choreo werden?"
Ich stellte meine Tasche ab und schlüpfte aus meinen Chucks.
„Zeigst du mir was? Quasi als... Vorspiel?"
Vielleicht würde sie weich werden, wenn ich sie anschließend belohnte. Die ganze Nacht lang.
„Wenn du möchtest, das ich strippe, kannst du das auch einfach sagen, Zuckerhasi."
Ich kniff die Lippen zusammen.
DIESER SCHRECKLICHE SPITZNAME!
Mit einem Lächeln und dem Gesichtsausdruck, wegen dem ich mich in sie verliebt hatte, kam sie auf mich zu und legte ihre Lippen wieder auf meine.
„Vergiss doch mal den kindischen Kram. Mir ist gerade total erwachsen zumute und ich habe dich eine Woche lang fast nicht für mich gehabt. Und dann wolltest du bei dem Campingausflug auch noch unbedingt mit Lysander im Zelt pennen, obwohl ich gehofft hatte, du würdest zu mir kommen..." Sie knabberte an meinem Kinn.
„Du hättest im Zelt eh nichts machen können. Es hätten uns alle gehört..."
„Unsinn. Ich kann doch leise sein. Und du auch. Außerdem wäre ich einfach gern in deinen Armen eingeschlafen. Du hast jetzt einiges gutzumachen, Monsieur Lamour."
Sie zog mich zum Bett und ließ sich darauf sinken.

„Du bist wirklich mit der Absicht hergekommen, mich dazu zu kriegen, dir zu verraten, was wir bei der Battle machen, oder?"
Kitty spielte mit den Fingern meiner rechten Hand, während sie sich an meine Schulter kuschelte und ich eine Zigarette rauchte.
„Ganz ehrlich, ja. Ich... verdammte Kacke. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, das ich da mitmache."
Sie lachte und küsste meine Fingerspitzen.
„Du bist stolz und wenn dich jemand herausfordert oder in die Ecke treibt, dann musst du mit dem Kopf durch die Wand. Aber deswegen liebe ich dich ja auch so."
Ich zwickte ihr in die Nase und drückte die Kippe aus.
„Ich liebe dich auch." flüsterte ich an ihrem Nacken und zog sie näher an mich.
Sie kicherte und drehte sich zu mir um, sodass meine Hände über ihren nackten Rücken strichen.
„Du armer Kerl. Da kommst du hier her, verausgabst dich total bei mir und trotzdem habe ich dir nichts von dem erzählt, was du wissen wolltest. Armes Zuckerhasi."
Mit einem Lachen küsste sie mein Kinn und mein Schlüsselbein.
„Dumm gelaufen, Baby. Mehr kann ich dazu nicht sagen..."
Ich presste sie an mich und meine Nase in ihre Halsbeuge.
„Ehrlich gesagt ist mir das gerade total egal. Ich habs mir anders überlegt. Es ist mir egal, ob du mich besiegst oder über mich herziehst, solange ich nur immer der Grund dafür bin, das du lächelst. Mehr will ich gar nicht..."
Sie lachte.
„Das war süß, Cas..."
Ich stemmte mich ein bisschen von ihr weg, um im schummrigen Licht ihrer roten Lavalampe in ihr Gesicht zu sehen.
„Du bist ja auch süß. Aber genug jetzt von der Schleimerei. Ab jetzt sind wir wieder cool, klar?"
Sie nickte, küsste mich und wenige Minuten später waren wir eingeschlafen.


~~~ Ende ~~~

Kleine Worte [AS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt