„Dann ist es beschlossen! Auf eine frohe Zukunft."
Die beiden Herren besiegelten ihren Handel mit einem Handschlag.
Als hätten sie einander eine Kuh abgekauft und nicht über die Zukunft ihrer beider Kinder entschieden, die gemeinsam in einem Laufstall saßen und spielten.
15 Jahre später
Zufrieden putzte sich Lilia die Hände an ihrer grünen Latzhose ab und betrachtete ihr Werk.
Sie hatte den ganzen Vormittag Geranien gepflanzt. Die würden sich wunderbar machen, jetzt wo sie endlich genug Platz in ihren Krügen hatten.
„Lili. Es ist 13 Uhr. Mach Feierabend. Schließlich ist Samstag und dein Freund wollte dich doch gleich abholen."
Die alte Greta, der die Gärtnerei gehörte, rief quer durch das Gewächshaus.
Lilia verzog den Mund.
Ihr Freund...? Luke?
Sicher nicht. Es gab nichts und niemanden, den dieser Kerl mehr liebte als sich selbst. Seinen protzigen Sportwagen vielleicht ausgenommen.
Aber Greta hatte Recht. Er wollte sie abholen und halb 2, denn ihrer beider Väter wollten heute einen Fototermin veranstalten, um ihre Verlobung nun offiziell zu verkünden.
Immerhin waren Lilia und Luke nun beide 18.
Sie hatte keine Lust darauf, doch ihr machte der Gedanke, in zwei oder drei Jahren Luke zu heiraten, auch nichts aus.
Denn er sah gut aus, er war intelligent und er war schwindelerregend reich.
Ebenso wie sie selbst, wenn sie das Vermögen ihres Vater erben würde.
Einer der Gründe, warum man die beiden schon als Dreijährige einander versprochen hatte. Um die Familienunternehmen erfolgreich zu fusionieren und das Vermögen zu verhundertfachen.
Ihr war es egal. Ihre einzige Liebe galt schon immer den Pflanzen und kein Mann könnte je interessanter und empfindsamer sein.
Luke, auf dessen Ausweis der bürgerliche Name Ludwig Konrad von Hohenbach stand, war so empfindsam wie ein Tisch.
Er beherrschte viele Dinge wie Malen und Klavierspielen, doch all dem wohnte kein Leben inne. Weil man spürte, dass er diese Dinge gelernt hatte, weil seine Eltern dies so wollten.
Was er selber wollte, danach wurde nicht gefragt. Seine Eltern waren strenger, patriarchischer als die von Lilia.
Die hatten ihr gestattet, jeden Tag nach der Schule in der kleinen Gärtnerei auszuhelfen, die das Anwesen ihrer Familie, den Steinfeld-Tiels, mit frischen Blumen versorgte.
Doch auch ihre Eltern richteten den Blick nach vorn. Auf die prunkvolle, verheißungsvolle Verschmelzung zweier reicher Unternehmersfamilien.
Lilia wusch sich und hängte ihre Arbeitshose weg, bevor sie wieder in ihr helles Kleid schlüpfte, das Haar mit der Bürste durchfuhr und einen Spritzer Parfum auflegte.
Luke mochte es nicht, wenn sie nach Dreck roch, wie er es sagte.
Für ihn war das alles Schmutz. Aber er hatte auch noch keinen Tag in seinem Leben mit seinen Händen gearbeitet.
Ein lautes Hupen ertönte und Lilia verdrehte die Augen. Sie nahm ihre Tasche, rief „Tschüß, Greta!" und öffnete die Autotür des auf der Straße wartenden blutroten Audi S Line.
„Warum muss ich immer warten?" nölte der hübsche Junge auf dem Fahrersitz und fuhr sich mit den Fingern durch das weißblonde Haar.
„Weil das die Tugend eines Mannes ist. Mecker nicht, ich hab mich doch beeilt."
Luke trat aufs Gas, während Lilia sich anschnallte.
„Und wenn wir zu spät kommen, kriegen wir beide einen von meinem Alten auf den Deckel. Du, weil du getrödelt hast, ich, weil ich zu langsam gefahren bin. Eine große Scheiße ist das..."
Lilia pustete sich ihre fast weißen Haare aus der Stirn.
„Es ist das Recht einer Lady, für eine Verzögerung zu sorgen. Das hat dein Vater letztens gesagt, schon vergessen?"
„Nein." knurrte der junge Mann und sah stur auf die Straße.
„Ach komm, Hohenbach. Mach nicht so ein Gesicht. Es ist so schönes Wetter."
„Richtig. Ich könnte auf Barbados sein und heiße Miezen kennenlernen, stattdessen spiel ich Scharade mit meinen Eltern und tue so, als ob ich mich über die Verlobung freue. Kacke ist das..."
Lilia sah ihren Freund aus Kindertagen an.
Luke knabberte sehr an der Entscheidung ihrer Väter.
Er durfte es niemandem erzählen, damit sein Vater es nicht erfuhr, aber in seinem Leben gab es jemanden. Stattdessen tat er so, als würde er hinter jedem Rock her sein und mit ihr Verlobung spielen. Lilia wusste von dem Mädchen. Immerhin kannten er und Lilia sich seit über 15 Jahren.
Sie tat ihm leid, aber da sie sein Gemüt kannte, glaubte sie auch nicht, dass diese Liebe lange halten würde.
„Irgendwie ist das nicht mehr zeitgemäß..." murmelte sie und sah aus dem Fenster.
Und trotzdem hatten sowohl sie als auch Luke in die Verlobung eingewilligt, als sie alt genug waren und diesbezüglich gefragt wurden.
Sie zogen vorbei an den Parks, in denen Schüler abhingen und lernten oder sich mit ihren Skateboards amüsierten. Sie tranken Cola oder rauchten eine Zigarette, wie ein Teenager mit feuerroten Haaren, den Lilia ausmachen konnte.
Das war eine Welt, die sie und Luke nicht kannten. Sie gingen beide auf die exklusive Rothemund-Privatschule und auf dieser wurde das Herumlungern in öffentlichen Parks nicht gestattet. Obwohl es spaßig aussah.
Zusammensein mit Freunden. Witze und Geschichten erzählen. Etwas anderes als Champagner trinken oder Eier mit Kaviar essen.
Lilia senkte den Blick auf ihre Knie. Sie durfte sich nicht beschweren. Sie hatte ein sehr gesegnetes Leben, brauchte sich nie Sorgen zu machen, dass einer ihrer materiellen Wünsche nicht in Erfüllung gehen könnte, hatte immer alles bekommen, was sie sich gewünscht und verdient hatte. Ihr standen die Türen zu den besten Unis der Welt offen und sie konnte leben, wo sie es gern wollte.
Das konnten die einfachen Kids aus dem Park bestimmt nicht von sich behaupten.
Andererseits schien zwischen denen Freundschaft zu bestehen.
Lilia hatte außer Luke eigentlich keine wirklichen Freunde. Nur die Töchter irgendwelcher Geschäftspartner und leitender Angestellter ihres Vaters und die würden ihr niemals ihre ehrliche Meinung ins Gesicht sagen, aus Angst, sie könnte gleich zu Papi rennen und deren Vater feuern lassen.
Als ob sie das täte!
„Komm, Träumliese. Das wahre Leben wartet und wir wollen unsere Schwiegerpapis doch nicht warten lassen?"
Sie stand aus und genoß die Kühle in der Garage.
„Nachher gehen wir in den Pool." sagte sie und ging voran.
Luke lachte leise und nickte zustimmend.
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Kleine Worte [AS]
FanfictionEine Sammlung von Oneshots zu diversen Charakteren aus Sweet Amoris (Vieles davon sind Auftragsarbeiten zu diversen Genres - Romantik, Drama, Science Fiction, School Life etc. - Wenn ihr auch einen Oneshot von mir wollt ---> SCHAUT INS ERSTE KAP...