Breathe

Kapitel 10

Ice

Ihr Geschmack auf meiner Zunge, ihr Duft in meiner Nase und ihr leises Stöhnen in meinen Ohren. Alles andere ist weit weg. Sie beherrscht meine Gedanken, meine Gefühle. Ich tauche meine Zunge in ihre Hitze, koste von ihrer Lust und sauge an der kleinen Perle. Nichts hat sich je so intensiv und perfekt angefühlt. So als wären wir beide tiefer verbunden, als wir dürften. Wir sind tiefer verbunden als gut für uns ist. Ich habe noch nie ein so tiefes Band gespürt, wie das zwischen uns beiden in der vergangenen Nacht. Und auch jetzt ist es wieder da. Ihre Wünsche und Gefühle in meinen Gedanken. Ihr Verlangen, das tief in meiner Seele widerhallt. Das muss es sein, was wahre Gefährten ausmacht. Diese Verbindung, die ihre Fühler sogar nach mir ausstreckt, während ich ihren Körper anbete. Das hat Will gemeint. Er hat es gewusst, lange bevor ich es geahnt habe. Ich sollte sofort aufhören, bevor mein Wolf mich noch zu etwas drängt, das für uns beide nicht gut enden kann. Aber ich kann nicht aufhören. So viel Willenskraft bringe nicht einmal ich auf. Mich verlangt alles nach ihr.

Und trotzdem. Raven darf nicht meine Gefährtin sein. Das wird niemals passieren. Wahrscheinlich irre ich mich sowieso. Denn was weiß ich schon über Gefährten und wie es sich anfühlt, wenn man die Eine gefunden hat? Ich verdränge die Gedanken, bevor sie noch etwas spürt, das sie nicht erfahren sollte.

Ich nehme einen zweiten Finger dazu und stoße hart in ihre feuchte Hitze, angespornt von den Geräuschen, die sie von sich gibt und ihrem sich sehnsüchtig windenden Körper. Sie wimmert, bäumt sich auf und schiebt ihre Hände in mein Haar. Sie presst mein Gesicht fester zwischen ihre Schenkel. Ich lache über ihre Ungeduld, zugleich spüre ich ihre Krallen, die sich gegen meine Kopfhaut drücken. Sie steht kurz davor, vor Lust die Kontrolle zu verlieren. Der Gedanke, dass ich sie so sehr errege, lässt meinen Schwanz nur noch härter pulsieren. Ich krümme meine Finger in ihr und kratze vorsichtig mit meinen Nägeln ihr Innerstes, was sie sich aufbäumen lässt. Sie stößt einen heiseren Schrei aus und sieht mich mit ihren Wolfsaugen knurrend an.

»Ice, ich brauche mehr«, flüstert sie und keucht auf, als ich ein weiteres Mal mit meinen Zähnen ihre Klitoris malträtiere. Schmerz lässt uns Wölfe intensiver empfinden. Er berauscht uns beim Sex, knüpft die Verbindung zu unserem Tier fester und weckt die Dunkelheit in uns.

Ich fahre meine Krallen aus und kratze damit über ihre Unterarme, die Innenseite ihrer Schenkel und ihren Bauch. Nur gerade genug, um rote Striemen auf ihrer Haut zu hinterlassen. Neben den Striemen, die ich ihr zufüge, gibt es schon dünne, kaum sichtbare Narben, die etwas heller sind, als ihre restliche Haut. Ich bemerke sie, spreche sie aber nicht darauf an. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Nach dem, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hat, will ich, dass sie sich erst einmal völlig fallen lassen kann. Raven sieht erstaunt zu mir auf, ihre Augen sind geweitet, ihre Atmung geht noch stockender. Sie leckt sich über die Lippen. »Das fühlt sich unbeschreiblich gut an«, stößt sie aus.

»Das ist das Adrenalin, die Wölfe lieben es. Es wird sich gleich noch besser anfühlen«, verspreche ich und packe ihre Hüften. Ich drehe sie auf den Bauch, richte sie vor mir auf und positioniere mich hinter ihr. Mit meinem Daumen fahre ich zwischen ihren Schamlippen hindurch, massiere ihre Klitoris, bevor ich mich langsam in sie schiebe. Raven spannt sich um mich herum an, ihr Atem stockt, sie presst die Hände in den Boden und sieht über die Schulter zu mir zurück. Dieser Anblick, sie vor mir auf den Knien, ihre grünen Wolfsaugen auf mich gerichtet und ich tief in ihr spricht all meine Instinkte an, aber ich muss mich zurückhalten. Raven gehört nicht mir. Das wird sie niemals. Über Spaß darf das zwischen uns niemals hinausgehen. Es kostet mich alle Kraft, dem Drängen meines Wolfs nicht nachzugeben. Dieses eine Mal kann er nicht bekommen, was er will. Raven. Er bekommt ohnehin schon zu viel. Viel zu viel.