Kapitel 28 | Every

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Im Hotel angekommen, steige ich flüchtig aus dem Auto aus und gehe rein. Das Wetter ist kalt und der Eingangsbereich ebenfalls. Sofort fühle ich eine besondere Wärme neben mir. Im allerliebsten Moment hätte ich es warm angenommen. Doch jetzt geht er mir auf die Nerven. Sofort drücke ich auf den Fahrstuhl und gehe rein. Maldon ist neben mir und kommt mir mit jedem Schritt näher. Langsam fühle ich sein Atem an meinen Hals und schließe prompt meine Augen. Ich genieße die Zuneigung in vollen Zügen. 

„Rede mit mir, Prinzessin.", flüstert er meinen Hals entlang und bevor ich etwas erwidern kann, öffnet sich die Tür und ich trete raus. Den ganzen Flur entlang fühle ich mich von seinen zwei Augen beobachtet. Bei unserer Tür angekommen, steche ich rein und laufe zu meinem kleinen Koffer. Hinter mir fällt die Tür zu und ich höre wie Maldon mit großen Schritten auf mich zukommt. „Rede mit mir, Every!" Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, fühlt sich ungewöhnlich an. Er meint es ernst, dennoch bin ich nicht die Person, die hier etwas zu verbergen hat. Er hat alles ruiniert. Er hat den ganzen Abend für uns beide ruiniert. Seine Hände umspielen meine langsam Hüften und sofort ziehe ich mich davon ab. „Lass mich los, Maldon!", spieße ich ihn an und höre sein graues Grummeln.

„Ich möchte mich nur bei die entschuldigen!"

„Entschuldigen? Für was?", rede ich diesmal mit einem noch höheren Ton. Sein Verhalten gegenüber mir war rational nicht korrekt. Er hat kein Recht sich vor mir wie ein verfickter Arsch zu verhalten. All diese Wörter lasse ich raus und schreie ihn dabei an.

„Du hast Recht, Prinzessin!", benennt er und ich sehe ihm keine Wut an. Warum wird er nicht wütend?

„Ich möchte jetzt nicht mir reden. Gehe zur Seite!", sage ich und schiebe ihn zur Seite. Er atmet tief ein und schaut mich aus der Seite an. Privilegiert.

„Every, ich habe wirklich keine Lust auf diese Meckerei!", schlägt er raus und ich drehe mich um.

„Denkst du das hier ist meckern? Du hast den ganzen Abend ruiniert. Wie kann das hier meckern für dich sein?" Mein ganzer Geduldfaden platzt. Ich schreie ihn an. Seine Augen schauen nur mich an und jede Anspannung aus purer Gefälligkeit entweicht ihm aus seinem Gesicht.

„Du willst wissen warum ich sauer bin. Wütend? Warum ich am liebsten deinen Arsch versohlen möchte? Hm?", schreit er mich an, bis seine tiefe Stimme an den Wänden abhallt und kommt immer näher. Ich zucke keinen Millimeter. Sein Gesicht neben meinen kratzt er die Wörter raus und drückt mich mit dem ganzen Körper gegen die Fensterwand. Seine Hände bohren sich in meine Hüften. Ich müsste diesen unwillkürlichen Schmerz hassen, doch stattdessen nehme ich ihn hart und gefühlserregend in mir auf. „Warum hast du mich dann überhaupt mitgenommen, wenn du wusstest, dass du so eine scheiß Laune mitnehmen wirst!", balle ich und seine Züge im Gesicht werden immer reifer. Er bleibt stumm. Ich wusste es. „Diese Gala bringen mir nichts. Ich habe es für sich gemacht. Damit du auch mal was schönes erleben kannst!", sagt er mit einer Leichtigkeit und sofort fliegt seine linke Gesichtshälfte zur Seite. „Arschloch!", schreie ich in meinen Gedanken. 

„Ich brauche dein verficktes Mitleid nicht in meinem Leben!", schreie ich und blende all meine Emotionen aus. Hat er Mitleid mit mir? Ich sehe, wie sich seine Gesichtszüge ändern und sofort blicken in seinen Augen pures Bereuen. „Du hast Mitleid mit mir, Maldon!", stelle ich fest eher als zu fragen. Langsam ziehe ich mich von ihm weg und bringe zwischen uns Abstand. Es sammeln sich Fragen in meinem Kopf, von denen ich die nie erwartet hätte.

Hat er Mitleid mit mir?

Mustert er mein Leben nur als eine verlorene Einsamkeit?

Ist er mit mir nur zusammen wegen den Dingen, die sein Vater mit angetan hat?

Ich weiß nicht, wie ich auf diese ganzen Fragen reagieren soll. Auch wenn ich sie weg schieben möchte und dass alles nicht glauben möchte, weiß ich, dass Maldon mit mir zusammen ist, um mir ein besseres Leben zu geben. „Du glaubst wirklich, dass ich mit dir zusammen bin, weil ich Mitleid habe?", fragt er und ich höre das kleine Brechen in seiner Stimme. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Oder denken soll. Ich habe es für irrtümlich gehalten, doch er nimmt es aus anderen Perspektiven. Oder ich. 

„Ja bist du. Du bist mir aus Miteld zusammen. Du möchtest das gut machen, was dein Vater bei mir als Schaden hinterlassen hat.", spreche ich. Ich höre meine starke Stimme und bin in diesem Moment selber stolz auf mich. „Ich weiß es, Maldon. Du bist mit mir zusammen, weil du nicht verstehen willst, was für eine gefallene Person ich doch eigentlich bin." Mit diesen Worten, die ich ihm selbst beifüge, breche ich zusammen. Er möchte nur die Folter von seinem Vater wieder gut machen. „Ich sehe alles, was ich immer sehen wollte, in dir." Ich schaue auf. Was? „Gott, Every." Er schnieft laut und lacht dabei sarkastisch und traurig auf. Sein Mundwinkel ziehen sich zusammen. 

Es sollte ein schöner Tag werden. „Ich bin kein leichter Mensch. Ich hatte nie ein tolles Leben." Er positioniert seine Augen direkt in meine, sodass ich keine Wahl habe und nur in seine schauen kann. Während sich seine magisch blauen meine gefangen nehmen, spielen meine Gefühle ein teuflisches Spiel. Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich möchte dieses ganze Gefühlschaos nicht mehr ertragen. All die Jahre lang, habe ich es geschafft mit mir klar zu kommen. Doch jetzt schaffe ich es keine Stunde mehr. Ich bringe mich mit meiner Kraft selbst um. 

Und der Einzige, der mich rettet, ist er. Nur er. Seine warmen Hände wandern mein Gesicht hoch, bis er sie an meine Wangen hebt und sich wieder mir nähert. Seine Brust dicht an meinen. Ich spüre die konstante Angst zwischen uns. Die Angst schwimmt um uns herum und ankert uns ein. Es herrscht über uns ein. „Alles was dich umgibt, gibt mir reine Freiheit. Es betrübt mich, wenn dich jemand anfasst, obwohl deine Hände meine sind. Ich kann es nicht lassen, wenn jemand mein Mädchen berührt, obwohl ihr Körper an meinen gebunden.", spricht er dich vor meinen Lippen aus. Seine Hände verlassen meinen Gesicht und streicheln sich an meinen Hüften. „Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass du niemanden gehörst außer mir?", ertönt er und seine Stimme verwandelt sich zu einem kalten und bestimmten Ton. Ich schlucke, nicht in der kraft ihm eine Antwort zu geben. „Du bist meine Frau. Meine Freundin. Die Mutter meiner Kinder. Meine Geliebte. Meine Sonne. Mein Leuchten im Leben. Du bist mein alles. Hast du das kapiert, Prinzessin?", spricht er dicht vor meinen Lippen aus und küsst mich. 

Wir haben uns oft geküsst. Doch dieser Kuss wird für immer etwas Besonderes sein. Seine Worte katapultieren mich. Sie brechen mich. Ich will sowas nicht hören. Er lügt. Man kann mich nicht lieben. Nicht mich.


Maldon Remid - Boundless love of liesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt