Kapitel 13 | Every

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Der ganze Tag verläuft solid. Es ist starr, dass ich wieder lese. Anfang hat es mich gewundert, das Maldon viele Bücher besitzt und ein fünf Meter langes Bücherregal in seinem Zimmer hat. Täglich ziehe ich mir ein Buch raus und lese es auf der Couch. Und das ist auch die Zeit, die ich am Tag genieße. Leise beginne ich die spannende Mitte des Buches zu genießen, überkommt ein leichtes Klopfen an der Tür meine Aufmerksamkeit. Leicht erhebe ich meinen Kopf von dem neuen Buch, dass ich davor angefangen hatte. 

„Komm rein!", schreie ich leicht zur Tür hin und weiß, dass es Maldon ist. Mein Bauch fängt an zu kribbeln als er die Tür öffnet und mit seinem geschmeidigen schwarzen Anzug den Raum betritt. Mit meinem Schneidersitz auf der weißen Couch im Schlafzimmer stoße ich mich leicht von der Lehne ab und schaue ihm gebannt zu. Sofort reißen seine Augen sich in meine und ich kann dieses Bauchkribbeln nicht wegschieben. Dieses Gefühl lässt mich seit einigen Wochen willkommen heißen und ich liebe es.

„Wie war die Arbeit?", frage ich an ihn gerichtet und lege das Buch dann neben mich, um mich teils abzulenken und die Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren.

„Es war ganz okay. Wie geht es dir?", fragt er und ich stoße bei diesen Fragen laut auf.

Es ist immer das gleiche. „Wie geht es dir" „Hast du schon was gegessen?" „Geh jetzt schlafen!" Und das ist seit Wochen meine Routine. Ich hasse es und könnte kotzen.

„Es geht mir gut!", gebe ich daher mit einem quietschenden Ton von mir her und sehe wie sehr seine Augen sich nach mir weiten.

„Was hast du heute gemacht?", fragt er mit einem kleinen Lächeln und bemüht sich mit mir Augenkontakt zu halten.

„Ich habe versucht etwas zu recherchieren. Hat aber im Nachhinein nicht geklappt, weshalb ich dann einfach aufgegeben habe und seitdem mich im Kummer weine und bemitleide, warum ich es nicht geschafft habe und nicht schaffe. Glücklich?", schieße ich ihn an und alles, was er tut, ist zu nicken. Da ich mein Jurastudium früh aufgegeben habe, wollte ich versuche mich wieder einzusteigen. Auch wenn ich es nicht schaffe in einer Vorlesung meine ganzen Informationen zu erhalten, wollte ich es hier, bei Maldon versuchen.

Doch, wo fängt man an?

Wie kann ich mir diese ganzen Sachen selbst beibringen?

Als ich mir das alles durchgegangen bin, habe ich das Laptop zugeklappt und habe mich anschließend in die Fantasy des Buches gestürzt.

„Sehr spannend, Prinzessin. Vielleicht habe ich etwas, was dein Tag etwas verschönern könnte!", zügelt er und schaut mich dabei immer noch an. Sein Blick ist starr an mich gerichtet und gibt nach meiner Reaktion keine Emotion.

„Hier, bitte!", stoßt er rau possessiv aus und überreicht mir eine graue Tüte, die ich gar nicht beachtet hatte. Anfangs ist sie schwer, doch als ich die Tüte öffne und schaue, was es ist, überkommt mich ein Gefühl von Glücklichkeit und Traurigkeit zugleich. „Oh mein Gott, Maldon!", quietsche ich und nehme das Buch raus, das ich so unglaublich lange haben wollte. „Wie? Ich dachte es kommt erst nächstes Jahr raus!", schreie ich jetzt und stehe auf der Couch, weshalb ich jetzt mit ihm auf der gleichen Größe bin. Mit dem Buch in meiner Hand, drücke ich das es ganz fest an mich und schaue ihn an. Seine Miene ist trocken, doch ich sehe das kleine Leuchten in seinen Augen und merke, wie er sich für mich freut. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, das ich mich so freuen könnte. OHMINGOTT!

„Erzähl. Wie es hast du dieses Buch in die Hände bekommen?", rede ich lauter jetzt und drücke das Buch immer fester an mich.

„Ich war zufällig im Supermarkt und habe mich daran erinnert, dass du es haben wolltest.", räuspert er sich und zuckt dabei leicht mit seinen Schultern.

„Aber die Übersetzung ist doch gar nicht draußen. Also im Internet stand erst, dass es nächstes Jahr rauskommt!" Meine Stimme ist mit einem großen Klumpen befüllt, was die Tränen in meinen Augenwinkeln beweisen. Ich wollte es so sehr! „Every, du wolltest das Buch, hier hast du es. Also beschwer dich nicht und genieß es.", schiebt er hinterher und wendet sich anschließend von mir ab.

„Wohin gehst du jetzt?", schreie ich dieses Mal ihm hinterher und er dreht sich nochmal um.

„Duschen!", gibt er nach und wendet sich dann ab und verlässt das Schlafzimmer.

„Okay!", flüstere ich mir selbst zu, stehe auf und gehe auf das große Bett zu. Eigentlich würde ich mich hinlegen. Seitdem ich in diesem großen Haus lebe, haben sich weder Maldon noch ich ins Bett gelegt. Er schläft immer auf der Couch während ich im Zimmer nebenüber schlafe. Lange habe ich überlegt, warum er nie auf seinem eigenen Bett schläft, doch nach einiger Zeit ist es in meinen Hinterkopf gewandert und ich habe beschlossen es seien zu lassen. Nichtsdestotrotz entnehme ich die weiße Decke, die über dem Bett verteilt ist und laufe mit meinem Buch und der Decke auf die schöne weite Terrasse zu. Gemütlich setzte ich mich auf den schönen weißen Schauckelsessel und bringe die Decke dazu, meinen ganzen Körper einzuhüllen. Währenddessen kann ich die Gefühle, die sich für Maldon einschleichen, nicht ignorieren. Nachdem ich eine gute Position habe zu lesen, öffne ich die erste Seite und lese mir die Widmung durch. Obwohl es nicht passieren sollte, entläuft mir ein kleines Lächeln über die Lippen. Als hätte Maldon diese Widmung geschrieben.

Emotionslos dennoch voller Emotionen.

For my E.

I would not just do this or that for you.

I would burn for you.

I would die for you.

But I would not live for you.

Und sofort wird mir klar, wie sehr doch dieses Buch ist.

Voller Emotionen. Schmerzen. Trauer. 

Es vergehen fast zwei Stunden. In diesen zwei Stunden bin ich erst mit der Hälfte fertig geworden. Langsam schiebe ich die Decke von mir weg und stehe auf. Ein schwerer Schmerz überkommt mich bei meinen Beinen du ich merke, dass meine Beine während des ganzen Sitzens eingekrümmt sind. Ich rüttle langsam dran und als ich merke das meine Beine zu sich kommen, erhebe ich mich und laufe wieder in das Schlafzimmer. Ein kleiner Blick zur Uhr verschafft mir, dass ich mit der Zeit richtig liege. Das Buch lege ich auf die Couch und begebe mich auf die Suche nach Maldon.

Ich laufe den ganzen Flur entlang und bleibe dann vor dem Badezimmer stehen.

„Maldon?", rede ich kleinlaut rein und höre, wie sich das Wasser im Badezimmer abdreht. „Ja?", gibt er zurück und ich atme leicht auf.

„Was machst du bitte so lange in der Dusche?", frage ich dieses Mal lauter und komme mir nervender vor. Ohne eine Antwort höre ich, wie sich das Wasser aufdreht und es wieder still wird.

Weitere Minuten vergehen und als ich merke, dass ich lange das Wasser nicht gehört habe, reiße ich unentschlossen die Tür auf und erstarre sofort. Ein Schock der Welle überrollt mich komplett und ich weiß nicht was ich tun soll.

Schreien?

Weinen?

Maldon Remid - Boundless love of liesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt