28 | Under the Eaves of Desperation

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Rory stand unter den dunklen Dachvorsprünge eines heruntergekommenen Hauses, verborgen und wartend darauf, dass Sapphire auftauchte. Es waren bereits vier Stunden vergangen, und ein wenig mehr. Er begann sich Sorgen zu machen. Hatte er die Zeit, die Greythorpe benötigte, unterschätzt? Hatte Greythorpe sie vielleicht irgendwie erwischt? Rory ballte seine Hände zu Fäusten und ließ sie wieder locker, um seine wachsende Ungeduld und Angst zu zügeln. Weitere zehn Minuten vergingen, und die Seeleute stiegen die Planke hinunter, ihre Rucksäcke über die Schultern geschlungen. Grob, laut und offensichtlich auf dem Weg zur nächsten Kneipe, sah Rory ihnen nach, wie sie ins „Three Gulls" gingen. Er dachte kurz darüber nach, sie nach Sapphire zu fragen, verwarf den Gedanken jedoch. Er würde selbst suchen.

Rory war wie ein Seemann gekleidet. Ein schmuddeliges blaues und weißes Hemd mit einem grauen Mantel darüber und einer Hose, deren Farbe nicht mehr zu erkennen war. Ein schmutziger Hut saß auf Rories dreckigem Haar, und ein ebenso schmutziger Umhang bedeckte seine Gestalt. Er wusste, wie wichtig es war, sich anzupassen. Man muss wie die Menschen um einen herum aussehen, dann fällt man nicht auf. Rory hatte genug Zeit am Hafen verbracht, um den leichten Cockney- und schottischen Akzent zu übernehmen. Er hatte auch ein paar Freunde in niedrigen Kreisen gemacht. Geld zu geben zahlte sich am Ende aus. Er kannte nun kräftige Männer, die bereit waren, erneut mit ihm zu arbeiten. Rory hatte sie in der Umgebung positioniert, um alles Bemerkenswerte zu beobachten. Sie würden ihm den Rücken freihalten, während er nachsah.

Rory ging die Planke hinunter, nickte anderen Seeleuten zu und zog seinen Hut vor den Adligen. Er versteckte auch sein Gesicht, damit ihn niemand erkannte. Als er bei „The Fairy" ankam, kletterte er die Seite hinauf und landete auf dem Deck. Er lauschte, bevor er sich bewegte, und hörte kein Geräusch. Wenn Sapphire noch auf dem Schiff gewesen wäre, würde sie etwas tun? Rory, mit wachsendem Unbehagen, schlich die Treppe hinunter. Als er nichts sah, begann er, alle Räume zu durchsuchen. Die Küche und das Esszimmer waren karg, alle wichtigen Dinge waren abgebaut und eingelagert worden, um sie vor Beschädigungen zu schützen.

Rory ging dann zu den Schlafzimmern. Lady Renees Zimmer war makellos, aber Rory hatte ein schlechtes Gefühl. Er öffnete die Tür zum Kleiderschrank und sah vier Kleider hängen.

„Verdammtes Miststück", fluchte er leise vor sich hin. Etwas stimmte nicht. Wenn sie ihm irgendwie entwischt wäre, hätte sie ihre Kleidung hier zurückgelassen, besonders das blaue Seidenkleid, das sie geliebt hatte.

Eine Überprüfung des anderen Zimmers zeigte dasselbe Bild. Alles leer. Rory ging dann zu seinem Zimmer. Als er die Tür öffnete, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Sein Zimmer war nicht fertig. Sein Koffer stand offen, die Kleidung war gepackt, aber sonst war nichts da. Die Bettwäsche lag auf dem Boden verstreut. Rory rannte zur Bibliothek, sein Herz schlug schnell. Nichts. Rory ballte die Fäuste und schlug auf das Bücherregal, schüttelte die Gegenstände darin. Er taumelte zu den Stühlen und ließ sich schwer nieder. Sein Hals zog sich schmerzhaft zusammen. Was hatte er getan? Er hatte sie in Gefahr gebracht und sie nicht so beschützt, wie er es versprochen hatte.

Mit den Händen im Gesicht sitzend, starrte er ins Leere und dachte über das nach, was er wusste. Erstens: Es gab keinen Grund, warum sie einfach gehen würde. Sie hatte versprochen, stark zu bleiben, und er glaubte ihr. Sie hätte auf dem Dock sein müssen. Zweitens: Sie war es nicht. Daher musste etwas mit ihr passiert sein. Drittens: Dieser Raum war nicht fertig. Was auch immer mit ihr passiert war, es musste in diesem Raum geschehen sein. Schließlich: Die einzigen Personen, die nach ihm und den anderen noch auf diesem Boot gewesen waren, waren Kalin und die Crew. Kalin? Nie. Die Crew? Leicht bestechlich. Ein Bild schoss ihm vor Augen: Die Seeleute, die in die Kneipe gingen. Die Rucksäcke über ihren Schultern hätten leicht eine Frau transportieren können.

Secrets Beneath the MasksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt