Kapitel 4

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Sasukes Griff um meine Arme war wie Eisen, unerbittlich und ohne Anzeichen von Schwäche. Ich hing in seinen Armen, während er sich mit einer Geschwindigkeit durch den Wald bewegte, die für mich schlichtweg unmöglich zu begreifen war. Seine Sprünge waren hoch, er sprang mühelos von einem Baumstamm zum nächsten, als hätte die Schwerkraft keinerlei Bedeutung für ihn. Der Wind peitschte mir ins Gesicht, meine Haare wirbelten wild umher, und jeder Atemzug fiel mir schwer, während wir in halsbrecherischem Tempo über den Waldboden hinwegflogen.

Ich hatte längst aufgehört, mich zu wehren. Jeder meiner verzweifelten Versuche, mich aus seinem Griff zu befreien, war sinnlos gewesen. Sasuke schien es nicht einmal zu bemerken, wenn ich versuchte, mich zu bewegen. Sein Griff war so stark, dass meine Zappeleien keinerlei Wirkung zeigten. Es war, als würde er einen Stein tragen – er schien keinerlei Anstrengung zu verspüren, mich unter Kontrolle zu halten. Die Fesseln um meine Handgelenke schnitten schmerzhaft in meine Haut, doch das war nur ein kleiner Teil meines Elends. Viel schlimmer war die Verzweiflung, die in mir hochstieg, die Panik, die mich ergriff, je weiter wir uns von Konoha entfernten.

„Bitte...", flehte ich ihn erneut an, meine Stimme kaum mehr als ein ersticktes Flüstern. „Bitte, lass mich einfach zurück. Ich verspreche dir, ich werde niemandem davon erzählen. Niemand wird jemals erfahren, dass du hier warst. Ich... ich schwöre es!"

Doch Sasuke reagierte nicht. Er war vollkommen in seinen eigenen Gedanken vertieft, stur den Weg vor uns fokussierend. Sein Blick blieb fest nach vorne gerichtet, und nicht einmal ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Die Stille zwischen uns fühlte sich unerträglich an. Alles, was ich hörte, war das Rauschen des Windes und das rhythmische Geräusch seiner Sprünge.

„Was... was willst du überhaupt von mir?" Meine Stimme war zittrig, aber ich versuchte verzweifelt, ruhig zu bleiben. Ich verstand nicht, was das alles zu bedeuten hatte. „Du musst dich irren... Ich bin niemand Besonderes!"

Endlich sah Sasuke kurz zu mir herab, während wir uns weiterhin in unglaublichem Tempo bewegten. Seine Augen, so kalt und dunkel wie die Nacht, trafen meinen Blick nur für einen Sekundenbruchteil, doch es reichte, um mir erneut Angst einzujagen. „Du hast keine Ahnung", murmelte er schließlich, seine Stimme tief und leise, fast wie ein Raunen im Wind. „Du bist Teil eines Plans, den du nicht verstehen kannst."

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ein Plan? Was für ein Plan? Ich war nie Teil von irgendetwas gewesen, das mit Shinobi oder der Welt der Ninjas zu tun hatte. Ich war eine einfache Bürgerin, die in einem Café arbeitete. Nichts an mir war von irgendeiner Bedeutung. Doch er schien felsenfest davon überzeugt zu sein, dass ich irgendwie in all das verwickelt war.

„Aber... warum ich?" Ich konnte den Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken. „Wie kannst du sicher sein, dass du nicht die Falsche hast?"

„Sayanah, sei still."

Meinen Namen aus seinem Mudn zu hören, ließ mich innehalten. Er kannte meinen Namen. Das machte die Situation nur noch schlimmer. Warum hatte er mich ausgewählt? Was denkt er über mich zu wissen, das ich selbst nicht wusste?

Die Stille, die folgte, war unerträglich. Sasuke sagte nichts mehr, und ich versank in meinen eigenen, wirren Gedanken. Die Angst, die mich zuvor ergriffen hatte, wich nun einer tiefen Verzweiflung. War es möglich, dass er sich tatsächlich irrte? Dass ich einfach nur eine zufällige Person war, die in einen Plan hineingezogen wurde, der sie nichts anging? Oder wusste er etwas, das ich nicht wusste? War da etwas in meiner Vergangenheit, von dem ich nichts ahnte?

Aber selbst wenn er sich irrte, würde das für mich wohl keinen Unterschied machen. Wenn er herausfand, dass ich für seinen Plan nutzlos war... was würde dann passieren? Abtrünnige Ninjas waren dafür bekannt, dass sie keine Zeugen hinterließen. Es gab keine Garantie, dass er mich einfach so wieder freilassen würde. Nein, er würde mich wahrscheinlich töten. Dieser Gedanke legte sich schwer auf meine Brust. Jeder Atemzug wurde schwieriger, als das Gefühl der Ohnmacht mich übermannte.

Ich versuchte, mir den Weg, den wir genommen hatten, einzuprägen, doch es war hoffnungslos. Der Wald, durch den wir sprangen, war dicht und unübersichtlich. Jeder Baum sah aus wie der vorherige, und in der Geschwindigkeit, in der wir uns bewegten, hatte ich längst den Überblick verloren. Selbst wenn ich irgendwie entkommen könnte, hätte ich keine Ahnung, wie ich zurück nach Konoha finden sollte. Und wie weit waren wir überhaupt schon weg? Stunden waren vergangen, seit Sasuke mich entführt hatte, und die Dämmerung ließ mich jegliches Zeitgefühl verlieren.

Als die Dämmerung langsam in Nacht überging, schien Sasuke schließlich einen Punkt erreicht zu haben, an dem er bereit war, eine Pause einzulegen. Mit einem letzten gewaltigen Sprung landeten wir vor einer kleinen Höhle, die kaum zu erkennen war, da Moos und Efeu den Eingang fast vollständig überwucherten. Sasuke ließ mich grob auf den Boden sinken, und meine Beine gaben sofort nach. Meine Knie trafen hart den Waldboden, und ich biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz zu jammern.

„Wir werden hier die Nacht verbringen", sagte er knapp, während er bereits begann, das Innere der Höhle zu untersuchen. „Ruhe dich aus. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Ich lehnte mich schwer atmend gegen die kalten Steine der Höhlenwand und beobachtete ihn schweigend. Es war klar, dass er nicht vorhatte, weiter mit mir zu sprechen. Seine Bewegungen waren ruhig und zielgerichtet, als ob er jeden Schritt bereits im Voraus geplant hatte. Alles, was ich tun konnte, war still dazusitzen und zu hoffen, dass es irgendwann einen Ausweg geben würde.

Ich schloss für einen Moment die Augen und ließ den Kopf gegen die Höhlenwand sinken. Die Müdigkeit und die Anspannung des Tages lasteten schwer auf mir. Mein Körper zitterte vor Kälte und Angst, und ich fühlte mich, als ob ich jeden Moment auseinanderbrechen könnte. Aber ich durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Ich musste stark bleiben... irgendwie.

„Warum ich?", flüsterte ich leise in die Dunkelheit, mehr zu mir selbst als zu ihm. Doch Sasuke hörte mich wohl, denn er sah kurz in meine Richtung, bevor er sich wieder dem Feuer zuwandte, das er gerade entzündete. Seine Augen leuchteten kurz im Licht der Flammen auf, und für einen Moment sah ich in ihnen nichts als kalte Entschlossenheit.

Ich wusste, dass ich in dieser Nacht keine Antworten mehr bekommen würde. Aber die Dunkelheit hielt noch viele Fragen bereit, und die meisten davon machten mir mehr Angst, als ich zugeben wollte.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt