Kapitel 9

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Sasuke weckte mich mit einem kalten Blick, seine dunklen Augen wie undurchdringliche Schatten. „Es ist Zeit", sagte er knapp, und ich wusste, was das bedeutete. Die Unvermeidlichkeit des Moments ließ einen Knoten in meinem Magen entstehen, während ich langsam aus dem Schlaf erwachte. Meine Glieder fühlten sich schwer an, als wäre mein Körper bereit, sich selbst zu schützen, aber mein Geist war gefangen in der Erkenntnis, dass es keinen Ausweg gab.

Ich richtete mich mühsam auf und blickte Sasuke direkt an. Mein Herz raste, doch ich versuchte, meine Unsicherheit zu verbergen. Etwas in mir weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Ich war mir sicher, dass ich gestern Nacht einen Funken Menschlichkeit in ihm gesehen hatte, einen winzigen Moment, in dem er Mitleid gezeigt hatte. Vielleicht, nur vielleicht, war da noch ein Teil von ihm, der nicht völlig in Dunkelheit gehüllt war.

Vorsichtig ergriff ich seine Hand und sah ihm tief in die Augen. „Sasuke", begann ich mit zitternder Stimme, „du musst das nicht tun. Ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist. Tief im Inneren bist du nicht so kaltblütig, wie du tust." Seine Augen verengten sich leicht, aber er sagte nichts. Vielleicht hatte ich ihn doch erreicht?

„Bitte", flehte ich weiter, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich bin keine Bedrohung für dich. Du kannst mich gehen lassen, und niemand wird davon erfahren. Du musst mich Orochimaru nicht ausliefern. Du hast eine Wahl, Sasuke."

Für einen winzigen Moment schien es, als würde er innehalten. Sein Griff lockerte sich ein wenig, und ich spürte, wie meine Hoffnung wuchs. Doch dann veränderte sich sein Ausdruck schlagartig. Er entzog seine Hand aus meinem Griff und packte stattdessen grob mein Handgelenk, seine Finger wie ein eiserner Schraubstock um meine Haut.

„Du weißt gar nichts", spottete er mit eisiger Stimme. „Du weißt nicht, wer ich bin oder was ich will." Sein Griff verstärkte sich, und er zog mich grob hinter sich her. „Es ist Zeit, dass du aufhörst, dir das einzureden."

Mein Herz sank. Der letzte Funke Hoffnung, den ich in ihm gesehen hatte, erlosch in diesem Moment vollständig. Sasuke war nicht der, den ich mir in meiner Verzweiflung ausgemalt hatte. Er war kalt und gnadenlos, und es gab keinen Raum für Menschlichkeit in ihm – nicht mehr.

Wir betraten einen Raum, in dem Orochimaru bereits wartete, seine Augen glänzten vor Vorfreude. Neben ihm stand ein anderer Mann mit grauen Haaren und einer Brille, der sich fast sofort in das Gespräch zwischen Sasuke und Orochimaru einschaltete. „Kabuto", hörte ich den Namen aus Orochimarus Mund, während er beiläufig über mich sprach, als wäre ich nichts weiter als ein Werkzeug. Nichts weiter als ein Mittel zum Zweck.

Meine Gedanken wirbelten chaotisch, als Kabuto mich und mein Erbe analysierte. Aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Ehe ich mich versah, wurde ich grob auf einen steinernen Tisch gelegt und mit Fesseln festgebunden. Mein Herz raste, während meine Augen panisch durch den Raum huschten.

„Halt still", zischte Kabuto, als er mein Shirt nach oben zog und meinen Bauch entblößte. Ich spürte die kühle Luft auf meiner Haut, aber viel stärker war das unheilvolle Gefühl, das sich in mir ausbreitete, als Orochimaru näher trat. Seine Augen waren voller Gier, als er das Siegel auf meinem Bauch betrachtete.

„Jetzt werden wir sehen, welche Macht in dir schlummert", murmelte er mit einem sadistischen Lächeln, während er begann, das Siegel zu lösen. Es war ein unheimliches Gefühl, als ob etwas in mir erwachte, etwas Fremdes und Unheimliches. Meine Atmung wurde schwerer, und ein unwohles Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus.

„Das Kekkei Genkai des Kazuragi-Clans", hörte ich Kabuto schwärmen. „Eine unerschöpfliche Quelle an Chakra, die ihrem Träger unglaubliche Fähigkeiten verleiht. Orochimaru-sama, Sie haben einen wahrhaft seltenen Schatz gefunden."

Ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog. Meine Eltern waren doch nur einfache Leute, Besitzer eines kleinen Cafés in Konoha. Wie konnte ich Teil dieser mächtigen Blutlinie sein, von der sie sprachen? Das musste ein Irrtum sein, eine Verwechslung.

Doch das war kein Irrtum. Als Orochimaru das Siegel endgültig löste, raste ein Schmerz durch meinen Körper, der mich lähmte. Es fühlte sich an, als würden tausend Glassplitter durch meine Adern jagen, direkt zu den Punkten, an denen Orochimaru seine Hände auf meinen Körper legte. Ich konnte ein Stöhnen des Schmerzes nicht unterdrücken, als mein ganzer Körper unter seiner Berührung erbebte.

„Unglaublich", hörte ich ihn schwärmen, „so viel Macht, und das nur von einem Bruchteil deines Chakras." Orochimaru schien beinahe ekstatisch, als er das unheimliche Gefühl der Macht genoss, das er durch mein Kekkei Genkai erlangte. „Lass uns sehen, wozu das noch fähig ist."

Er löste die Fesseln, die mich an den Tisch gefesselt hatten, und zog mich ohne Rücksicht auf meinen erschöpften Zustand vom Tisch herunter. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber ich konnte mich kaum wehren, als er mich grob hinter sich her in einen anderen Raum zerrte. Dieser Raum war weitläufig und leer, bis auf die kühlen Steinwände, die das Echo unserer Schritte verstärkten. Kabuto und Sasuke folgten uns in den Raum, aber keiner von ihnen griff ein.

„Jetzt wirst du sehen, wozu diese Kräfte wirklich in der Lage sind", sagte Orochimaru mit einem sadistischen Lächeln, während er Fingerzeichen formte. Plötzlich spie er eine gewaltige Feuerkugel durch den Raum. Ich konnte die Hitze auf meiner Haut spüren, und mein Körper zuckte reflexartig zusammen.

Doch das war nur der Anfang. Ich spürte es wieder, diese Welle des Schmerzes, als Orochimaru erneut mein Chakra abzapfte. Wieder schien es, als würden Glassplitter durch meinen Körper rasen. Diesmal jedoch formte er ohne Fingerzeichen eine neue Feuerkugel, noch größer und intensiver, und die Flammen loderten in einem unheimlichen Blau.

„Diese Kraft", murmelte Orochimaru voller Verzückung, „sie kostet mich keinerlei Anstrengung."

Während er sprach, rang ich nach Atem, hustete erschöpft und versuchte, nicht vor Schmerz in die Knie zu gehen. Mein Körper fühlte sich leer an, als hätte Orochimaru jeden letzten Tropfen meiner Energie gestohlen. Aber es war nicht nur die Erschöpfung – es war die Angst, die mich lähmte. Die Angst davor, dass dies erst der Anfang war.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt