Kapitel 10

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Kabuto musterte mich mit diesem durchdringenden Blick, den ich mittlerweile schon so oft bei ihm gesehen hatte. Er hatte eine Art, einen zu analysieren, als wäre man ein Objekt, ein Puzzlestück, das er auseinandernehmen wollte.

„Sie sieht erschöpft aus", stellte er fest, wobei er Orochimaru ansah. „Das Kekkei Genkai setzt ihr zu. Sie ist noch nicht daran gewöhnt, ihre Kräfte zu nutzen."

Ich fühlte mich tatsächlich ausgelaugt. Mein ganzer Körper schmerzte, und es war, als ob meine Energie von innen heraus zerrissen worden wäre. Ich konnte kaum noch aufrecht stehen, während sich in mir das bedrückende Gefühl verstärkte, dass diese schreckliche Erfahrung noch lange nicht vorbei war.

Orochimaru verzog ungeduldig das Gesicht, als hätte er keine Zeit für diese Schwäche. „Ich will keine Zeit verlieren, Kabuto. Aber... du hast recht. Sie braucht etwas Ruhe." Er winkte ab und machte eine kaum hörbare Geräusch des Missfallens. „Bringe sie zurück auf ihr Zimmer. Sie soll sich erholen, damit sie uns nützlich bleibt."

„Natürlich, Orochimaru-sama", antwortete Kabuto höflich und trat auf mich zu. Er legte seine Hand leicht auf meinen Arm, als wolle er mich führen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als seine Finger meine Haut berührten. Ich fühlte mich wie ein Gefangener, der von einem Wärter in seine Zelle zurückgebracht wurde.

Sasuke stand still und beobachtete uns, seine dunklen Augen voller Argwohn. Ich konnte spüren, dass er Kabuto nicht wirklich vertraute, aber er sagte nichts. Schweigend verließ ich mit Kabuto den Raum und spürte Sasukes Blick, der uns bis zur Tür folgte.

Als wir durch die schmalen, kargen Gänge des Verstecks gingen, drehte ich mich zu Kabuto um. Die Fragen, die in mir brannten, ließen mir keine Ruhe. Ich wusste, dass dieser Mann mehr über mich und meinen Clan wusste als irgendjemand sonst. Er hatte es in seinen Andeutungen gezeigt, in den Kommentaren, die er gemacht hatte. Vielleicht war er die einzige Person, die mir Antworten geben konnte.

„Kabuto," begann ich vorsichtig, „du hast vorhin von meinem Clan gesprochen... dem Kazuragi-Clan. Was weißt du über mich? Woher kommst du überhaupt auf die Idee, dass ich Teil dieses Clans bin?"

Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, das Licht in seinen Augen flackerte, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich diese Frage stelle. „Die Geschichte deines Clans", sagte er langsam, „hat mich schon immer fasziniert. Ein solch mächtiges Kekkei Genkai, so unauffällig verborgen... und dennoch mit solch unglaublicher Macht verbunden."

Ich schluckte. Seine Worte waren wie ein kalter Hauch. Aber ich wollte mehr wissen, auch wenn ich Angst davor hatte, was er mir erzählen würde.

„Erzähl mir davon", drängte ich, „ich will die Wahrheit wissen."

Vor vielen Jahren, zur Zeit des vierten Hokage, Minato Namikaze, lebte der Kazuragi-Clan friedlich im Dorf Konohagakure. Sie waren keine Krieger, keine mächtigen Kämpfer, sondern Heiler. Ihre besondere Fähigkeit, das Chakra no Ryūsei, erlaubte es ihnen, ihre eigenen Chakrapfade mit denen anderer Menschen zu verbinden. Dadurch konnten sie Verletzungen und Krankheiten heilen, die normalerweise tödlich gewesen wären. Ein einzigartiges Talent, das selbst die begabtesten Medizinninjas nur staunend beobachten konnten.

Die Kazuragi waren bei den Menschen des Dorfes beliebt. Sie heilten Verletzte und Kranke, ohne etwas dafür zu verlangen. Ihre Fähigkeit, selbst schwerste Wunden und Krankheiten zu behandeln, rettete viele Leben, besonders in den gefährlichen Zeiten, in denen Kriege das Land erschütterten. Der Kazuragi-Clan war ein unverzichtbarer Teil des dörflichen Gefüges, und ihre Chakrakunst galt als göttliches Geschenk.

Doch jede Macht zog auch ihre Heilkunst Neid und Gier auf sich. Es waren nicht nur die normalen Bürger, die ihre Fähigkeiten begehrten – auch einige der mächtigsten Shinobi in Konohagakure sahen in den Kräften des Kazuragi-Clans eine Möglichkeit, ihre eigenen Fähigkeiten zu verstärken. Darunter auch der Uchiha-Clan, der schon damals für seine internen Konflikte und Pläne, das Dorf zu kontrollieren, bekannt war.

Shinobi, die vom Wunsch nach Macht getrieben wurden, erkannten, dass das Chakra des Kazuragi-Clans mehr als nur heilend war. Es hatte das Potenzial, ihre eigenen Kräfte zu verstärken, wenn es richtig genutzt wurde. So begannen die ersten düsteren Experimente. Clanmitglieder wurden entführt und gefoltert, ihr Chakra wurde ihnen auf brutale Weise entzogen, um andere stärker zu machen. Ein Alptraum, der den Kazuragi-Clan in eine dunkle Zeit führte.

Sayanahs Eltern,  Ayumi und Hiroshi, waren Heiler wie alle anderen. Doch sie erkannten, dass das Schicksal ihres Clans in Gefahr war. Nachdem Sayanah geboren wurde, beschlossen sie, sie vor diesem Schicksal zu bewahren. Sie suchten einen vertrauenswürdigen Shinobi und baten ihn, das Chakra no Ryūsei in ihr zu versiegeln, damit niemand ihre Kräfte entdecken konnte. So entstand das Mal unter ihrem Bauchnabel, das ihre wahren Fähigkeiten verbarg.

Um sie zu schützen, legten Izumi und Hiroshi ihre Tochter vor die Tür einer unscheinbaren Familie, weit weg von den Kämpfen und der Gier, die ihre Welt beherrschte. Sie hofften, dass Sayanah in Frieden aufwachsen würde, ohne jemals von ihrem wahren Erbe zu erfahren. Nur wenige Tage später wurde der Kazuragi-Clan von der Bildfläche ausgelöscht. Alle Clanmitglieder wurden getötet, und die letzten Spuren ihrer Existenz verschwanden aus der Geschichte.

„Sie wollten mich schützen", flüsterte ich, als Kabuto seine Geschichte beendete. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während ich versuchte, alles zu begreifen. „Meine Eltern... sie haben mich weggegeben, damit ich ein normales Leben führen kann."

Kabuto nickte. „Genau. Sie wollten, dass du fern von all dem aufwächst. Aber... wie du siehst, konnte selbst dieser Plan dich nicht vor deiner wahren Bestimmung bewahren."

Ich schüttelte den Kopf, unfähig, zu akzeptieren, dass das mein Schicksal sein sollte. „Aber warum wurden sie alle getötet? Warum haben sie meinen Clan ausgelöscht?"

Kabuto hielt inne, und in seinem Blick lag eine seltsame Kälte. „Es gibt viele Theorien. Die einen sagen, dass es die machthungrigen Shinobi waren, die deinen Clan auslöschten, um ihre Kräfte zu stehlen. Aber ich glaube, dass es noch viel einfacher war."

Er sah mir direkt in die Augen, als er weitersprach. „Ich denke, der Hokage selbst hat es veranlasst."

„Der Hokage?", wiederholte ich fassungslos.

„Ja", bestätigte Kabuto. „Minato Namikaze war ein starker Führer, aber auch er wusste, dass die Kräfte deines Clans das Gleichgewicht im Dorf stören konnten. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis irgendjemand sie für eigene Zwecke missbraucht hätte. Also entschied er sich, das Problem an der Wurzel zu packen und deinen Clan auszulöschen, bevor es zu spät war."

Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Das konnte nicht wahr sein. Mein Clan, meine Eltern, sie alle hatten für ein Gleichgewicht geopfert werden müssen, von dem ich nichts gewusst hatte.

Kabuto lächelte kalt. „Orochimaru war schon immer fasziniert von der Macht deines Clans. Er wusste, dass jemand das Massaker überlebt haben könnte. Jahrelang forschte er nach, und schließlich entdeckten wir Beweise für deine Existenz. Sasuke und ich haben die Dörfer ausgespäht, bis wir auf dich stießen."

Ich schluckte schwer, unfähig zu begreifen, dass all das wirklich geschehen war. Mein Leben, meine ganze Welt, war eine Lüge gewesen – und nun sollte ich nichts weiter sein als ein Werkzeug für Orochimaru.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt