Kapitel 26

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Der Tag war lang und erschöpfend gewesen. Meine Muskeln schmerzten von dem intensiven Training, das wir absolviert hatten, doch es war ein angenehmer Schmerz – ein Zeichen dafür, dass ich stärker wurde. Dennoch fühlte ich mich ausgelaugt, und die Gedanken in meinem Kopf waren so laut, dass ich kaum zur Ruhe kam. Ich hatte mir eine Decke um die Schultern geschlungen und saß auf dem Boden vor dem Kamin, das Knistern der Flammen war das einzige Geräusch, das den Raum erfüllte. Die Wärme des Feuers hüllte mich ein, doch in mir war eine Leere, die die Hitze nicht füllen konnte.

Ich beobachtete, wie die Flammen tanzten, ihre orangefarbenen Spitzen, die sich im Wind des Kamins wanden und verflochten. Es war beruhigend, hypnotisch fast. Doch die Gedanken, die ich verdrängen wollte, ließen sich nicht einfach verbannen. Sasuke hatte sich wie immer bis in die Abendstunden dem Training hingegeben. Seine Hingabe war bewundernswert, aber ich machte mir Sorgen um ihn. Nicht nur um seine körperliche Erschöpfung, sondern auch um das, was in ihm vorging. Wir hatten uns in den letzten Wochen so nahe gefühlt, und doch spürte ich immer wieder eine Distanz, die er zwischen uns zu halten versuchte.

Ich zog die Decke enger um mich und schloss für einen Moment die Augen. Ein leises Knarren der Tür ließ mich die Lider wieder öffnen. Sasuke trat ein, sein schwarzer Umhang hing lose an seinen Schultern, und sein Gesicht war wie immer schwer von Nachdenklichkeit gezeichnet. Der Ausdruck in seinen Augen war müde, aber auch voller Entschlossenheit – die gleiche, die er stets nach einem langen Tag im Training trug.

„Du bist also endlich zurück," sagte ich leise und sah zu ihm auf. Meine Stimme klang sanft, fast wie ein Flüstern, und durchbrach die Stille des Raumes. „Bist du fertig für heute?"

Sasuke schüttelte fast unmerklich den Kopf, und ich konnte schon sehen, dass er den Drang verspürte, wieder hinauszugehen, noch weiter zu trainieren, als ob er nie genug tun konnte, um sich auf das vorzubereiten, was kommen mochte.

„Ich wollte noch weitermachen," sagte er tonlos, seine Augen wanderten kurz zu den Flammen im Kamin, bevor er sich wieder mir zuwandte. „Es gibt noch viel zu tun."

Ich lächelte leicht, auch wenn ich wusste, dass er es nicht leicht machte, ihn davon abzubringen. „Setz dich zu mir," sagte ich, während ich meine Hand aus der Decke hervorstreckte und sie leicht zu ihm hin ausstreckte, als wollte ich ihn zu mir ziehen. „Mach doch für heute Schluss."

Er zögerte, seine dunklen Augen musterten mich, als würde er abwägen, ob er meiner Bitte nachgeben sollte. Für einen Moment glaubte ich, er würde wieder hinausgehen, doch dann seufzte er leise und ließ sich schließlich neben mir auf den Boden sinken. Die Anspannung in seinen Schultern ließ langsam nach, und ich konnte sehen, wie die Müdigkeit ihm doch zusetzte.

„Du trainierst zu viel," sagte ich und lehnte mich leicht gegen seine Seite. „Jeder braucht eine Pause."

„Ich kann mir keine Pausen leisten," murmelte er und legte den Arm um mich. Seine Hand streifte sanft über meinen Oberarm, und die Berührung ließ ein wohliges Gefühl durch meinen Körper strömen. Es war so selten, dass Sasuke von sich aus Zärtlichkeit zeigte, doch wenn er es tat, fühlte es sich umso kostbarer an.

„Doch," entgegnete ich ruhig und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Manchmal sind Pausen genauso wichtig wie das Training selbst."

Sasuke schwieg, und ich wusste, dass er es in seinem Inneren nicht wirklich akzeptierte. Er war immer so hart zu sich selbst, trieb sich ständig an seine Grenzen und darüber hinaus. Doch in diesem Moment schien er zumindest bereit, die Ruhe zuzulassen.

Wir saßen eine Weile schweigend da, die Wärme des Feuers um uns herum und die Nähe zwischen uns brachten eine seltsame Ruhe, die ich nicht beschreiben konnte. Es war selten, dass wir uns solche Augenblicke des Friedens gönnten, doch gerade jetzt schien es genau das zu sein, was wir beide brauchten.

„Ich weiß, warum du das alles tust," sagte ich schließlich leise, meine Stimme fast im Knistern des Feuers verloren. „Aber du musst dir selbst auch verzeihen. Du kannst nicht ewig vor deinen Gefühlen weglaufen."

Sasuke starrte ins Feuer, seine Augen schimmerten im Licht der Flammen. „Es ist nicht so einfach," murmelte er, seine Stimme schwer vor Nachdenklichkeit.

Ich hob den Kopf und sah ihn an, unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Du bist nicht allein. Ich bin hier, egal was passiert."

Er drehte den Kopf, seine Augen trafen meine, und für einen Moment sah ich all den Schmerz, die Schuld und die Sehnsucht in ihnen. Diese Augen hatten so viel gesehen, so viel ertragen. Doch ich konnte auch das sehen, was er sich selbst nicht eingestehen wollte – die Zuneigung, die er für mich empfand, die er so lange unterdrückt hatte.

Ohne nachzudenken, neigte ich meinen Kopf und ließ meine Lippen sanft auf seine gleiten. Es war ein vorsichtiger Kuss, fast fragend, als wollte ich ihn daran erinnern, dass er nicht mehr kämpfen musste. Sasuke erstarrte für einen kurzen Moment, doch dann erwiderte er den Kuss, zögerlich, als hätte er Angst, sich mir ganz zu öffnen.

Doch diese Zurückhaltung dauerte nicht lange. Der Kuss vertiefte sich, wurde intensiver, und ich spürte, wie Sasuke sich endlich erlaubte, mich wirklich zu berühren, mich wirklich nah an sich heranzulassen. Seine Hände wanderten über meine Arme, hinauf zu meinem Nacken, und ein leises Stöhnen entwich mir, als er mich näher an sich zog.

Mein Herz schlug schneller, als ich spürte, wie seine Lippen fordernder wurden, und ich ließ mich von seinen Bewegungen leiten. Bevor ich es richtig realisieren konnte, hatte er mich auf seinen Schoß gezogen, seine Hände fest um meine Hüften gelegt, während ich meine Finger in seinem Haar vergrub.

Die Hitze des Feuers um uns wurde von der Hitze zwischen uns übertroffen. Jeder Kuss, jede Berührung schien die Spannung, die sich zwischen uns aufgebaut hatte, zu lösen, und ich konnte spüren, wie Sasuke seine Zurückhaltung vollständig aufgab. Es war, als würden wir in diesem Moment alle Mauern einreißen, die uns bisher voneinander getrennt hatten.

„Sayanah..." murmelte er heiser gegen meine Lippen, seine Stimme rau vor Verlangen.

Ich antwortete nicht mit Worten, sondern vertiefte den Kuss, drückte mich enger an ihn, bis kein Platz mehr zwischen uns war. Mein Herz raste, und ich fühlte die Welle von Emotionen, die uns beide überwältigte. Es war mehr als nur körperliche Nähe – es war das Eingeständnis, dass wir einander wirklich brauchten, trotz aller Zweifel und Ängste.

Seine Hände glitten unter meine Decke, seine Berührungen wurden intensiver, und ich wusste, dass wir in dieser Nacht mehr teilten als nur Worte oder Gedanken. Wir ließen alles los – all die Barrieren, die uns bisher voneinander getrennt hatten, die Ängste, die uns immer wieder zurückgehalten hatten.

In diesem Moment gehörten wir einander, vollkommen und bedingungslos.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt