Ich beobachtete Sasuke schon eine Weile, wie er sich immer weiter in sich selbst zurückzog. Seit unserem letzten schrecklichen Streit war er nicht mehr derselbe. Er sprach kaum noch mit mir, und wann immer ich versuchte, ihm näherzukommen, wich er zurück. Es war, als wäre er von einer unsichtbaren Mauer umgeben, und je mehr ich versuchte, diese Mauer zu durchdringen, desto höher schien sie zu werden. Wir lagen gemeinsam im Bett, doch die Distanz zwischen uns war so groß, dass sie fast greifbar war. Ich konnte es nicht länger ertragen.
„Sasuke", sagte ich leise, drehte mich zu ihm um und suchte seinen Blick. Doch er wich meinen Augen aus, starrte nur auf den Boden, als würde er dort eine Antwort auf die Last finden, die ihn drückte. „Was ist los? Warum weichst du mir immer aus?"
Er antwortete nicht sofort. Der Raum war still, nur unser Atem war zu hören. Schließlich fuhr er sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar, die Schultern schwer und angespannt.
„Ich will dir nicht nochmal weh tun", sagte er plötzlich. Seine Stimme war rau, als hätte er die Worte lange in sich zurückgehalten. „Oder schlimmer."
Ich schluckte. Die Erinnerung an den letzten Vorfall, als seine Hände um meinen Hals gelegt waren, blitzte in meinem Kopf auf. Die Panik, die ich damals gespürt hatte, war echt gewesen. Doch das war es jetzt nicht, nicht mehr. Ich sah ihn an, versuchte, seine Abwehr zu durchbrechen.
„Sasuke", flüsterte ich, und meine Hand legte sich sanft auf seinen Arm. „Du wirst mir nicht nochmal wehtun. Ich bin hier, weil ich dir vertraue. Wenn ich das nicht täte, wäre ich längst fort."
Er drehte sich zu mir um, seine dunklen Augen glasig und voller Schuld. „Ich verdiene es nicht, dass du noch hier bist, Sayanah. Nach allem, was ich dir angetan habe... Ich hätte dich beinahe getötet." Seine Stimme brach fast, als er diese Worte aussprach. „Ich hätte nie gedacht, dass ich nach allem, was passiert ist, jemals wieder etwas für jemanden empfinden könnte. Und doch..." Er hielt inne, schloss die Augen, als würde es ihm zu viel werden. „Und doch bist du hier. Trotz allem."
Ich sah, wie er sich quälte. Seine ganze Fassade bröckelte vor meinen Augen, und ich konnte es nicht länger ertragen. „Sasuke, ich liebe dich", sagte ich schließlich, leise, aber entschlossen. „Und egal, was passiert ist – du kannst mich nicht davon abhalten. Wir sind beide durch so viel gegangen, und ich weiß, dass du mich nie absichtlich verletzen würdest."
Seine Augen weiteten sich leicht bei meinen Worten, und für einen Moment schien es, als hätte er nicht geglaubt, dass jemand ihm das jemals sagen könnte. Er schwieg, während meine Worte durch den Raum hallten, dann griff er langsam nach meiner Hand. Unsere Finger verflochten sich, und in dieser Berührung lag so viel unausgesprochene Emotion. Ohne ein weiteres Wort zog er mich sanft zu sich heran, und unsere Lippen trafen sich in einem zarten Kuss. Es war ein sanfter, aber intensiver Moment, in dem all die Trauer, der Schmerz, aber auch die Liebe und Zuneigung zum Ausdruck kamen, die wir füreinander empfanden.
Als der Kuss endete, legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Ich konnte sein Herz unter meiner Wange schlagen spüren, und es beruhigte mich auf eine Weise, die ich nicht erklären konnte. Wir lagen so eine Weile da, und ich hielt ihn fest, wollte ihn nicht loslassen. Doch ich spürte, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Schließlich begann er zu sprechen.
„Der Schmerz, den ich mein ganzes Leben lang durch Itachi ertragen habe...", begann er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Er hat mich in den Wahnsinn getrieben. Ich habe damals unsere Eltern gefunden, tot. Und Itachi..." Er hielt inne, als würde es ihm schwerfallen, weiterzusprechen. „Itachi stand einfach da, mit diesem kalten Blick, als wäre nichts passiert. Als wäre ich bedeutungslos."
Ich hörte ihm aufmerksam zu, mein Herz schwer von seinem Schmerz. Ich wusste, wie sehr ihn das alles belastet hatte, aber es jetzt aus seinem eigenen Mund zu hören, machte es umso realer.
„In Konoha fühlte ich mich, als wäre ich lebendig begraben", fuhr er fort. „Das Trauma, das ich durchlebte, ließ mich nichts mehr fühlen. Ich war betäubt, leer... bis ich den einzigen Ausweg sah: Rache. Ich wollte Itachi töten. Musste es tun, um irgendwie wieder zu mir selbst zu finden."
Er schwieg einen Moment, und ich wagte nicht, ihn zu unterbrechen. Er schien tief in Gedanken versunken, als er fortfuhr. „Aber du..." Er sah mich an, und in seinen Augen lag etwas Weiches, etwas, das ich bisher nur selten in ihm gesehen hatte. „Ich erinnere mich an dich. Damals, als wir mit dem Team in deinem Café eine Pause gemacht haben. Du warst so... unschuldig. So freundlich. Du hattest nichts mit dieser Welt der Kämpfe und des Verrats zu tun."
Ich war überrascht, dass er sich daran erinnerte. „Du hast mich damals wirklich bemerkt?", fragte ich leise.
Er nickte leicht. „Ja. Du warst... anders. Fernab von allem, was mir Schmerzen bereitete. Vielleicht hätte ich damals für dich geschwärmt, wenn ich nicht so betäubt von meinem eigenen Schmerz gewesen wäre." Er sah weg, und ich spürte, wie sehr ihn diese Gedanken belasteten. „Aber Liebe... echte Liebe... hatte ich längst aufgegeben."
Ich schluckte schwer bei seinen Worten. Es war schwer, seine Vergangenheit zu hören, aber ich wusste, dass er sich mir jetzt so öffnete wie nie zuvor. „Sasuke..."
„Ich habe darüber nachgedacht, meinen Racheplan aufzugeben", sagte er plötzlich. „Wegen dir. Aber..." Er sah mich ernst an. „Itachi ist zu gefährlich. Er hat unsere Eltern getötet, den ganzen Clan. Er wird niemals aufhören, bis ich tot bin. Und wenn ich es nicht tue, wird er es wieder tun. Würde ich mich niederlassen, eine Familie gründen... so wie ich es früher immer wollte... Itachi würde das zerstören."
Seine Worte schmerzten, aber ich verstand, warum er so dachte. Er wollte Rache, ja, aber es ging auch um Schutz. Um Sicherheit für die Zukunft. „Sasuke...", begann ich zögernd, „ich verstehe, warum du das tun musst. Aber du wirst es nicht alleine tun. Ich werde an deiner Seite sein."
Seine Augen weiteten sich. „Nein, das kannst du nicht. Es ist zu gefährlich. Ich will nicht, dass du in Gefahr bist."
„Du kannst mich nicht zwingen, Sasuke", sagte ich entschlossen. „Ich will nicht, dass Itachi dich besiegt. Ich will dich nicht verlieren."
Er sah mich an, sein Gesicht voller Schmerz. „Ich will dich nicht in Gefahr bringen, Sayanah."
„Und ich will nicht, dass du das alleine durchstehst", entgegnete ich. „Ich bleibe bei dir, Sasuke. Bis zum Ende."
Er schloss die Augen, als würde er gegen einen inneren Kampf ankämpfen, aber schließlich legte er seine Stirn gegen meine und flüsterte: „Ich liebe dich, Sayanah. Mehr, als ich je gedacht hätte, dass ich fähig wäre."
In diesem Moment wusste ich, dass wir beide für immer miteinander verbunden waren – durch Schmerz, durch Liebe und durch das unausweichliche Schicksal, das uns erwartete.
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Love In The Dark | Sasuke Uchiha
FanfictionSayanah, ein unscheinbares Mädchen mit einem ruhigen Leben, wird plötzlich aus ihrer Welt gerissen, als der abtrünnige Ninja Sasuke Uchiha sie entführt. Während sie sich in einer Welt voller Geheimnisse und Gefahr wiederfindet, offenbaren sich dunkl...