Kapitel 29

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Die Sonne hing tief am Himmel, tauchte die Landschaft in ein sanftes, goldenes Licht, während der Nachmittag langsam dem Abend wich. Ich stand immer noch an dem Ort, wo Itachi mich zurückgelassen hatte, unfähig, meine Gedanken zu ordnen. Die Luft war kühl, aber die Sonne spendete noch etwas Wärme, doch das Chaos in mir machte es schwer, überhaupt etwas um mich herum wahrzunehmen.

Alles in mir schrie danach, Sasuke zu finden, bevor es zu spät war. Doch wie sollte ich das anstellen? Itachi war spurlos verschwunden, und ich hatte keinen Hinweis darauf, wo die beiden sich treffen würden.

Ich atmete schwer aus und begann nervös auf und ab zu gehen. Meine Gedanken waren ein einziges Durcheinander. Sasuke würde Itachi töten, das war klar. Doch Itachi hatte sich geopfert – für das Wohl seines Bruders, für den Frieden. Der Gedanke, dass Sasuke in blinder Wut jemanden töten würde, der ihn so bedingungslos liebte, ließ mein Herz schmerzen. Das durfte nicht passieren.

"Ich muss etwas tun," murmelte ich vor mich hin und rieb mir die Schläfen, als könnte ich dadurch klarer denken.

Plötzlich hörte ich ein leises, schmerzverzerrtes Quieken. Ich öffnete die Augen und sah mich um. Nicht weit von mir, unter einem Baum, lag eine kleine, lila-blaue Schlange. Sie bewegte sich kaum, und als ich mich näherte, erkannte ich, dass sie schwer verletzt war. Ihr Körper war von tiefen Wunden durchzogen, und es schien, als würde sie ihre letzten Atemzüge machen.

Mein Herz zog sich zusammen. Trotz meiner eigenen Verzweiflung konnte ich nicht wegsehen. Ich kniete mich neben die kleine Schlange, die kaum noch zu atmen schien, und hob sie vorsichtig auf meine Handflächen. „Oh nein...", flüsterte ich und betrachtete die tiefen Wunden, die ihren Körper durchzogen.

Dann erinnerte ich mich an etwas, das Kabuto einmal gesagt hatte. Der Kazuragi-Clan, mein Clan, nutzte das Kekkei Genkai ursprünglich nicht nur zum Kämpfen, sondern auch, um andere zu heilen. Ich hatte es nie ausprobiert – in all den Jahren hatte ich mich auf die kämpferischen Aspekte meiner Kräfte konzentriert. Doch jetzt, wo dieses kleine Wesen vor mir lag und um sein Leben kämpfte, wollte ich es versuchen.

„Na los, Sayanah... Du schaffst das," murmelte ich, während ich mich bemühte, mein Chakra in meinen Händen zu sammeln. Zuerst war es schwierig, aber mit jeder Sekunde spürte ich, wie sich meine Energie langsam konzentrierte. Ich stellte mir vor, wie sie durch meine Handflächen floss und in den kleinen Körper der Schlange überging.

Nach ein paar Sekunden geschah etwas Unglaubliches: Die Wunden begannen sich langsam zu schließen. Ich spürte, wie das Leben allmählich zurückkehrte. Die kleine Schlange öffnete ihre Augen und sah mich an, ein Ausdruck von Dankbarkeit in ihrem Blick.

„Danke...", sagte die Schlange plötzlich mit einer sanften, aber klaren Stimme.

Ich zuckte vor Schreck zusammen und ließ die Schlange reflexartig fallen. „Oh mein Gott, du kannst reden!?"

Schnell bückte ich mich wieder hinunter, um die kleine Schlange aufzuheben. „Es tut mir leid! Ich wollte dich nicht fallen lassen!"

Die Schlange hob leicht den Kopf und sah mich mit schimmernden, klugen Augen an. „Schon gut," zischte sie. „Du hast mir das Leben gerettet. Ich werde das nicht vergessen."

Ich blinzelte verwirrt und setzte mich auf meine Fersen. „Wie... wie kannst du reden?"

„Mein Name ist Aoda," sagte die Schlange ruhig. „Ich bin ein vertrauter Geist aus Ryūchi-Höhle. Du hast mich gerettet, obwohl du nichts dafür erwartet hast. Das ist ungewöhnlich für Menschen."

„Ein vertrauter Geist?" Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. „Was... was heißt das?"

Aoda neigte den Kopf und schien mich zu mustern. „Du weißt wirklich nicht viel über die Welt der Shinobi, oder? Du bist anders. Reinherzig. Aber gerade deshalb bist du würdig, dass ich dir helfe."

Bevor ich etwas sagen konnte, erschien plötzlich ein Pergament vor mir, es schwebte in der Luft und entrollte sich. „Du hast mein Leben gerettet," sagte Aoda leise. „Nun stehe ich in deiner Schuld. Wenn du diesen Vertrag mit deinem Blut unterzeichnest, werde ich und die anderen Schlangen aus Ryūchi-Höhle dir in Zukunft beistehen."

Ich sah das Pergament verwirrt an. „Ich... ich weiß nicht, ob ich das tun sollte."

Aoda blickte mich ernst an. „Du möchtest jemanden retten, nicht wahr? Ich kann dir helfen."

Der Gedanke an Sasuke schoss mir durch den Kopf. Wenn ich eine Chance haben wollte, ihn zu finden und aufzuhalten, musste ich alles tun, was in meiner Macht stand. Ohne weiter zu zögern, biss ich mir auf die Lippe, presste etwas Blut heraus und unterschrieb den Vertrag. Sofort verschwand das Pergament wieder, genau so schnell, wie es aufgetaucht war.

Aoda nickte zufrieden. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen."

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ehe ich dazu kam, verpuffte die kleine Schlange und ließ mich allein zurück. „Warte...!", rief ich ihr hinterher. „Ich brauche dich doch jetzt!"

Doch sie war weg, und ich stand da, ungläubig und frustriert. „Großartig... Wurde ich gerade verarscht?", murmelte ich genervt und rieb mir die Stirn.

Plötzlich hörte ich hinter mir eine tiefe, raue Stimme. „Also bist du das kleine Menschenmädchen, das meinem Bruder das Leben gerettet hat."

Ich drehte mich ruckartig um, und mein Herz blieb fast stehen. Vor mir erhob sich eine gigantische, lila Schlange, so groß, dass ihre Fangzähne allein größer waren als mein ganzer Körper. Die Schuppen glänzten bedrohlich im Licht der Nachmittagssonne, und ihre Augen funkelten neugierig.

Ich stolperte einen Schritt zurück, meine Augen weiteten sich vor Angst. „W-Was...?"

Die Schlange schlängelte sich langsam um mich herum, ihre Bewegungen geschmeidig und doch so mächtig, dass der Boden leicht bebte. „Ich bin Manda," sagte die Schlange mit tiefer Stimme. „Menschen sind mir normalerweise zuwider. Aber... du hast meinem Bruder das Leben gerettet. Dafür schulde ich dir etwas."

Mein Atem ging flach, mein Herz raste. „Was... was willst du von mir?", fragte ich zögernd und wich weiter zurück, bis ich spürte, dass ich keinen Platz mehr hatte, um mich weiter zu entfernen.

„Nichts," sagte Manda ruhig. „Außer, dass du mir sagst, ob es etwas gibt, wobei ich dir helfen kann."

Ich blinzelte verwirrt, und dann schoss mir der Gedanke an Sasuke durch den Kopf. „Ich... ich muss zu den alten Ruinen. Aber ich weiß nicht, wie ich dorthin komme."

Manda musterte mich eine Weile, bevor er seinen Kopf zu mir herabsenkte. „Dann werde ich dich dorthin bringen. Steig auf."

Ich zögerte. „Auf... auf dich?"

Die riesige Schlange nickte und senkte ihren Kopf noch weiter, damit ich aufsteigen konnte. Doch als sie bemerkte, dass ich Schwierigkeiten hatte, auf ihren Rücken zu klettern, hob sie mich mit ihrer Schwanzspitze hoch und setzte mich vorsichtig ab. „Du bist wirklich ein unschuldiges kleines Mädchen," murmelte sie leise, und in ihrer Stimme lag ein Hauch von Belustigung.

Als ich sicher auf ihrem breiten Kopf saß, setzte sich Manda in Bewegung. Die riesige Schlange glitt geschmeidig und doch schnell durch das Unterholz, während die Sonne langsam am Horizont versank. Wir waren auf dem Weg zu den Ruinen – und zu Sasuke.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt