Ich saß eingewickelt in eine dicke Decke, die meine Mutter mir umgelegt hatte, und hielt eine dampfende Tasse Tee in den Händen. Der vertraute Duft von Kräutern stieg in meine Nase und beruhigte meine aufgewühlten Nerven. Seitdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, waren meine Eltern unglaublich fürsorglich. Sie umsorgten mich, als wäre ich wieder ein kleines Mädchen, das Schutz und Geborgenheit brauchte. Es fühlte sich gut an, wieder zu Hause zu sein – sicher, warm und geliebt. Doch etwas in mir war zerbrochen, und trotz all der Ruhe konnte ich mich nicht davon ablenken, was passiert war.
Ich blickte in die Flammen des Kamins, die friedlich tanzten, während meine Eltern mir gegenüber auf der Couch saßen. Ihr Lächeln war voller Zuneigung, aber auch Sorge. Mein Vater war immer stiller als meine Mutter, doch ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen. Er hatte Angst um mich gehabt, genauso wie meine Mutter. Beide hatten mich monatelang verloren geglaubt. Ich hatte ihnen nie wirklich erzählt, was ich alles durchgemacht hatte, seit ich mit Sasuke verschwunden war. Aber sie wussten genug, um sich Sorgen zu machen.
„Sayanah," begann meine Mutter sanft und rührte mit einem Löffel in ihrem eigenen Tee, „es ist so gut, dich wieder hier bei uns zu haben."
Ich lächelte schwach. „Ich bin auch froh, wieder hier zu sein."
Sie legte den Löffel beiseite und schaute mich eindringlich an. „Weißt du, deine leibliche Mutter und ich kannten uns. Wir hatten nicht viel miteinander zu tun, aber Ayumi... sie war eine bemerkenswerte Frau. Genauso schön und selbstlos wie du es heute bist."
Mein Herz zog sich bei der Erwähnung meiner Mutter schmerzhaft zusammen. Ich wusste inzwischen, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern waren, aber sie hatten mich so sehr geliebt, dass es keine Rolle spielt. Jetzt, in dieser stillen, warmen Umgebung, wo so viele Emotionen auf einmal hochkamen, wollte ich mehr über meine wahre Familie wissen.
„Erzähl mir von ihr," bat ich, meine Stimme brüchig. „Was war sie für eine Frau?"
Meine Mutter tauschte einen Blick mit meinem Vater, der nickte. Sie setzte sich etwas aufrechter hin und begann: „Ayumi war eine Heilerin des Kazuragi Clans. Sie war immer damit beschäftigt, anderen zu helfen, genauso wie der Rest ihres Clans. Ich bewunderte sie dafür, aber unsere Wege kreuzten sich selten, weil ich damals das Café gegründet hatte und viel zu tun hatte."
Ich nippte an meinem Tee, meine Kehle fühlte sich eng an. „Aber ihr kanntet euch gut genug, um mich aufzunehmen."
„Ja," antwortete mein Vater sanft. „Es war damals eine schwierige Zeit. Der Kazuragi Clan erlebte schon viel Leid. Viele ihrer Mitglieder wurden entführt oder getötet. Ayumi spürte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es auch sie treffen würde. Sie wusste, dass du in Gefahr warst, wenn du bei ihr bliebst."
Meine Mutter senkte den Blick, und ihre Hände zitterten leicht, als sie die Tasse fester umschloss. „Sie liebte dich so sehr, Sayanah. Es brach ihr das Herz, dich abzugeben. Aber sie wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, dich zu retten."
Mir liefen unbewusst Tränen über die Wangen, und ich drückte meine Tasse an meine Brust, als könnte ich den Schmerz dadurch lindern. „Und dann... wurde der Clan ausgelöscht."
Mein Vater nickte und seine Augen spiegelten den gleichen Schmerz wider, den ich fühlte. „Ja. Wenige Wochen, nachdem sie dich zu uns gebracht hatte, war es vorbei. Ayumi hat ihr Leben geopfert, um deines zu retten."
Die Stille, die folgte, war schwer und erdrückend. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Alles, was ich in diesem Moment fühlte, war eine tiefe Dankbarkeit und eine unsagbare Traurigkeit. Meine leibliche Mutter hatte ihr Leben für mich geopfert. Und meine Adoptiveltern hatten mich mit offenen Armen aufgenommen und mir ein Zuhause gegeben, in dem ich mich sicher und geliebt fühlte.
Meine Mutter stand auf und kniete sich vor mich hin. Sie nahm meine Hände in ihre und sah mir fest in die Augen. „Wir lieben dich, Sayanah. Für uns warst du von dem Moment an, als wir dich das erste Mal gesehen haben, unsere Tochter. Und das wirst du immer bleiben."
Ich konnte meine Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich liebe euch auch," flüsterte ich, während sie mich in ihre Arme schloss. „Und ich bin euch so dankbar für alles."
Mein Vater trat ebenfalls zu uns und legte seine Hand sanft auf meine Schulter. Es war ein Moment purer, bedingungsloser Liebe, und für einen Augenblick fühlte ich mich vollkommen geborgen.
Doch als ich später in mein Zimmer zurückkehrte, war die Wärme dieses Moments plötzlich weg. Etwas in der Luft fühlte sich seltsam an. Ich ließ meinen Blick durch das vertraute Zimmer schweifen und bemerkte, dass das Fenster offen stand. Ein kalter Luftzug drang herein, und ich zog die Decke enger um mich.
„Merkwürdig," murmelte ich, als ich das Fenster schließen wollte.
Plötzlich erstarrte ich, als ich in der Ecke meines Zimmers eine vertraute Gestalt sah. „Sasuke?"
Mein Herz setzte einen Schlag aus, und ich konnte nicht fassen, dass er wirklich vor mir stand. Bevor ich es realisierte, rannte ich zu ihm und schloss ihn fest in meine Arme. „Sasuke!"
Er drückte mich ebenso fest an sich und ich konnte die Erleichterung in seiner Umarmung spüren. „Sayanah..."
„Warum hast du dich nicht gemeldet?" fragte ich und meine Stimme war durchtränkt von der Sorge, die ich die letzten Wochen gespürt hatte. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!"
Sasuke streichelte sanft über mein Haar und flüsterte: „Es tut mir leid. Ich musste sicherstellen, dass alles in Ordnung ist."
Ich blickte in seine Augen und konnte die Erschöpfung darin sehen. „Ist alles in Ordnung? Was ist mit Itachi?"
Sasuke atmete tief ein und nickte. „Itachi lebt. Wir haben Frieden geschlossen... wegen dir, Sayanah. Du hast mir meine Familie zurückgegeben."
Ich lächelte erleichtert. „Dann könnt ihr beide zurück nach Konoha kommen, alles klären und..."
Doch Sasuke unterbrach mich sanft. „Du weißt, dass das nicht geht. Itachi kann nicht zurück ins Dorf, und ich werde ohne ihn auch nicht zurückkehren."
Ein schwerer Schmerz breitete sich in meinem Herzen aus. Ich wusste, dass er recht hatte, aber es tat weh. Sehr weh.
Wir standen uns gegenüber, und ich konnte die Tränen in meinen Augen spüren. „Aber was wird dann aus uns?" flüsterte ich.
Sasuke umarmte mich fest und drückte mich an sich. „Ich liebe dich, Sayanah. Das wird sich nie ändern. Aber ich muss meinen eigenen Weg gehen."
Wir standen da, verloren in unserer Umarmung, beide mit Tränen in den Augen. Wir wussten, dass dies unser Abschied war, aber wir hielten uns fest, als könnten wir die Zeit anhalten.
„Ich liebe dich auch, Sasuke," flüsterte ich, als wir uns schließlich voneinander lösten. „Egal, wohin du gehst."
Er lächelte traurig, und ich sah, wie er aus dem Fenster stieg. Dann war er verschwunden.
Ich blieb allein in meinem Zimmer zurück, traurig und doch irgendwie erleichtert. Sasuke hatte endlich Frieden gefunden. Das war alles, was zählte.
DU LIEST GERADE
Love In The Dark | Sasuke Uchiha
FanfictionSayanah, ein unscheinbares Mädchen mit einem ruhigen Leben, wird plötzlich aus ihrer Welt gerissen, als der abtrünnige Ninja Sasuke Uchiha sie entführt. Während sie sich in einer Welt voller Geheimnisse und Gefahr wiederfindet, offenbaren sich dunkl...