Kapitel 11

48 1 0
                                    

Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe – es fühlt sich an wie nur wenige Stunden. Als ich von einem Geräusch wach werde, drehe ich mich benommen zur schweren Metalltür des Zimmers, in dem ich eingeschlossen bin. Es knarrt leise, als sich die Tür öffnet, und Sasuke tritt ein. Sein Gesicht ist im Halbdunkel des Raums nur schwer zu erkennen, aber ich sehe das vertraute Glimmen seiner dunklen Augen.

„Bitte... lass mich einfach schlafen," jammere ich und spüre die Erschöpfung, die jeden Muskel meines Körpers lähmt. „Ich bin so müde."

Zu meinem Erstaunen wirkt Sasuke nicht kalt und abweisend wie sonst. Seine Augen ruhen auf mir, und für einen Moment meine ich, eine sanfte Regung in ihnen zu erkennen. „Ich weiß, du bist erschöpft," sagt er leise, fast sanft. Es ist nicht die Art von Stimme, die ich von ihm gewohnt bin – nicht dieser kalte, unnahbare Ton, der mich schon seit unserer ersten Begegnung frösteln lässt.

Er tritt näher ans Bett, und ich schaue ihn schläfrig von unten an. Ohne ein Wort streicht er mir sanft eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, und ich zucke bei der plötzlichen Zärtlichkeit leicht zusammen. „Ich wollte dir nie weh tun," sagt er leise und sein Blick scheint in die Ferne zu gehen. „Ich war nur gezwungen, wegen Orochimaru."

„Z-gezwungen?" murmele ich, unsicher, was ich davon halten soll. Seine Hand zieht sich langsam zurück, aber er bleibt nah bei mir, seine dunklen Augen jetzt fest auf mich gerichtet.

„Ja," flüstert er, und seine Stimme klingt plötzlich verletzlich. „Orochimaru... er ist ein Monster. Ich habe ihn nur lange genug ertragen, um stark genug zu werden, um ihn zu besiegen." Seine Augen verengen sich leicht, als er diese Worte spricht, und ich spüre, wie sich in mir eine Mischung aus Angst und Hoffnung zusammenbraut. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um ihn zu stürzen. Bevor er dir noch mehr antut. Aber ich brauche deine Hilfe, Sayanah."

Meine Gedanken sind träge, und die Müdigkeit lastet schwer auf mir. Trotzdem versuche ich zu begreifen, was er da sagt. „Meine Hilfe?" flüstere ich.

„Ja," antwortet er und setzt sich auf die Bettkante. Seine Nähe macht mich nervös, aber ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was er sagt. „Orochimaru will dich nicht loslassen. Wenn wir bis zum Morgengrauen warten, wird er dich wieder benutzen, deine Kräfte wieder anzapfen. Er wird dich nicht in Ruhe lassen. Nicht, solange er lebt."

Ich schaudere, als mir die Erinnerung an die Schmerzen in die Glieder fährt. „Aber... ich kann nicht kämpfen, Sasuke. Ich bin keine Ninja. Ich... ich weiß nicht, wie."

Sasuke legt seine Hand auf meine. Sie ist warm, und in seinen Augen liegt eine seltsame Intensität, die ich nicht deuten kann. „Du musst nicht kämpfen," sagt er. „Ich werde es tun. Aber ich brauche dein Chakra. Deine Kräfte sind der Schlüssel. Mit ihnen kann ich Orochimaru besiegen, und dann... dann bist du frei."

„Frei?" Ich blinzle ihn an, als würde ich versuchen, aus einem Traum zu erwachen. „Du... du wirst mich nach Konoha zurückbringen?"

Sein Blick wird weicher, und er nimmt beide meiner Hände in seine. Die Wärme seiner Hände sendet ein merkwürdiges Kribbeln durch meinen Körper. „Ja," sagt er. „Ich verspreche es dir. Wenn Orochimaru tot ist, kannst du nach Konoha zurückkehren. Zu deinem alten Leben. Sicher und frei. Ich werde dafür sorgen."

Mein Herz schlägt schneller. Ist das wirklich wahr? Kann es sein, dass Sasuke wirklich helfen will? Vielleicht gibt es doch noch eine Spur von Menschlichkeit in ihm, die durch die dunklen Pfade, die er beschritten hat, hindurchscheint. Sein Griff um meine Hände wird fester, aber nicht schmerzhaft. Nur entschlossen.

„Ich... ich weiß nicht, ob ich das kann," sage ich leise, meine Stimme zittert.

Sasuke neigt sich zu mir und sieht mir tief in die Augen. „Du kannst es," sagt er. „Du hast diese Kraft in dir, Sayanah. Du bist stark. Und du hast es verdient, glücklich zu sein. In Konoha. Weg von all dem hier." Sein Blick ist fest, und in seinen Augen erkenne ich eine Tiefe, die mich verwirrt. Er meint es ernst. Oder zumindest scheint es so.

Für einen Moment fühle ich etwas, das ich nicht erklären kann. Mein Herz rast, aber diesmal nicht vor Angst. Da ist etwas anderes – etwas, das in mir aufkeimt, als er mich so ansieht. Etwas, das ich noch nie zuvor gefühlt habe. Eine Wärme, die von seiner Nähe ausgeht, etwas Beruhigendes und doch Aufregendes zugleich.

„Sasuke," flüstere ich und starre in seine dunklen Augen, die so nah sind, dass ich ihren vollen Ausdruck erkennen kann. Etwas in mir will ihm glauben. Ich will glauben, dass er mehr ist als der kalte, verschlossene Junge, der mich hierher gebracht hat. Vielleicht ist er doch nicht verloren. Vielleicht... gibt es da noch Hoffnung.

Sasuke lächelt schwach – ein flüchtiges, kaum sichtbares Lächeln – und es lässt mein Herz einen Moment lang aussetzen. „Wir müssen handeln, bevor er es wieder versucht. Bevor er dich endgültig in seine Gewalt bringt." Seine Stimme wird wieder fester, aber immer noch sanft. „Vertrau mir."

Vertraue ihm? Es wäre verrückt, ihm zu vertrauen. Schließlich hat er mich entführt, mich Orochimaru ausgeliefert und dabei zugesehen, wie ich gequält wurde. Aber jetzt, hier in diesem Moment, fühlt es sich so an, als ob er mir wirklich helfen will. Vielleicht will er nicht mehr der sein, der im Schatten steht. Vielleicht sucht er einen Weg, sich von Orochimaru zu befreien – genauso, wie ich nach einem Ausweg suche.

„Okay," flüstere ich schließlich und nicke kaum merklich. „Ich... ich helfe dir."

Sasuke atmet tief durch und drückt meine Hände noch einmal sanft. „Gut," sagt er leise, und seine Stimme klingt erleichtert. „Wir werden es zusammen schaffen."

Er löst seine Hände von meinen und steht langsam auf. „Ich weiß, du bist erschöpft, aber wir haben nicht viel Zeit." Er blickt kurz zur Tür, dann zurück zu mir. „Komm, bevor es zu spät ist."

Langsam stehe ich auf, mein Körper noch schwer von Müdigkeit, aber in meinem Inneren brennt etwas Neues. Ein Funken Hoffnung – oder vielleicht ist es mehr als das. Vielleicht ist es das Gefühl, dass ich Sasuke nicht nur helfen will, um mich selbst zu retten. Vielleicht will ich ihm auch helfen, sich zu retten.

Love In The Dark | Sasuke UchihaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt