Kapitel 1: Heimliche WünscheDavid saß auf seinem Bett und starrte auf das Paket, das vor ihm lag. Es war klein und unscheinbar, aber für ihn wirkte es, als fülle es den ganzen Raum aus, als würde es jeden seiner geheimsten Gedanken laut aussprechen. Seine Hände lagen auf seinen Knien, die Finger verkrampft, als wollte er sich selbst davon abhalten, das Paket zu berühren. Vor drei Tagen hatte er es bestellt, und die letzten 72 Stunden waren wie in Zeitlupe vergangen. Doch jetzt, wo es da war, fühlte er sich plötzlich unsicher.
War es wirklich das, was er wollte? Er wusste es nicht. Ein seltsamer Knoten lag in seinem Magen, eine Mischung aus Aufregung und Angst. Er dachte an den Moment, als er auf "Bestellen" geklickt hatte – wie sein Herz dabei schneller geschlagen hatte und seine Hände leicht zitterten. Er wollte es, er wollte es wirklich. Aber jetzt?
Er hörte den Wind draußen durch die Bäume pfeifen und den Regen gegen sein Fenster prasseln. Es waren Herbstferien, eine Zeit, die er normalerweise geliebt hatte. Doch dieses Jahr fühlte er sich seltsam unruhig, als ob er an einer Schwelle stand und nicht wusste, ob er zurückgehen oder einen Schritt vorwärts machen sollte. Heute war sein Geburtstag. Lisa hatte die Verwandtschaft eingeladen – Tante Sabine und ihre Familie, Oma und Opa – um den Tag zu feiern. Sie würden bald kommen, und dann würde das Haus voll sein mit Stimmen, Lachen und den Gerüchen von Essen.
David schluckte und sah wieder auf das Paket. Sein Herz schlug schneller, als er langsam die Hand ausstreckte und das Klebeband zögerlich mit den Fingern abzog. Er hielt inne. Was, wenn es ein Fehler war? Was, wenn er es öffnete und sofort bereute? Doch dann hörte er eine leise Stimme in seinem Kopf: Mach es einfach. Was hast du zu verlieren?
Er atmete tief durch und riss das Klebeband ab. Unter dem braunen Packpapier lag eine schwarze Matschlatzhose, glänzend und robust. Sie war von innen weich gefüttert, um auch an kalten, regnerischen Tagen warm zu halten, und hatte große Reflektoren an den Beinenden sowie verstellbare Fußschlaufen, die sicherstellten, dass die schwarzen Gummistiefel – ebenfalls hoch, stabil und mit tiefem Profil – fest am Platz blieben. Er griff nach den Stiefeln und fühlte das strapazierfähige Material unter seinen Fingern. Sie sahen genauso aus, wie er sie sich vorgestellt hatte – als könnten sie durch jedes Hindernis waten.
Als Nächstes zog er die blaue Matschjacke heraus. Sie war schwerer, als er erwartet hatte, und auch innen weich gefüttert, sodass sie ihn warmhalten würde. Die Jacke hatte reflektierende Streifen an den Ärmeln, um die Taille und auf der Kapuze, die im fahlen Licht des Zimmers aufleuchteten. Das Material fühlte sich schützend und stark an, als wäre die Jacke dazu gemacht, Wind und Regen zu trotzen.
David spürte ein Kribbeln in seinem Bauch, als er die Jacke in die Hand nahm. Er konnte sich vorstellen, wie sie ihn umschließen würde, wie der Regen auf die Kapuze prasseln und die Welt um ihn herum leiser werden würde. Sein Herz klopfte schneller, als er die Matschlatzhose anzog, die sich mit ihrem weichen Futter warm und angenehm auf seiner Haut anfühlte. Er schnallte die Fußschlaufen um die Gummistiefel und schlüpfte in die Jacke, zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch. Die Reflektoren blitzten auf, und er fühlte sich sicher, wie in einer schützenden Hülle.
Er ging ein paar Schritte durch sein Zimmer, das vertraute Geräusch des Stoffes und der Stiefel unter seinen Füßen beruhigte ihn. Ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Für einen Moment vergaß er alles um sich herum – die Verwandten, die bald kommen würden, den Regen, der draußen gegen die Fenster klopfte, sogar seine Unsicherheiten. Es fühlte sich richtig an. Er war wie in eine Erinnerung gehüllt, die ihm so vertraut und doch so fern erschien.
Doch plötzlich hörte er Schritte auf dem Flur. Dann ein Klopfen an der Tür. "David? Die Gäste sind da!", rief Lisa.
Panisch blickte er zur Tür. Ohne nachzudenken, riss er die Matschjacke von seinem Körper, das Futter klebte kurz an seiner Haut, bevor er sie abstreifte und auf das Bett warf. Er zog die Hose hastig herunter, seine Hände zitterten, als er die Fußschlaufen von den Gummistiefeln löste. Ein Teil von ihm wollte lachen über die Hektik, doch die Angst, dass seine Mutter ihn so sehen könnte, ließ ihm keine Zeit.
Mit einem letzten, hektischen Ruck schaffte er es, die Hose und die Stiefel auszuziehen und alles unter das Bett zu werfen, gerade in dem Moment, als die Türklinke sich bewegte. Er atmete schwer, sein Herz klopfte wild, als er schnell sein T-Shirt und seine Jeans überzog.
Die Tür öffnete sich, und Lisa spähte hinein. "Alles in Ordnung?", fragte sie lächelnd. "Komm schon, deine Tante und deine Großeltern warten."
David nickte schnell, versuchte, ruhig zu bleiben. "Ja, ich komme gleich!", sagte er, sein Lächeln vielleicht etwas zu breit, um echt zu wirken. Lisa lächelte nur und schloss die Tür wieder.
David atmete tief durch. Er hatte es gerade noch geschafft. Sein Herz schlug noch immer schnell, aber er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er den Mut finden würde, sich so zu zeigen, wie er wirklich war. Doch heute blieb es ein Geheimnis, das noch ein wenig länger in einem unscheinbaren Paket unter seinem Bett verborgen bleiben würde, während er sich auf das Abendessen mit seiner Familie vorbereitete.

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Davids Abenteuerreise
DiversosDavid kämpft mit dem Wunsch nach Kindheit und Geborgenheit. Als seine Mutter Lisa das Geheimnis entdeckt, steht sie vor der Herausforderung, ihren Sohn zu verstehen und ihn auf seinem Weg zu unterstützen. Ein emotionales Gespräch entfaltet sich, da...