Kapitel 36

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Wie nicht anders zu erwarten, holen wir uns beide eine Portion Pommes. "Hmm, sind meine Pommes lecker!", meint Michi lächelnd und schließt genießerisch die Augen. "Meine auch", antworte ich glücklich seufzend. "Ich wette, meine sind besser", sagt Michi herausfordernd. "Achja?" Kritisch schaue ich ihn an. Er nickt. "Warte, ich beweise es dir!" Er steckt eine Pommes auf die kleine Holzgabel und führt sie an meinen Mund. Lächelnd und mit einem Kribbeln im Bauch nehme ich die Pommes mit meinem Mund und kaue sie langsam. Dann runzle ich die Stirn. "Nicht schlecht.", sage ich dann gelangweilt. "Aber nicht besser als meine." Michi sieht mich beleidigt an. Dann isst er weiter.

"Bist du eigentlich kitzlig?", fragt er plötzlich. Verwirrt schaue ich ihn an. Und dann weiß ich, was er vorhat. Ich kann gerade noch meine Tüte Pommes zur Seite legen und noch "Nein, bitte" schreien, bevor er sich auf mich stürzt und mich durchkitzelt. Ich winde mich hin und her, aber er hört einfach nicht auf. "Stop", keuche ich. Leider denkt er gar nicht daran, aufzuhören. Er lehnt sich über mich, um mich nur noch besser kitzeln zu können. Wild schlage ich mit meinen Beinen um mich und treffe Michi, der daraufhin auf mich fällt.

Plötzlich ist es ganz still. Sein Gesicht ist meinem so nah wie noch nie; seine Augen keine zehn Zentimeter von meinen entfernt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Nervös schaue ich von seinem linken Auge zu seinem rechten, dann wieder zu seinem linken. Nur, damit ich nicht auf seinen Mund starre. Michi lässt seinen Blick über mein Gesicht schweifen, und bleibt ein wenig zu lange an meinen Lippen hängen. Dann sieht er mir kurz in die Augen und legt seine Lippen so abrupt auf meine, dass ich kurz zusammenzucke. Doch sie sind weich und er küsst mich so sanft, dass ich es nicht verhindern kann, dass ich den Kuss genieße. Alles in mir kribbelt und vorsichtig erwidere ich den Kuss. Ehrlich gesagt ist es noch viel toller als ich es mir vorgestellt hatte.

Tausende Fragen strömen mir durch den Kopf: Ist das richtig? Liebt er mich etwa? Liebe ich ihn? Wieso mache ich das? Aber ich nehme diese Fragen und schiebe sie in die hinterste Ecke meines Gehirns, denn dies ist ein besonderer Moment und ich will ihn mir nicht vermiesen.

Ich muss zugeben, ich habe es mir schon einmal vorgestellt, wie es wohl wäre, von ihm geküsst zu werden. Wundervoll. Die ganze Welt rückt in den Hintergrund und ich fühle nur seine Lippen auf meinen und seine Hand, die mir sanft durch das Haar fährt. Aber auch die schönsten Momente gehen vorbei. So auch der Kuss.

Vorsichtig öffne ich die Augen und schaue nach oben zu Michi. Er hat ein leichtes Lächeln auf den Lippen und sieht damit so süß aus, dass ich ihn am liebsten wieder zu mir gezogen und geküsst hätte. Aber ich bin schüchtern und außerdem weiß ich nicht, was dieser Kuss gerade überhaupt bedeutet hat und deswegen mache ich nichts und stelle mit größtem Bedauern fest, dass ich rot werde. Michis Lächeln wird breiter. "Hab ich dir schon einmal gesagt, wie süß du aussiehst, wenn du rot wirst?", flüstert er und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Und dann küsst er mich noch einmal. Es ist kürzer als beim ersten Mal, aber mindestens genauso toll und ich schwelge auf einer Welle der Glücksgefühle. Dann sieht er mich amüsiert an. Er hat irgendetwas vor! Aber was?

Bevor ich raten kann, hat er mich schon gepackt und rennt mit mir in den Armen zum Schwimmerbecken. Ich kreische und kralle mich an ihm fest, aber er hat kein Erbarmen. Keine drei Sekunden später lande ich im kalten Wasser. Als ich auftauche, versuche ich, ihn böse anzugucken und strecke meine Hand aus, um mich von ihm herausziehen zu lassen. Er schüttelt den Kopf. "Du willst mich doch sowieso nur mit ins Wasser ziehen" lacht er. "Da komm ich lieber gleich rein." Mit diesen Worten macht er einen astreinen Hecht ins Wasser und erntet ein Pfeifen und einen bösen Blick des Bademeisters, der daraufhin auf uns zu stolziert kommt. "Sie wissen, dass das Springen vom Beckenrand verboten ist?", mault er Michi an. "Ja, es tut mir leid", antwortet dieser ruhig. "Tja, Regeln sind Regeln. Für heute ist der Badespaß vorbei. In zehn Minuten will ich dich hier nicht mehr sehen!", sagt er wütend und geht dann wieder davon. Michi seufzt laut. "Tschuldigung", murmelt er mir dann zu und klettert aus dem Becken.

Und ich? Ich lache ihn aus. Bis mir bewusst wird, dass es hier alleine wohl nicht sonderlich viel Spaß machen würde und ich deswegen auch gehen muss. Jetzt ist mein Blick wütend. "Toll gemacht, Michi", knurre ich ihn böse an. Zumindest tue ich so. Innerlich muss ich immer noch schmunzeln.

Außerdem fühle ich seine weichen Lippen immer noch auf meinem Mund und der Moment, als er mich küsste, geht mir nicht aus dem Kopf. Verdammt Michi, sag doch einfach, dass es dir auch etwas bedeutet hat! Denn mir hat es etwas bedeutet. Ziemlich viel sogar. Ich seufze. Ich muss mir einfach eingestehen, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe. "Was ist?", Michi sieht mich fragend an. Erschrocken sehe ich ihn an. "Nichts", presse ich dann lächelnd hervor. "Okay. Komm, lass uns gehen", meint er zwinkernd, trottet zu unserem Platz und fängt an, die Sachen zusammenzupacken.

Ich beiße mir auf die Lippen. "Sag doch was", flüstere ich immer wieder zu mir selbst. Es muss ihm einfach etwas bedeutet haben.

Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt