Kapitel 47

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"Na, was machen wir zwei jetzt noch?" Michi zieht mich auf seinen Schoß.
Nachdem Em gegangen ist, haben wir es uns auf meinem Bett bequem gemacht.
Ich überlege, kann mich aber nicht konzentrieren. Seine blauen Augen schauen mich unentwegt an und lassen mich in ihnen versinken. Ich stelle mir vor, seine Augen seien ein Ozean, und die kleinen Sprenkel darin Wellen. Sie fangen an, sich zu bewegen und bei dem wunderschönen Anblick muss ich lächeln.
Michis Stirnrunzeln bringt mich zurück in die Realität. Ich wende meinen Blick ab und lasse mein Blick durch mein Zimmer schweifen.
"Wir könnten einen Film schauen.", schlage ich vor.
"Klingt total nach Klischee."
Ich drehe meinen Kopf und schaue Michi an. Er grinst.
"Vielleicht ist Klischee ausnahmsweise ja gar nicht so schlecht", meine ich schmunzelnd.
Er antwortet nicht. Stattdessen sieht er mir wieder in die Augen und diesmal lasse ich mich darauf ein.
Wir starren uns an.
Seine Mundwinkel heben sich langsam.
Ich verkneife mir ein Grinsen und ziehe die Augenbrauen hoch.
Langsam fangen meine Augen an, weh zu tun und meine Sicht verschwimmt ein wenig.
Aber ich werde nicht blinzeln. Ich will ihn nicht gewinnen lassen.
Endlich gibt er auf und schließt ganz kurz die Augen.
Ich atme auf und grinse siegessicher.
Er sieht mich amüsiert an.
Eigentlich müsste ich jetzt irgendetwas cooles sagen. Wie in diesen Filmen. In denen die Protagonisten im richtigen Moment genau das Richtige sagen.
Aber leider ist das hier kein Film. Und ich bin kein Schauspieler und habe kein Skript, auf dem ein cooler Spruch steht. Und deshalb fällt mir nichts ein.
Also sage ich nichts.
Michi scheint das nicht zu stören.
"Emma?", fragt er nach einer Weile.
"Hm?"
Er fängt an, breit zu grinsen.
"Komm her." Er nimmt meine Hand und zieht mich leicht näher zu ihm. Dann legt er seine Hände an meine Wangen. Ich lächle.
Und dann küssen wir uns.
Endlich. Wie ich das vermisst hatte.
Ich lege meine Arme um seinen Nacken, während er seine Hände um meinen Rücken geschlungen hat.
Als wir uns wieder lösen, lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und bleibe einen Moment so sitzen.
Er riecht gut. Nach irgendeinem Männerparfum. Und nach Michi.
"Süße?", flüstert er.
"Ja?", nuschle ich in sein Shirt.
"Ich kann ja verstehen, dass das für dich bequem ist, aber du bist ganz schön schwer."
Abrupt löse ich mich von ihm und schlage ihm empört gegen den Arm.
"Du Blödmann!", lache ich.
"Gern geschehen", meint er frech.
Ich rolle mit den Augen.
"Wollen wir jetzt einen Film schauen?" Michi wackelt mit den Augen.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Und was ist mit dem Klischee?"
Er macht eine abweisende Handbewegung. "Vielleicht ist Klischee ja gar nicht so schlecht."
Also krame ich wenige Minuten später in allen möglichen Schubladen in meinem Zimmer nach DVDs. Michi entscheidet schließlich, "Tribute von Panem" zu schauen und ich kenne den Film zwar schon fast auswendig, stimme aber trotzdem zu.
In seiner Gegenwart ist es mir ehrlich gesagt total egal, was wir schauen. Hauptsache er ist da.
Also sitzen wir keine fünf Minuten später nebeneinander auf meinem Bett und schauen gebannt auf den Filmvorspann.
Mich überkommt plötzlich eine akute Müdigkeit und ich gähne herzhaft. Michi wirft mir einen Blick zu, dann hebt er seinen Arm. Ich lächle ihm dankbar zu und kuschle mich an seine Brust. Und so schauen wir den Film: Michi, sitzend auf meinem Bett, angelehnt an meine hellblaue Wand, die übersäht mit Fotos ist, ich, meinen Kopf auf seinem Oberkörper abgelegt und meinen linken Arm um seinen Bauch geschlungen.
Keine Ahnung, wann ich letztendlich eingeschlafen bin, aber als ich am nächsten Morgen aufwache, kann ich mich nur noch an den Anfang des Films, Michis Herzschlag, den ich durch sein Shirt leise hören konnte und seinen wunderbaren Geruch erinnern.
Michi muss auf jeden Fall irgendwann meinen Laptop ausgemacht und ihn ordentlich auf meinen Schreibtisch gelegt haben, denn da steht er, als mein Blick langsam durch das Zimmer schweift.
Vorsichtig drehe ich mich um. Michi liegt hinter mir, den Kopf im Kissen vergraben, die Haare zerzaust, aber seine Lippen formen immer noch ein kleines Lächeln.
Vorsichtig streiche ich ihm eine Haarsträhne, die mir die Sicht auf sein linkes Auge versperrt, nach hinten. Er brummt leise und dreht sich um. Enttäuscht rümpfe ich die Nase.
Dann stehe ich - vorsichtig, um ihn nicht zu wecken - auf, nehme mir ein Notizblatt von meinem Schreibtisch und fische einen Kugelschreiber aus dem weißen Becher.
"Bin Frühstück machen. Komm einfach runter. :) Lieb' dich."
Zufrieden betrachte ich den kleinen Zettel, bevor ich ihn bedächtig auf mein Nachtkästchen lege.

Meine Mum sitzt in der Küche und liest Zeitung, während sie an ihrem Kaffee schlürft. Als sie mich bemerkt, blickt sie auf und lächelt. "Guten Morgen."
"Morgen", erwidere ich.
"Ist Michi noch nicht wach?", fragt sie interessiert.
Ich schüttele mit dem Kopf. "Ich mach' uns Pancakes."
Sie nickt.
"Ich werde jetzt sowieso gleich losfahren und Sammy abholen."
Er hat die letzten Tage bei einem Freund übernachtet. Irgendwie wird mir mulmig, bei dem Gedanken, dass Sammy dann Michi begegnen wird. Weil sie sich seit der Gamescom nicht mehr gesehen haben. Und weil Sammy weiß, dass Michi Gomme war. Und weil ich Sammy zwar vertraue, aber trotzdem Angst habe, er könnte sich verplappern.
Nachdenklich breche ich das erste Ei auf. Als es in die Schale fällt, zerrinnt das Eiweiß und verbreitet sich über den Schalenboden.
Hoffentlich sagt Sammy nichts Falsches.
Das zweite Ei gesellt sich dazu.
Wie würde Michi reagieren?
Das dritte Ei überdeckt seine zwei Vorgänger.
Er wäre so verletzt.
Ich seufze und hole das Mehl aus dem Schrank.
Als die Teigmasse fertig zusammengemischt ist, mache ich den Herd an und gieße den ersten Pancake in die Pfanne.
Als sich auf dem Teller neben mir schon ein betrachtlicher Berg an Pancakes gebildet hat und der Achte gerade in der Pfanne brutzelt, schlingen sich plötzlich zwei Arme um meinen Bauch. Ich zucke zusammen, entspanne mich aber sofort wieder, als Michi seinen Kopf auf meine Schulter legt.
"Ich lieb' dich auch", raunt er. Ich drehe mich um und lächle ihn an. "Guten Morgen Langschläfer"
Er lacht leise, zieht meinen Kopf zu sich und küsst mich.
Eigentlich ein perfekter Morgen. Und eigentlich würde ich mich jetzt wieder in dem Kuss verlieren, mein Umfeld vergessen und mir wünschen, dass dieser Moment ewig hält.
Aber heute ist es anders. Heute kann ich die ganze Zeit nur an diese eine Sache denken, die noch zwischen uns steht. Die, die ein schlechtes Gewissen in mir hinterlässt, mir Bauchschmerzen und Kopfzerbrechen bereitet.
Und als mir das klar wird, dass ich ihn nicht einmal mehr ohne schlechtes Gewissen küssen kann, werde ich noch verzweifelter.
Aber zum Glück - oder vielleicht auch nicht - bin ich eine verdammt gute Schauspielerin und Michi merkt nicht, dass ich überhaupt nicht bei der Sache bin. Stattdessen löst er sich wieder von mir und betrachtet grinsend die Pancakes.
"Wow. Das nenn' ich mal ein Frühstück."
"Sind gleich fertig. Setz' dich schonmal an den Tisch."
"Jawohl, Sir!" Michi salutiert, bevor er sich an den Tisch setzt.
Ich lache leise und hole den achten Pancake aus der Pfanne, der mittlerweile schon ziemlich verkokelt ist. Rümpfend lege ich ihn auf den Pancaketurm und gieße die nächste Portion Teig in die Pfanne. Aber irgendwie lässt mich dieser achte, verbrannte Pancake nicht los.
"Je länger man etwas nicht beachtet, desto mehr wird das Betroffene zerstört", schießt es mir durch den Kopf.
Ich habe den Pancake nicht beachtet, also ist er verbrannt. Ich schlucke, als es mir bewusst wird: Ich habe versucht, die Tatsache, dass Michi Gomme ist, nicht zu beachten. Heißt das nicht, dass das am Ende unsere Beziehung zerstören wird?

Hey meine lieben Leser! :)

Ich brauche mal kurz eure Meinung:
Soll Emma es Michi selbst sagen, dass sie weiß, dass er Gomme ist, oder soll er es anders erfahren?
Schreibt mir eure Antwort bitte in die Kommentare! :)

Ansonsten wünsche ich euch schöne Osterfeiertage.

Lg youdid

Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt