Kapitel 37

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"Kommst du?" Mit der fertig gepackten Tasche in der Hand schaut Michi mich an. Ich nicke und laufe ihm nachdenklich hinterher. Während der Autofahrt blödeln wir wieder herum, als wäre nichts gewesen. Als wäre dieser Kuss nie passiert. Aber wir wissen beide, dass dem nicht so ist.

Daheim angekommen empfängt mich eine aufgeregte Emily, die mich sofort in Michs Zimmer zieht und die Tür zuknallt. "Emma, er hat es mir gesagt!", schreit sie glücklich. "Was?", frage ich sie verwirrt. "Chris hat mir seine Liebe gestanden, Emma!", sagt sie glücklich und grinst mich an. "Wirklich?", frage ich sie aufgeregt. Sie nickt. Ich falle ihr um den Hals. "Ich freue mich so für euch.", sage ich zufrieden. "Danke", meint sie lächelnd. "Seid ihr jetzt zusammen?", frage ich sie stirnrunzelnd. Em nickt aufgeregt. "Er hat mir gesagt, dass er gerne mein Freund wäre und ob ich auch gerne seine Freundin wär'", schwärmt sie. Ich lächle sie an. "Und wir haben ernst über uns geredet, und dass wir schon ein paar Jahre auseinander liegen, aber wir finden es beide nicht schlimm und wollen es versuchen.", fährt sie aufgeregt fort. "Das ist toll", hauche ich. Und plötzlich überkommt mich ein Hauch von Trauer und ich habe das dringende Bedürfnis, mit Michi zu reden.

Aber Emily lässt mich so schnell nicht gehen. "Moment, Madame", sagt sie warnend, als ich gerade die Tür öffnen will. Seufzend drehe ich mich zu ihr um. "Wir haben uns geküsst. Und danach haben wir so weitergemacht wie vorher", beichte ich ihr. Ihr fällt die Kinnlade herunter. "Ihr habt was?", kreischt sie. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ob es ihm was bedeutet hat. Er hat danach nichts mehr gesagt", sage ich und versuche, kühl zu klingen. "Hm", meint Em nachdenklich. Dann lächelt sie mir aufmunternd zu. "Das wird schon", zwinkert sie mir zu. "Ja", antworte ich und zwinge mich auch zu einem Lächeln. 'Vielleicht', füge ich in Gedanken hinzu. 'Vielleicht aber auch nicht.'

Den Abend vertreibe ich mir mit meinem Handy, während Em und Chris im Wohnzimmer "einen Film gucken". Ehrlich, das muss ich mir nicht antun. Das Letzte, was ich jetzt brauchen würde, wäre, Em und Chris beim Knutschen zugucken zu müssen. Als ich um 10 Uhr schon so müde bin, dass mir beim Youtube schauen dauernd die Augen zufallen, beschließe ich, ins Bett zu gehen.

Als ich aufwache, ist es stockdunkel im Zimmer. Verschlafen schaue ich auf mein Handy. 4 Uhr. Seufzend lasse ich mich wieder auf mein Kopfkissen fallen. Das kommt davon, wenn man mal früh ins Bett geht. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Also stehe ich nach 10 weiteren Minuten, in denen ich verzweifelt versucht habe, wieder einzuschlafen, endlich auf. Aber wo soll ich denn hingehen? Ich ziehe mir eine dünne Jacke über meinen Schlafanzug und gehe auf den Flur.

Mein erstes Ziel: die Küche. Neugierig öffne ich den Kühlschrank und spähe hinein. Schließlich nehme ich mir einen Orangensaft und suche dann ein Glas. Verdammt, wo waren die nochmal? "Was machst du da?", fragt eine amüsierte Stimme plötzlich hinter mir. Erschrocken fahre ich herum. Michi grinst mich an. Ich atme laut aus. "Man, du hast mich voll erschrocken!", fahre ich ihn genervt an. Er hebt nur die Augenbrauen. Dann fällt sein Blick auf die Flasche in meiner Hand. "Orangensaft? Gute Wahl.", stellt er dann zufrieden fest. Ich lächle schwach. "Wo habt ihr denn Gläser?", frage ich ihn dann hoffnungsvoll. Wortlos geht er zu einem Schrank und holt zwei Gläser heraus. "Danke", meine ich lächelnd und schenke uns Beiden Saft ein. Dann setze ich mich auf die Arbeitsplatte. "Kannst du auch nicht schlafen?" Michi sieht mich nachdenklich an. Ich schüttle den Kopf. "Zu früh ins Bett gegangen." Er nickt.

"Können wir reden?", frage ich ihn mit bebender Stimme. Er nickt wieder. "Aber nicht hier.", sagt er dann. "Komm mit." Dann geht er in sein Zimmer. Moment mal, in sein Zimmer? Da schläft Em doch gerade. Als ich ihn zurückhalten will, fängt er an zu grinsen. "Man Emma, Emily schläft heute bei Chris", flüstert er dann zwinkernd. Ich sehe ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Achja? Wieso habe ich das nicht gemerkt? Hätte ich mir ja denken können.

Michi geht zur Nische und setzt sich ans Fenster. Ich setze mich neben ihn und spüre meinen viel zu schnellen Herzschlag. Aber ich weiß, dass es richtig ist. Wir müssen reden. "Ich weiß, wieso du reden willst", beginnt Michi nachdenklich und sieht mich an. Ich lächle nervös. "Michi, ich...", fange ich stotternd an. "ich fand den Kuss toll", sage ich schließlich. "Aber... ich weiß nicht, was er dir bedeutet hat.", füge ich hinzu.

"Hat er dir denn etwas bedeutet?", fragt er mich leise und sieht mich erwartungsvoll an. Ich nicke und senke den Kopf. "Ich würde es am Liebsten wiederholen.", sage ich dann leicht lächelnd und werde knallrot, als mir klar wird, was ich da gerade gesagt hab. Statt einer Antwort hebt Michi meinen Kopf und legt seine Lippen auf Meine. Glücklich erwidere ich den Kuss und verliere mich in ihm. Er ist perfekt.

Viel zu schnell löst er sich wieder von mir, sieht mich ernst an und nimmt meine Hand. "Emma, ich küsse niemanden einfach so. Ich liebe dich. Schon seit dem Abend, als wir in Köln auf dieser Brücke standen und einfach nur das Wasser beobachtet haben. Ich wollte es nicht zugeben, aber tief in mir drin wusste ich es von Anfang an. Die Tatsache, dass ich mich immer zu dir hingezogen fühlte, dich unbedingt näher kennenlernen wollte, in deiner Nähe nervös wurde. Ich bin total verliebt in dich."

Glücklich drücke ich seine Hand. "Ich hatte so Angst. Der Kuss war so toll, aber du hast nichts gesagt danach und so weitergemacht wie vorher und ich wollte aber nicht, dass der Kuss nichts bedeutet. Ich liebe dich auch.", sprudelt es aus mir heraus. Und dann küsse ich ihn. Zum ersten Mal küsse ich ihn. Ich beuge mich vor und presse meine Lippen auf Seine. Sofort erwidert er den Kuss. Erleichtert lächle ich in den Kuss hinein.

Dann schaue ich ihn glücklich an. "Emma?", fragt Michi mich leise. "Hm?", antworte ich. "Es wäre mir eine Ehre, mich dein Freund nennen zu dürfen.", sagt er dann lächelnd und zwinkert mir frech zu. "Du Idiot", lache ich und boxe ihm in die Seite. "Es wäre mir auch eine Freude, mich deine Freundin nennen zu dürfen", sage ich dann lächelnd. "Idiot", füge ich frech hinzu und lege meine Lippen wieder auf Seine. Vorsichtig zieht er mich zu sich und legt seine Hände auf meinen Rücken. Dann kuschle ich mich an ihn und so sitzen wir noch lange da und schauen hinaus in die Nacht.

Irgendwann fallen mir die Augen zu. Und Michi muss mich dann irgendwann ins Bett gelegt haben, denn dort wache ich am nächsten Morgen auf - in seinen Armen.

Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt