Pünktlich um 15 Uhr stehen Michi und ich vor der Eisdiele, dem Treffpunkt, den ich mit Em vereinbart habe. Natürlich ist sie noch nicht da. Emily kommt grundsätzlich immer zu spät.
Das liegt nicht daran, dass sie verplant oder chaotisch ist und es nicht pünktlich schafft.
Nein, sie genießt es einfach, wenn sie erwartet wird. Um dann einen perfekten Auftritt hinzulegen.
Manche mögen das vielleicht komisch finden, oder arrogant.
Aber ich hab' mich daran gewöhnt. Eigentlich ist es sogar ganz witzig, wenn man mal so darüber nachdenkt. Und man kann sich sicher sein, dass sie auf die Minute genau immer fünf Minuten nach der ausgemachten Uhrzeit auftaucht.
Denn länger wäre ihrer Meinung nach unhöflich. "Man lässt seine Freunde doch nicht warten!", hatte sie mir damals empört erklärt.
Sie muss es ja wissen.Und so wundert es mich nicht, als um fünf nach 3 Uhr ein braunhaariges, schlankes Mädchen mit einer weißen kurzen Hose und einer hellblauen Bluse auf uns zustolziert. Mit jedem Schritt wird ihr Lächeln breiter. Die letzten Meter kann sie es dann nicht mehr aushalten und rennt auf uns zu, bevor sie mich stürmisch in den Arm nimmt und wir fast unser Gleichgewicht verlieren.
"Ich freu' mich so, euch zu sehen!", meint sie außer Atem und strahlt mich an, bevor sie auch Michi in eine euphorische Umarmung zieht.
Der scheint ein wenig überrascht, erwidert die Umarmung aber dann lächelnd.
"So, und jetzt erstmal ein Eis?" Em sieht Michi und mich fragend an.
"Auf jeden Fall!", stimme ich begeistert zu.
"Ich liebe Eis", meint Michi und leckt sich die Lippen. Dabei sieht er so süß aus, dass ich lache, mich auf die Zehenspitzen stelle und ihm einen Kuss auf die Wange drücke.
Da es heute besonders heiß ist und wir alle ziemlich Lust auf Eis haben, kaufen wir uns alle drei Kugeln.
Genüsslich schließe ich die Augen und lasse das Himbeereis auf meiner Zunge zerinnen, während wir im Schatten einer Eiche auf einer Bank sitzen.
"Und, was habt ihr zwei Süßen heute schon gemacht?"
Ich öffne schlagartig wieder die Augen. Em sieht mich neugierig an und wackelt mit den Augenbrauen.
Ich rolle mit den Augen, kann mir ein Schmunzeln aber nicht verkneifen.
Michi räuspert sich.
"Ich wurde richtig herzlich von Emma empfangen. Stell dir vor, sie hatte sich extra herausgeputzt, ihren schönsten Schlafanzug angezogen, ihre Haare verstrubbelt und sich so geschminkt, dass es tatsächlich so aussah, als wäre sie gerade eben erst aufgestanden. Also so ein frisch-aus-dem-Bett-Look. War schon ziemlich cool."
Em prustet los und sieht mich dann geschockt an. "Du hast verschlafen?"
Ich laufe ein wenig rot an.
"Mom war einkaufen."
Em bricht in schallendes Gelächter aus. "Man Emma, das kann auch nur dir passieren, oder?"
Dann wird sie nachdenklich und auf ihren Lippen bildet sich ein verträumtes Lächeln.
"Ich glaube, wenn Chris gekommen wäre, hätte ich vor Aufregung die ganze Nacht kein Auge zubekommen."
Ich zucke mit den Schultern. "Schlafen geht immer."
"Keine Sorge, ich nehme das nicht persönlich." Michi zwinkert mir zu. "Naja. Ein kleines bisschen vielleicht."
Schmunzelnd schlage ich ihm leicht gegen die Brust.
Em steht von der Bank auf und versenkt ihren leeren Becher im Mülleimer. "Gehen wir?"
Ich nicke, kratze die letzten Reste aus dem Becher und werfe ihn ebenfalls in den Mülleimer. Michi tut es mir gleich.
Und dann zeigen wir ihm alles.
Und mit "alles" meine ich wirklich alles. Unsere Stadt ist nämlich nicht sonderlich groß. Also fangen wir an bei dem kleinen Rathaus, gehen vorbei an den wenigen, kleinen Läden, dem Café, der Bäckerei, der Pizzeria, dem winzigen Hotel und zeigen ihm sogar den großen Parkplatz, auf dem es nichts interessantes zu sehen gibt außer Autos in allen Farben und Formen.
Um 17:22 Uhr hat Michi wirklich jeden Winkel der Innenstadt gesehen.
Ziemlich kaputt vom langen Laufen lehnen wir uns gegen eine Hauswand.
Em sieht auf ihre Uhr. "Ich glaube, ich gehe dann mal nachhause und lasse euch noch Zeit zu zweit."
Ich werfe ihr einen Seitenblick zu und schüttle energisch den Kopf.
"Nein Em, wir können gerne noch etwas zusammen machen. Wirklich, das ist überhaupt kein Problem."
"Sicher?", fragt sie vorsichtig.
Ich lächle sie an. "Ja. Ich will sogar, dass du noch mitkommst. Was hältst du davon, wenn wir zu mir gehen und Chris fragen, ob er Zeit hat, zu skypen?"
Ems Augen fangen an zu leuchten. "Das wäre toll."
Ich kichere und schnappe mir Michis Hand. "Okay, dann los!"
Nach einer knappen Viertelstunde sind wir endlich bei mir angekommen und verschwinden in meinem Zimmer, bevor meine Mum uns aufhalten kann und Em und Michi mit tausenden Fragen löchert.
Ich hole meinen Laptop, stelle ihn auf mein Bett und schalte ihn an. Michi und Em setzen sich neben mich.
Chris hat wirklich Zeit. Und so skypen wir mal wieder, nur dass er diesmal alleine ist, während Michi neben mir sitzt und seine Finger mit Meinen verschränkt auf meinem Bett liegen.
Wir reden über alles Mögliche, lachen viel zu oft und merken überhaupt nicht, wie die Zeit vergeht.
Erst, als irgendwann meine Mum an die Zimmertür klopft und Em fragt, ob sie mit uns zu Abend essen will, schaue ich auf die Uhr und stelle mit Verwunderung fest, dass es bereits kurz nach 20 Uhr ist.
Wenig später verabschieden wir uns von Chris.
Meine Mum hat Spaghetti mit Tomatensoße und einer riesigen Schüssel Salat gemacht und so sitzen wir zu viert um den Esstisch, verputzen das Essen und meine Mum kommt endlich dazu, noch einmal ausgiebig mit Michi und auch mit Em zu reden.
Nach dem Essen verabschiedet Em sich gähnend und wünscht Michi und mir noch einen schönen Abend, nicht, ohne mir noch einen bedeutungsvollen Blick zuzuwerfen, den ich wie immer mit einem Augenrollen quittiere.-----------
Hey!Ich hab heute mal wieder ein neues Kapitel für euch. :)
Nich sehr spektakulär, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt.Jetzt seid ihr aber auch mal gefragt:
Habt ihr Ideen, was Michi und Emma die nächsten Tage unternehmen sollen?
Schreibt mir eure Vorschläge in die Kommentare! ;)Damit wünsche ich euch allein noch einen schönen Abend. :)
Lg youdid
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Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD Fanfiction
FanficEs ist unangenehm, neben ihm zu sitzen. Nicht, weil ich seine Nähe nicht mag - im Gegenteil, es ist wundervoll, wieder bei ihm zu sein. Sondern weil es so viel zwischen uns gibt, das unausgesprochen ist und trotzdem keiner redet. Und weil es sich an...