Mit einem schrillen Klingeln reißt mich mein Wecker aus dem Schlaf. Ich stöhne, öffne angestrengt ein Auge und schalte ihn genervt aus. Dann drücke ich meinen Kopf in mein Kissen.
Die Sommerferien sind vorbei. Willkommen zurück, geliebter Schulalltag!
Nach weiteren fünf Minuten, die mir vorkommen wie 5 Sekunden, schaffe ich es endlich, mich aus dem Bett zu quälen. Lustlos ziehe ich eine Jeans und einen dünnen Pulli aus dem Schrank. Dann gehe ich ins Bad, kämme unsanft durch meine Haare, wasche mir mein Gesicht und putze mir die Zähne. Meine Mum wartet schon in der Küche, als ich herunterkomme, und drückt mir mein Frühstück und eine Wasserflasche in die Hand.
"Danke."
"Gern geschehen."
Einen letzten Blick in den Spiegel noch. Eigentlich sehe ich ja sowieso jeden Tag gleich aus.
Ich ziehe die Haustür auf und trete aus der Tür. Es regnet in Strömen. Es ist gefühlt noch tausendmal schlimmer geworden als es vorhin war. Genervt drehe ich mich zu meiner Mutter um. "Mum, es regnet so stark. Du kannst mich doch nicht zur Schule laufen lassen!"
Sie zuckt unschuldig mit den Schultern. "Ich muss gleich los zu einem wichtigen Termin, ich kann dich heute wirklich nicht fahren." Sam kommt grinsend die Treppe heruntergestürmt. Er freut sich tatsächlich auf die Schule. Ich rolle mit den Augen. Als sein Blick auf den Regen fällt, verschwindet das Grinsen jedoch aus seinem Gesicht.
"Na los, ihr kommt sonst noch zu spät!" Meine Mum scheucht uns nach draußen. Ich setze die Kapuze meiner Jacke auf, hänge mir meinen Rucksack über eine Schulter und laufe los. Schon nach zwei Metern jogge ich, um wenigstens zu vermeiden, komplett durchnässt anzukommen. Es stellt sich heraus, dass das unmöglich ist. Als ich 5 Minuten später atemlos an der Schule ankomme, bin ich von oben bis unten aufgeweicht. Meine Kleidung klebt an meiner Haut, als wäre sie angenäht und meine Füße fühlen sich an, als ständen sie in einem See. Emily, die unter einem Baum Schutz vor dem Regen sucht, sieht mich erschrocken an, als ich auf sie zugelaufen komme.
"Oh nein, du bist den ganzen Weg gelaufen?" Ich sehe sie genervt an. "Dir auch einen guten Morgen."
"Ach komm schon, Emma!" Sie boxt mir gegen den Arm. "Sieht doch scharf aus!" Sie zwinkert mir grinsend zu.
Ich seufze. "Du bist unmöglich."
"Ich weiß."
Schmunzelnd betrete ich hinter ihr das Schulgebäude.
Wie es das Schicksal so will, ist der Regen eine halbe Stunde noch Schulbeginn wie vom Erdboden verschwunden und ich frage mich, wieso ich nicht einfach die erste Stunde geschwänzt habe. Da heute der erste Schultag ist, steht sowieso nichts wichtiges an. Unsere Klasse ist die gleiche wie letztes Jahr. Sogar unsere Lehrer haben wir behalten. Wir machen also nichts, als einen Klassensprecher zu wählen, unsere Bücher abzuholen und uns zu erzählen, was wir im Sommer erlebt haben. Und das ist das, worüber ich mir am wenigsten Gedanken machen will.
Zu meinem Pech werde ich von meinem geliebten Deutsch als erstes aufgerufen. "Na Emma, wie waren deine Ferien?" Er lächelt mich freundlich an. Ich atme tief aus.
"Gut."
Er nickt ein wenig perplex. "Und, was hast du gemacht?"
"Vieles."
Er hebt eine Augenbraue.
"Zum Beispiel war ich in Köln." Er grinst erfreut, mich endlich zum Reden gebracht zu haben.
"Eine Städtereise. Schön, wenn man so interessiert an der deutschen Kultur ist."
Wenn du nur wüsstest, denke ich mir schmunzelnd. Damit habe ich bei ihm aber genau ins Schwarze getroffen und den Rest der Stunde redet er ununterbrochen von der deutschen Geschichte und der Rolle Kölns darin.
Aber irgendwann klingelt die Schulglocke und wir können endlich wieder nachhause gehen. Als ich aufstehe und gerade gehen will, hält mich jemand an der Schulter fest. Ich drehe mich erschrocken um. Ben und Thomas, zwei Jungs aus meiner Klasse, stehen vor mir. "Hi!", sagt Ben grinsend. "Hey", meine ich verwundert und betrachte sie kritisch. Eigentlich haben wir nicht sonderlich viel miteinander zu tun. "Wir haben dich in Gommes Video gesehen! Wie cool ist das denn, dass du mit ihm aufgenommen hast!" Bens Augen sind geweitet vor Aufregung.
Meine Hände werden kalt.
"Bist du etwa mit ihm zusammen oder wieso bist du das erste Mädchen, mit dem er je ein Video auf seinem Kanal gemacht hat?" Ich starre Thomas an, dann räuspere ich mich und schüttele den Kopf.
"Ehm, nein. Das war eigentlich nur Zufall." Ich lächle ihnen unsicher zu.
"Aber wie hast du ihn denn kennengelernt? Oder kanntet ihr euch schon länger?", sprudelt es aus Ben heraus.
Verzweifelt schaue ich mich im Raum um. Zum Glück bemerkt Em, die schon in der Tür steht, meinen hilfesuchenden Blick und kommt auf mich zu.
"Emma, wir müssen jetzt wirklich gehen, oder willst du etwa, dass wir zu spät kommen?"
Erleichtert lasse ich mich von ihr aus dem Klassenzimmer ziehen und lasse zwei irritierte Jungs zurück. "Danke."
"Kein Ding." Seufzend lässt sie mich los und betrachtet mich mitleidig. "Das war ja ganz schön blöd gerade, nicht wahr?"
Ich zucke mit den Schultern. "Bin doch selbst schuld."
"Hey, hör auf sowas zu sagen!" Emily sieht mich beleidigt an. Dann legt sie den Kopf schief, so wie sie es immer tut, wenn sie nachdenkt. "Jetzt mal ehrlich, Emma: Du bist doch immer noch nicht über ihn hinweg, oder?"
Ich seufze. Bin ich das? Keine Ahnung. Wie fühlt sich das denn an, wenn man darüber hinweg ist?
Aber eigentlich weiß ich, dass ich es nicht bin. Dass man nicht über jemanden hinweg ist, wenn man jeden Tag an ihn denken muss. Wenn man jeden Abend sich an die Zeit mit ihm erinnert und sich wünscht, nur noch einmal diesen perfekten Moment in seinen Armen erleben zu können.
Ich schüttele den Kopf.
Em nimmt mich in den Arm. Dann sieht sie mich an.
"Emma, so kann das doch nicht weiter gehen. Ich wette, Michi geht es genauso. Aber er wird keinen Schritt auf dich zu machen, dafür ist er zu sehr verletzt. Du musst jetzt um ihn kämpfen!" Sie lächelt mir aufmunternd zu.
Ich winke ab. "Ich werde gar nichts machen. Ich habe auf Risiko gespielt und verloren. Und ich bin kein schlechter Verlierer und verlange eine Wiederholung oder eine zweite Chance. Das war's. Es ist vorbei." Die letzten Wörter hauche ich nur noch, meine Stimme versagt.
Em sieht mich traurig an. Aber dann nickt sie. "Okay."
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Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD Fanfiction
ФанфикEs ist unangenehm, neben ihm zu sitzen. Nicht, weil ich seine Nähe nicht mag - im Gegenteil, es ist wundervoll, wieder bei ihm zu sein. Sondern weil es so viel zwischen uns gibt, das unausgesprochen ist und trotzdem keiner redet. Und weil es sich an...