Ich stehe in einer Menschenmenge.
Vor mir eine Bühne mit fünf jungen Männern darauf.
Um mich herum kreischende Fans.
Über der Bühne hängt ein Plakat, auf dem in Großbuchstaben "GAMESCOM 2015" steht.
Auf der Bühne geben fünf mir nur allzu bekannte Youtuber gerade ein Interview.
Keuchend dränge ich mich durch die Menge.
Quetsche mich zwischen kleinen Jungs, verträumten Mädchen und jungen Männern nach vorne.
Dann stehe ich vor der Bühne. Direkt vor ihnen.
"Simon", rufe ich laut einem der Fünf zu. Doch es kommt nur ein Krächzen aus meinem Mund. Noch einmal versuche ich es, doch wieder schaffe ich es nicht, laut zu rufen.
Also winke ich. Als sie mich trotzdem nicht bemerken, fasse ich einen Entschluss. Kurzerhand stemme ich meine Arme auf den Bühnenrand, und springe auf die Bühne. Dann renne ich auf die fünf Youtuber zu, und umarme den, der als Erster in meinem Weg steht. Ich rechne schon damit, von Männern in dunklen Anzügen mit der Aufschrift "Security" weggezogen zu werden, doch es kommt keiner auf die Bühne. Mit Freudentränen in den Augen umarme ich auch die anderen Vier, die zu meinem Verwundern geradezu glücklich scheinen, mich zu sehen. Gerade, als ich sie etwas fragen will, wird es plötzlich schwarz um mich.
Langsam öffne ich meine Augen.
Das Erste, was ich sehe, ist eine weiße Decke.
Dann eine hellbraune Tür.
Und dann meine Bettwäsche.
"Oh nein", stöhne ich. Ich bin in meinem Zimmer. Und es war alles nur ein Traum. Ich habe keinen der Youtuber jemals umarmt, Keinen jemals gesehen und war noch nicht einmal auf der Gamescom.
Ich seufze einmal laut. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Schon lange ist es ein großer Traum von mir, sie einmal alle in den Arm zu nehmen, oder zumindest vor ihnen zu stehen. Ich denke, so ist das mit Vorbildern, oder wie man so schön sagt: "Idole". Es reicht einem schon, ihnen nur einmal zu begegnen.
"Emma, steh auf!" Mein kleiner Bruder Sami reißt die Tür auf und kommt zu meinem Bett gelaufen. Mein Blick fällt auf seine Haare, die er wie jeden Tag fein säuberlich hochgegelt hat.
"Nun komm schon, in einer halben Stunde fährt der Zug.", quengelt er und zieht mir meine Decke weg.
Plötzlich fällt es mir wieder ein. Wie konnte ich das nur vergessen?
Heute ist endlich der Tag gekommen, an dem mein Traum vielleicht in Erfüllung gehen könnte.
Heute fahren mein Bruder und ich auf die Gamescom.
Sofort stiehlt sich ein Lächeln auf mein Gesicht und ich bin hellwach. Schnell laufe ich zu meinem Schrank und ziehe mir die Klamotten an, die ich schon am Vortag herausgesucht habe, bevor ich die Treppe nach unten sprinte und mir einen Apfel von der Küchentheke schnappe, den ich in meiner kleinen Tasche verschwinden lasse.
"Können wir los?" Sami tritt ungeduldig von einem Bein auf das Andere.
Ich überlege kurz.
"Nein, die Bilder!", rufe ich und schlage mir mit der flachen Hand auf die Stirn. Zwei Stufen auf einmal nehmend hechte ich hinauf in mein Zimmer, sprinte schnurstracks auf meinen Schreibtisch zu und schnappe mir meine Bildermappe. In ihr befinden sich von mir selbst gemalte Zeichnungen einiger Youtuber. Ich hoffe, wenigstens ein paar dieser Bilder heute an die Modelle verteilen zu können.
Dann laufe ich schnell die Treppenstufen wieder herunter ins Erdgeschoss, schnappe mir noch mein Pennyboard und trete aus unserer weißen Haustür ins Freihe.
Ungeduldig wartet mein Bruder schon auf dem Bürgersteig. Als er mich sieht, rollt er nur mit den Augen und fährt auf seinem Longboard los in Richtung Bahnhof. Zufrieden lächelnd stelle ich mein Board auf den Gehsteig und fahre ihm hinterher, in Gedanken schon auf dem Messegelände inmitten von Menschenmengen.
Am Bahnhof unserer gemütlichen Kleinstadt angekommen, nehmen wir unsere Boards in die Hand und ich krame in meiner Tasche nach dem Zettel, den ich ausgedruckt habe. Als ich ihn nach einer halben Unendlichkeit gefunden habe, tippe ich mit meinem Finger auf eine Zugnummer.
"Hier: 203, das ist er.", sage ich zu Sami gewandt, "09.38 Uhr nach Köln Hauptbahnhof, Gleis 2".
Schnell laufen wir durch die kleine Unterführung zu Gleis 2 und sehen den Zug bereits dort stehen. Während Sami schon einsteigt, um uns gute Plätze zu reservieren, gehe ich zu dem Ticketautomaten und kaufe uns zwei Tagestickets. Die Kleinstadt, in der wir wohnen, ist nur zwei Stunden von Köln entfernt, weswegen wir heute Abend wieder nach Hause fahren werden. Nicht zuletzt, weil die Preise für eine Übernachtung an diesem Wochenende enorm in die Höhe getrieben wurden.
Ein Rufen reißt mich aus meinen Gedanken. Hastig drehe ich mich um und entdecke meinen Bruder, der winkend an der Zugtür steht. "Schnell, der Zug fährt gleich!", schreit er panisch und ohne mir viele Gedanken zu machen, renne ich zu ihm und springe in den Zug, nur wenige Sekunden bevor sich die Tür schließt und der Zug quietschend losfährt.
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Von Spielemessen und Radiergummis- GommeHD Fanfiction
FanfictionEs ist unangenehm, neben ihm zu sitzen. Nicht, weil ich seine Nähe nicht mag - im Gegenteil, es ist wundervoll, wieder bei ihm zu sein. Sondern weil es so viel zwischen uns gibt, das unausgesprochen ist und trotzdem keiner redet. Und weil es sich an...