Kapitel 13: Nähe und Unsicherheit

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Malik verabschiedete sich von Tobias mit einem nervösen Lächeln, das mehr über seine innere Unruhe verriet, als er wohl zugeben wollte. Tobias winkte ihm zu, als würde er ihm viel Glück wünschen, aber ich konnte in seinem Blick das Gefühl der Überlegenheit erkennen. Es war, als wollte er uns beide daran erinnern, dass wir uns in seinem Spiel befanden und er die Fäden zog.

„Was machen wir jetzt?", fragte Malik, als die Tür ins Schloss fiel und wir wieder allein waren. Die Düsternis des Flurs umhüllte uns wie ein schwerer Mantel, und ich konnte die Anspannung in der Luft spüren.

„Nun, ich denke, es ist am besten, wenn du hier bleibst", schlug ich vor, aber ein Teil von mir zögerte. Ich wollte nicht, dass er in meinem Raum schlief, und dennoch war es mir auch nicht ganz unrecht, ihn um mich zu haben.

„Und wo soll ich schlafen?", fragte er mit einem schelmischen Grinsen. „In deinem Bett?"

„Das ist nicht..." Ich stockte und musste ein kurzes Lachen unterdrücken. „Das ist nicht, was ich gemeint habe. Du kannst auf dem Sofa schlafen, da ist es bequem genug."

Malik hob eine Augenbraue, als wäre er von meiner Reaktion amüsiert. „Das Sofa? Echt jetzt? Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Ich bin hier, um dich zu beschützen, und es wäre sicherer, wenn ich in deiner Nähe bin."

Sein Argument war nachvollziehbar, und ich fühlte, wie die Unsicherheit in mir aufstieg. Das Bedürfnis, ihn bei mir zu haben, war stark, aber gleichzeitig wollte ich nicht, dass sich die Dinge zwischen uns komplizierten. „Okay, vielleicht... vielleicht kannst du in meinem Zimmer schlafen. Aber nicht auf dem Bett!"

„Klar, das Sofa reicht mir vollkommen", antwortete er schmunzelnd. Doch seine Augen funkelten in einer Art und Weise, die mir klar machte, dass er die Situation nicht ganz so ernst nahm, wie ich es tat.

Wir gingen die Treppe hinauf, und ich war mir der Nähe zwischen uns bewusst. Malik war stark und beschützend, und ich fühlte mich in seiner Gegenwart sowohl sicher als auch verwundbar. Als wir die Tür zu meinem Zimmer öffneten, umhüllte uns die kühle Luft, und ich wandte mich ab, um die Lichter einzuschalten.

„Ich werde das Bett vorbereiten", sagte ich, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Aber bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich Malik hinter mir, so nah, dass ich seinen Atem an meinem Nacken spüren konnte.

„Elora", murmelte er, seine Stimme leise und eindringlich. „Es ist okay, sich verletzlich zu fühlen. Ich bin hier, um dich zu beschützen. Du musst keine Angst haben."

Seine Worte waren beruhigend und gleichzeitig verwirrend. Mein Herz schlug schneller, und ich drehte mich langsam um, um ihn anzusehen. Sein Gesicht war nur einen Atemzug entfernt, und ich spürte, wie sich die Spannung zwischen uns auflud.

„Ich... ich weiß, dass du mir helfen willst", stammelte ich, während ich versuchte, die Kontrolle über meine Emotionen zu behalten. Doch die Nähe zu Malik machte es schwer, rational zu denken.

„Es ist nicht nur darum, dir zu helfen", flüsterte er und ließ seinen Blick über mein Gesicht gleiten. „Es geht auch um dich und mich, Elora. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich niemals in Gefahr bringen."

In diesem Moment spürte ich die Intensität seiner Worte und die Art, wie er mich ansah. Es war eine Mischung aus Zuneigung und Schutz, und ich fühlte mich von seinen Gefühlen angezogen. Doch die Unsicherheit über die Situation hielt mich zurück.

Ich trat einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern. „Das ist alles sehr kompliziert, Malik. Ich will nicht, dass du in diese Dinge verwickelt wirst."

„Das hast du nicht zu entscheiden", antwortete er sanft, aber mit einer bestimmten Nachdrücklichkeit. „Ich habe bereits entschieden, dass ich hier bleibe und auf dich aufpasse. Und ich werde alles tun, um sicherzustellen, dass dir nichts passiert."

Während ich versuchte, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren – das Bett für Malik vorzubereiten und die aufkeimenden Fragen über unsere gefährliche Situation zu klären – spürte ich gleichzeitig, wie meine Gedanken unweigerlich zu ihm wanderten. Malik war nicht nur mein Beschützer, sondern auch eine Quelle verwirrender Gefühle. Auch wenn er manchmal wie ein Arschloch auftrat, konnte ich nicht anders, als mich von ihm angezogen zu fühlen.

Sein Verhalten war oft unberechenbar. Mal war er charmant und einfühlsam, und im nächsten Moment konnte er die Klinge der Ironie oder der Sarkasmus in seinen Kommentaren schwingen, als wäre es ein Spiel. Wenn ich an die Gala zurückdachte, wie er mich mit einem kühlen Lächeln abblitzen ließ, während er mit einer anderen Frau flirtete, spürte ich einen Stich in der Brust. Doch trotz dieser Momente, die meine Wut weckten, schwebte ein unvermeidliches Verlangen zwischen uns, das mich nicht losließ.

„Elora, kannst du mir nicht wenigstens einen Blick in dein Herz gewähren?", hatte er einmal in einem schwachen Moment gesagt, als wir allein waren und der Druck der Situation uns fast erdrückte. Ich hatte gelacht, weil ich nicht wusste, wie ich auf seine Frage antworten sollte. Das Herz war ein kompliziertes Ding, und meines war fest im Chaos gefangen.

„Du bist nicht gerade der Typ, dem ich mein Herz anvertrauen würde", hatte ich schlagfertig geantwortet. Doch tief in mir wusste ich, dass ich mich in seiner Nähe oft verletzlich fühlte, als würde er etwas in mir hervorrufen, das ich selbst nicht verstand.

Und jetzt, während ich an dem Bett arbeitete, konnte ich die Anziehung nicht ignorieren, die mich wie ein Magnet zu ihm zog. Ich hatte die Unbehagen über seine arrogante Art, die abfälligen Bemerkungen und die herablassende Haltung immer wieder abgewogen. Doch seine unbestreitbare Präsenz und der Funke in seinen Augen ließen mich oft schwach werden.

Als ich mich umdrehte, um ihm zu antworten, war ich mir der Spannung bewusst, die in der Luft hing. Malik stand zunächst wieder in der Tür, seine Schultern entspannt, aber seine Augen glühten vor einem unbestimmten Feuer. „Elora, was hast du vor? Denkst du, dass du dich so leicht von mir fernhalten kannst?"

„Ich habe nicht die Absicht, mich fernzuhalten", murmelte ich, als ich das Gefühl hatte, wie meine Knie leicht wackelten. Ich wollte stark sein, wollte nicht zulassen, dass seine Worte oder seine Nähe mich verletzlich machten. Doch ich war mir der Widersprüche in meinem Herzen bewusst. Trotz seines oft grausamen Verhaltens, das mir manchmal den Atem nahm, war ich fasziniert von ihm.

„Es ist nur..." Ich hielt inne und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann, Malik. Du bist manchmal wirklich unverschämt."

„Und du bist manchmal auch echt schwer von Begriff", gab er mit einem spöttischen Lächeln zurück. Doch in seinen Augen war ein Funken von Verständnis und vielleicht sogar Bedauern.

„Trotzdem", fuhr ich fort, „kann ich nicht aufhören, an dich zu denken. Auch wenn du dich oft wie ein totaler Arsch benimmst, hat es einen Grund, warum ich mich zu dir hingezogen fühle."

„Das ist die Natur der Dinge", sagte er, während er einen Schritt näher kam. „Manchmal sind die Dinge, die wir nicht verstehen, die, die uns am meisten anziehen. Du weißt, dass ich nicht nur das Arschloch bin, das du denkst. Da ist mehr."

Ich konnte kaum glauben, dass ich das sagte, aber ich wusste, dass es wahr war. Es war das geheimnisvolle Etwas, das ich in ihm sah, das meine Neugier weckte. Es war sein Wesen, das zwischen Vertrautheit und Gefahr pendelte.

„Du bist nicht einfach zu durchschauen, Malik", erwiderte ich und spürte, wie mein Herz schneller schlug. „Aber vielleicht ist das der Grund, warum ich nicht anders kann, als dir zu verfallen. Selbst wenn ich es nicht will, gibt es da etwas in mir, das sich nach dir sehnt."

Er lächelte, und es war kein arrogantes Lächeln, sondern eines, das tiefer ging. „Dann lass mich dir zeigen, dass ich mehr bin als das. Lass mich dir beweisen, dass ich hier bin, um dich zu beschützen. Du bist nicht allein, Elora."

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