Kapitel 5: Der Streit

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Die Party war für mich zu Ende. Der Fremde hatte recht – ich musste raus, bevor etwas Schlimmes passierte. Ohne weiter zu zögern, wandte ich mich von der Szene ab und ließ Arina und die dubiosen Männer hinter mir. Draußen atmete ich tief ein, die frische Luft fühlte sich befreiend an, aber mein Herz pochte noch immer laut in meiner Brust. Ich hatte das Gefühl, nur knapp einem Abgrund entkommen zu sein.

Als ich draußen auf Arina wartete, dauerte es nicht lange, bis sie ebenfalls aus dem Lagerhaus stolperte. Sie sah genervt aus, ihre Augen funkelten vor Wut. „Was sollte das, Elora? Warum bist du einfach abgehauen?" Ihre Stimme war laut, und sie hielt mir vorwurfsvoll die Hände entgegen.

Ich drehte mich zu ihr um, noch immer aufgewühlt von dem, was drinnen geschehen war. „Arina, was ist mit dir los? Das war keine normale Party! Diese Typen, die Drogen... Das ist gefährlich, und du weißt es!"

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Du übertreibst total. Es war nur ein bisschen Spaß! Du bist einfach zu prüde geworden."

Ich konnte es nicht glauben. „Prüde? Arina, die Leute da drinnen haben mit Drogen gedealt! Hast du das nicht gesehen? Du hast mir nicht mal gesagt, worauf ich mich einlasse. Ich dachte, wir wollten feiern, aber das? Das war gefährlich."

„Du verstehst einfach nichts mehr", fauchte sie und schüttelte den Kopf, als würde sie mit einem Kind reden. „Seit du die Firma deiner Oma übernommen hast, bist du nur noch vorsichtig. Du bist langweilig geworden, Elora. Früher hätten wir uns über so eine Party kaputtgelacht!"

Ihr Vorwurf traf mich tief. Früher waren wir unzertrennlich, immer bereit für Abenteuer und Nächte voller Spaß. Aber diese Party war kein Abenteuer – es war ein Albtraum. Ich konnte nicht fassen, dass sie das nicht sah. Oder vielleicht wollte sie es nicht sehen.

„Arina, es geht nicht darum, dass ich mich verändert habe. Es geht darum, dass du dich verändert hast", sagte ich fest. „Ich erkenne dich kaum wieder. Was ist los mit dir? Seit wann hängst du mit solchen Leuten ab? Und wieso hast du mir nichts davon gesagt?"

Ihre Augen verengten sich, und sie kam einen Schritt näher. „Du bist einfach zu naiv, Elora. Du lebst in deiner kleinen, perfekten Welt und denkst, du könntest mir sagen, was ich tun soll. Aber du weißt nicht, wie es ist, wirklich zu leben. Du verkriechst dich in deinem Büro, während ich das Leben genieße."

Ich schluckte hart. „Das nennst du Leben? Mit Drogen und zwielichtigen Typen, die dich ausnutzen? Arina, das ist nicht das, was wir früher gemacht haben. Es ist nicht das, was du bist."

Für einen Moment schien etwas in ihren Augen zu flackern, als würde sie meine Worte hören. Doch dann hob sie trotzig das Kinn. „Du verstehst es nicht. Und ehrlich gesagt, ich hab die Nase voll von deinen Moralpredigten. Vielleicht sollten wir uns einfach aus dem Weg gehen."

Ihr Tonfall war kalt, schneidend. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich sie endgültig verloren. Meine beste Freundin, die Person, die mir immer am nächsten stand, war nicht mehr dieselbe. Und jetzt, nach dieser Nacht, war ich mir nicht sicher, ob wir jemals wieder zueinanderfinden würden.

„Vielleicht hast du recht", sagte ich schließlich, meine Stimme leise und schwer vor Enttäuschung. „Vielleicht sollten wir uns wirklich aus dem Weg gehen, bis du merkst, in was für eine Gefahr du dich begibst."

Arina verzog das Gesicht, als ob sie das nicht berührte. „Mach, was du willst, Elora. Aber erwarte nicht, dass ich mich für dich ändere." Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit.

Ich stand allein auf der Straße, der Klang ihrer Schritte verhallte in der Stille. Mein Herz schmerzte, aber tief in mir wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte. Ich konnte sie nicht zwingen, ihre Entscheidungen zu ändern, aber ich konnte mich selbst schützen – vor ihr, vor dieser gefährlichen Welt, in die sie sich begab.

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