Kapitel 25: Die Wahrheit hinter den Schatten

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Die Wahrheit hinter den Schatten

Das Lagerhaus stand düster und verlassen am Rande des Hafens, nur schwach beleuchtet von den Straßenlaternen, deren Licht kaum durch den dichten Nebel drang. Ich zog meinen Mantel enger um mich, die kalte Luft biss mir ins Gesicht. Es fühlte sich so an, als wäre ich in einem Film, in dem die Heldin dem großen Showdown entgegenläuft. Doch dies war kein Film, und das Ende war alles andere als sicher.

Ich näherte mich vorsichtig dem Eingang des Lagerhauses. Die Erinnerung an die letzte Party in einem ähnlichen Ort ließ mein Herz schneller schlagen. Diesmal jedoch ging es nicht um düstere Stimmung oder laute Musik, sondern um etwas viel Ernsteres: Arinas Leben. Sie steckte in großen Schwierigkeiten, und ich war jetzt ein Teil davon.

Als ich die Tür erreichte, hörte ich leise Stimmen aus dem Inneren. Ein Hauch von Angst mischte sich mit meiner Entschlossenheit. Ich musste vorsichtig sein. Malik hatte mir nichts von diesem Ort erzählt, aber ich wusste, dass er in diese Geschäfte verwickelt war – ob er es zugab oder nicht. Der Gedanke daran brachte eine Welle von Wut in mir hoch. Wie konnte er mich in all das hineinziehen, ohne mir die Wahrheit zu sagen? All die Partys, die flüchtigen Begegnungen... und dann unsere Nacht. Es war alles Teil eines Spiels, bei dem ich jetzt eine Schachfigur war.

Ich drückte die Tür vorsichtig auf und schlich mich hinein. Der Geruch von abgestandenem Rauch und etwas, das ich nicht identifizieren konnte, stieg mir in die Nase. Im Halbdunkel des Raums konnte ich die Silhouetten von Männern erkennen, die um einen Tisch versammelt waren. Ihre Gespräche waren gedämpft, aber ich konnte hören, wie sie über Lieferungen, Routen und Beträge sprachen – alles deutete auf illegale Geschäfte hin. Es gab keine Zweifel mehr. Malik war tiefer involviert, als ich zunächst dachte.

Ich ging einen Schritt zurück und versuchte, mich zu sammeln. Wenn Malik hier wäre, könnte ich ihn direkt konfrontieren. Es gab keinen Ausweg mehr für ihn. Ich wollte die Wahrheit, und ich wollte wissen, wo Arina war. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir.

„Elora."

Ich fuhr erschrocken herum und sah Malik im Schatten stehen. Sein Blick war schwer zu deuten, aber seine Stimme klang kühl, beinahe distanziert. „Was machst du hier?"

Ich spürte, wie sich meine Wut wie ein Knoten in meinem Bauch zusammenzog. „Was ich hier mache? Ich könnte dich das Gleiche fragen, Malik. Du weißt ganz genau, was hier läuft. Und du weißt, was mit Arina passiert ist. Also hör auf, Spielchen zu spielen!"

Er verschränkte die Arme vor der Brust und trat näher an mich heran. „Das ist gefährlich, Elora. Du solltest dich hier raushalten."

„Gefährlich?" Ich lachte bitter auf. „Du hast mich da schon längst reingezogen. Denkst du wirklich, ich werde jetzt einfach aufgeben, wo ich die Wahrheit fast vor mir habe? Wo ist Arina, Malik? Was habt ihr mit ihr gemacht?"

Er seufzte, und ich konnte sehen, wie ein Hauch von Bedauern über sein Gesicht huschte. Doch dann verhärteten sich seine Züge wieder. „Es ist kompliziert. Sie hat sich mit den falschen Leuten eingelassen, und jetzt steckt sie tiefer drin, als sie es je beabsichtigt hat."

„Das weiß ich schon", entgegnete ich scharf. „Aber wo ist sie?"

Malik trat näher an mich heran, seine Augen bohrten sich in meine. „Wenn ich dir das sage, bist du noch mehr in Gefahr, als du es jetzt schon bist."

Ich funkelte ihn an, meine Wut war jetzt unaufhaltsam. „Ich bin nicht mehr aufzuhalten, Malik. Du schuldest mir die Wahrheit, nach allem, was passiert ist. Sag es mir."

Er sah mich lange an, als würde er abwägen, was er tun sollte. Dann sagte er leise: „Arina ist in einem Lagerhaus am anderen Ende des Hafens. Sie wird festgehalten, weil sie zu viel über unsere Geschäfte weiß. Es war nie geplant, dass es so weit kommt, aber jetzt... gibt es kein Zurück mehr."

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