Kapitel 19: Die Stille der Nacht

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Nachdem die verführerische Nacht ihren Höhepunkt erreicht hatte, lagen wir beide erschöpft im Bett. Malik war an meiner Seite, sein Atem tief und gleichmäßig, während er in den Schlaf gesunken war. Ich hingegen konnte nicht zur Ruhe kommen. Mein Kopf war voller Gedanken, und die Anspannung der letzten Tage ließ mich nicht los.

Ich sah zu ihm hinüber, betrachtete sein friedliches Gesicht. Wie konnte er so ruhig schlafen, während ich wusste, dass etwas Dunkles vor sich ging? Es musste mehr hinter all dem stecken – hinter Arinas Verschwinden, den dubiosen Partys, und jetzt Malik, der ständig in meiner Nähe war, als wäre es kein Zufall.

Langsam setzte ich mich auf und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war meine Chance, während er schlief. Vielleicht konnte ich etwas herausfinden, einen Hinweis auf das, was hier wirklich vor sich ging. Leise stand ich auf, bemüht, keine Geräusche zu machen, die ihn aufwecken könnten.

Jeder Schritt fühlte sich an, als würde ich in einem heiklen Spiel mit dem Feuer spielen. Wenn Malik wirklich Teil dieser Machenschaften war, konnte ich es mir nicht leisten, ihm blind zu vertrauen. Vorsichtig öffnete ich die Schranktüren, blickte in Schubladen und ließ meinen Blick über die Ecken des Zimmers schweifen, auf der Suche nach irgendetwas – einer Spur, die mir mehr über seine Rolle in all dem verraten könnte.

Während ich mich leise durch das Zimmer bewegte, hielt ich inne, um auf Maliks gleichmäßigen Atem zu lauschen. Die Stille der Nacht schien mich zu umhüllen, aber mein Herz pochte laut in meiner Brust, als ob es mich verraten könnte. Jede Bewegung fühlte sich wie ein Spiel mit der Zeit an – bevor er aufwachen und merken würde, dass ich suchte.

Ich öffnete eine Schublade in seiner Kommode, meine Finger zitterten leicht vor Nervosität. Kleidung, Papierkram, nichts Ungewöhnliches. Doch als ich weiter suchte, fiel mir ein Umschlag auf, der tiefer in der Schublade verborgen war. Er war alt, die Kanten abgenutzt, und auf der Vorderseite standen keine Hinweise darauf, was sich darin befand. Ich hielt ihn in den Händen, das Gewicht fühlte sich bedeutungsvoll an.

Vorsichtig zog ich den Umschlag heraus und öffnete ihn, um den Inhalt zu sehen. Ein Stapel Papiere kam zum Vorschein – Rechnungen, Notizen, einige davon in einer Handschrift, die ich nicht kannte. Ein Name tauchte immer wieder auf: Arina. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir klar wurde, dass das kein Zufall sein konnte.

Ich wollte weiter lesen, doch in diesem Moment bewegte sich Malik im Bett. Mein Körper fror ein, die Spannung in der Luft war greifbar. Würde er aufwachen?

Ich hielt den Atem an, als Malik sich im Bett bewegte, seine Hand suchte im Schlaf nach mir. Ein paar Sekunden vergingen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Doch er blieb ruhig, schlief weiter. Erleichtert atmete ich leise aus, doch mein Herz raste weiterhin.

Mit zitternden Händen legte ich den Umschlag wieder in die Schublade und schloss sie so leise wie möglich. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso tauchte Arinas Name auf? Die Fragen wirbelten durch meinen Kopf, aber ich musste einen klaren Kopf bewahren. Ich konnte ihn nicht aufwecken. Nicht jetzt.

Ich schlich weiter durch den Raum, suchte nach weiteren Hinweisen. Vielleicht gab es noch mehr, das mir helfen könnte, Arinas Verstrickung in das Ganze zu verstehen – und Maliks Rolle dabei. Ich konnte es mir nicht leisten, unvorbereitet zu sein.

Dann fiel mein Blick auf Maliks Jacke, die lässig über einem Stuhl hing. Eine Tasche war leicht geöffnet, und etwas ragte heraus. Vorsichtig trat ich näher, zog das heraus, was sich darin befand: ein kleines, schwarzes Notizbuch. Es fühlte sich vertraulich an, als hätte es eine tiefere Bedeutung. Zögernd öffnete ich es und blätterte durch die Seiten.

Es war voller handgeschriebener Notizen, kryptischer Vermerke und Namen – Namen, die mir unbekannt waren. Doch mitten zwischen all den fremden Details war eine klare Notiz, die mein Blut gefrieren ließ: „Nächster Schritt – Elora ins Vertrauen ziehen."

Mein Herz raste. Malik hatte mich gezielt in diese Welt hineingezogen. Alles, was passiert war, war geplant gewesen. Ich war nie einfach nur zufällig in diese Situation geraten.

Als ich die Worte las, spürte ich, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag: Malik hatte mich die ganze Zeit manipuliert. Die scheinbar zufälligen Begegnungen, die Partys, die intensiven Momente zwischen uns – alles war geplant. Er hatte mich absichtlich in diese düstere Welt hineingezogen.

Die Wut stieg langsam in mir auf, wie eine Flutwelle, die alles andere überrollte. Meine Hände zitterten, und ich musste mich zusammenreißen, das Notizbuch nicht einfach zu zerreißen. Er hatte nicht nur mit meinem Vertrauen gespielt, sondern auch mit meinen Gefühlen. Die Nacht, die wir gerade miteinander verbracht hatten, all die Nähe, das Verlangen – es war Teil eines Plans.

Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut zu werden, während Malik immer noch friedlich im Bett schlief. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, und die Wut verwandelte sich in einen brennenden Zorn. Wie hatte ich so blind sein können? Ich hatte mich von ihm in diese Situation drängen lassen, während Arina vielleicht in ernsthafter Gefahr schwebte.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, und ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. Aber innerlich formte sich ein Entschluss. Ich würde nicht länger das ahnungslose Opfer sein. Wenn Malik dachte, er könnte mich manipulieren und kontrollieren, hatte er sich getäuscht. Jetzt würde ich die Kontrolle zurückgewinnen.

Langsam und leise legte ich das Notizbuch zurück in die Jackentasche. Ich durfte ihm nicht zeigen, dass ich etwas wusste – noch nicht. Aber innerlich schwor ich mir, dass er dafür bezahlen würde.

Die Wut brodelte immer noch unter meiner Haut, aber ich wusste, dass ich einen klaren Kopf bewahren musste. Ich konnte nicht riskieren, dass Malik ahnte, was ich herausgefunden hatte. Wenn er glaubte, dass ich nichts ahnte, hatte ich die Kontrolle – zumindest für den Moment.

Langsam ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und suchte nach meinen Kleidern. Ich würde mich fertig machen, so tun, als wäre alles normal. Ihn in dem Glauben lassen, dass ich ihn immer noch nicht durchschaute.

Doch mein Blick schweifte zur Schublade und zur Seitentasche und ich konnte nicht anders als diese zwei Dinge leise mitgehen zu lassen. Ich packte beide informativen Gegenstände in meine Tasche und mein Blick wanderte kontrollierend zu Malik.
Ich schlüpfte leise in meine Kleidung, während er noch tief schlief. Jede Bewegung fühlte sich schwer an, als ob die Wut mich lähmen wollte. Doch ich ließ mir nichts anmerken, zwang mich, ruhig zu bleiben. Als ich fertig war, ging ich zum Spiegel und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, um einen Hauch von Normalität zu simulieren.

Malik drehte sich plötzlich im Bett um, die Decke lose über seinen Hüften. Sein Blick traf meinen, und für einen Moment schien alles zu erstarren. Aber ich zwang mich zu einem Lächeln, einem entspannten Gesichtsausdruck.

„Ich muss los," sagte ich, meine Stimme so ruhig wie möglich. „Ich hab einen wichtigen Termin im Modehaus. Die neue Kollektion braucht dringend meine Aufmerksamkeit."

Er blinzelte verschlafen und setzte sich langsam auf, runzelte die Stirn, als ob er noch im Halbschlaf versuchte, meine Worte zu verarbeiten. „Jetzt schon?"

„Ja, es geht um ein Treffen mit Lyle. Das kann ich nicht verschieben," log ich glatt.

Malik schien einen Moment lang nachzudenken, doch dann nickte er, als ob er meine Erklärung akzeptierte. „Klar, kein Problem. Ich seh' dich später, oder?"

„Ja, klar", antwortete ich und zwang mich zu einem weiteren Lächeln, das sich in meiner Brust wie eine Lüge anfühlte. Dann drehte ich mich um und ging zur Tür, mein Herz schlug laut in meinen Ohren.

Sobald ich draußen war, atmete ich tief durch, die Wut in mir brodelte weiter. Aber jetzt hatte ich einen Plan. Ich würde herausfinden, was hier wirklich vor sich ging – und Malik würde nicht wissen, was ihn getroffen hatte.

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