Nach den turbulenten Wochen voller gesundheitlicher Sorgen und Arztbesuchen sehnte sich Toni nach einem Stück Normalität. Die Gespräche mit ihrer Pflegefamilie hatten ihr geholfen, die Ängste und Sorgen etwas abzubauen, doch manchmal wollte sie einfach nur eine Auszeit von allem – besonders von den Sorgen, die ihre Gesundheit ihr immer wieder bereitete. Glücklicherweise gab es jemanden, der ihr dabei half, diese Gedanken für einen Moment beiseitezuschieben: Marc.
Marc war seit einiger Zeit in ihrer Klasse, und es hatte von Anfang an eine besondere Verbindung zwischen den beiden gegeben. Er war freundlich, ein wenig schüchtern und schien immer genau zu verstehen, was Toni brauchte – sei es eine Schulter zum Anlehnen oder ein einfaches, freundliches Gespräch. Ihre Freunde und selbst ihre Pflegefamilie hatten längst bemerkt, dass sie in Marcs Nähe aufblühte. Und an diesem Tag hatte Marc sie gefragt, ob sie sich nach der Schule treffen wollten.
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Am Nachmittag wartete Toni mit klopfendem Herzen vor dem kleinen Park, den sie als Treffpunkt ausgemacht hatten. Sie trug ihren Lieblingspulli und fühlte sich aufgeregt, fast so, als hätte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie wollte alles perfekt machen und gleichzeitig versuchte sie, cool und entspannt zu wirken. Endlich sah sie Marc, der in der Ferne auf sie zulief und ihr zuwinkte. Ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und sie hob ihre Hand zum Gruß.
„Hey, Toni,“ sagte Marc, als er näherkam. „Lange nicht gesehen!“
Toni lachte leise. „Ja, ein paar Stunden seit Mathe, oder?“
Marc grinste. „Stimmt. Aber es fühlt sich viel länger an.“
Sie gingen zusammen ein Stück durch den Park und unterhielten sich über die Schule, ihre Freunde und alles, was ihnen gerade in den Sinn kam. Marc war entspannt und brachte Toni immer wieder zum Lachen. Er konnte wunderbar Geschichten erzählen, und Toni fühlte sich wie in einer anderen Welt, wenn sie ihm zuhörte. Irgendwann blieb er stehen und sah sie direkt an, während das Licht der untergehenden Sonne sanft auf sein Gesicht fiel.
„Toni,“ begann Marc zögerlich, „ich wollte dir schon länger etwas sagen.“
Toni sah ihn an und fühlte, wie ihr Herz ein wenig schneller schlug. „Ja? Was ist los?“
Marc schien sich kurz zu sammeln, bevor er ihr ein wenig näher kam und sanft ihre Hand nahm. Toni spürte eine leichte Nervosität, konnte jedoch nicht anders, als ihn anzulächeln.
„Ich… ich mag dich wirklich sehr, Toni,“ gestand Marc schließlich. „Und ich wollte nur wissen, ob… na ja, ob das bei dir auch so ist.“
Toni spürte, wie ihre Wangen warm wurden, und sie biss sich auf die Lippe, während sie verlegen nickte. „Ja, Marc, ich mag dich auch.“
Ohne viel weiter darüber nachzudenken, lehnte Marc sich leicht vor und gab ihr einen vorsichtigen, sanften Kuss. Toni schloss die Augen, und für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Es war ein Gefühl von Wärme und Zuneigung, das ihr durch und durch ging, und als sie sich langsam wieder voneinander lösten, bemerkte Toni, dass sie ein breites Lächeln auf dem Gesicht hatte, das sie nicht verbergen konnte.
Marc schaute sie ebenfalls an und grinste. „Das… das war schön.“
„Ja,“ stimmte Toni ihm zu, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Das war es.“
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Die beiden gingen noch eine Weile Hand in Hand durch den Park, und Toni konnte das Lächeln einfach nicht von ihrem Gesicht wischen. Jeder Schritt, jedes Wort zwischen ihnen fühlte sich magisch an, als ob sie beide für einen Moment in ihrer eigenen kleinen Welt lebten. Sie redeten über gemeinsame Träume und was sie in den kommenden Ferien unternehmen könnten, und Toni fühlte sich unendlich glücklich.
Schließlich brachte Marc sie bis vor die Tür ihrer Pflegefamilie. Bevor sie sich voneinander verabschiedeten, hielt er kurz inne und sah sie erneut an. „Ich freue mich schon auf das nächste Mal.“
„Ich mich auch,“ antwortete Toni, noch immer grinsend. Sie tauschten einen letzten, zarten Kuss aus, bevor Toni ihm zuwinkte und ins Haus ging.
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Drinnen traf sie zuerst auf Alex, der sie sofort mit einem verschmitzten Lächeln begrüßte. „Na, war es ein schöner Nachmittag?“
Toni versuchte, ihre Freude zu verbergen, doch das war fast unmöglich. „Ja, war es,“ antwortete sie, ohne weiter ins Detail zu gehen.
Alex schmunzelte und nickte nur. „Ich hab gesehen, dass Marc dich gebracht hat. Scheint ein netter Typ zu sein.“
„Ja, das ist er,“ sagte Toni, während sie sich ein Glas Wasser nahm und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie spürte, dass Alex wahrscheinlich ahnte, was zwischen ihr und Marc passiert war, doch er fragte nicht weiter. Toni war ihm dankbar dafür, dass er sie einfach in ihrer Glückseligkeit ließ.
Im Wohnzimmer traf sie auf Phil, der gerade in eine Zeitschrift vertieft war. Als er sie hereinkommen sah, legte er das Heft zur Seite und sah sie neugierig an. „Da strahlt aber jemand,“ bemerkte er mit einem liebevollen Lächeln.
Toni setzte sich zu ihm und versuchte, ihr Gesicht in eine normale Miene zu verwandeln, aber es gelang ihr nicht wirklich. „Ich… ähm… hatte einfach einen schönen Tag.“
Phil zwinkerte ihr zu. „Das sieht man dir an. Und das freut mich.“
Toni lehnte sich zurück und merkte, dass sie tatsächlich vor Glück nur so sprühte. Der Nachmittag mit Marc hatte ihr so viel gegeben, und sie fühlte sich, als könnte sie alle Sorgen für eine Weile beiseiteschieben. Alles, was sie heute erlebt hatte, war perfekt gewesen, und sie war froh, dass ihre Familie es ihr gönnte, ohne sie weiter auszufragen.
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Am Abend zog sich Toni in ihr Zimmer zurück, um ein wenig zur Ruhe zu kommen und den Nachmittag Revue passieren zu lassen. Sie dachte an den Moment, als Marc ihre Hand genommen hatte, an ihren ersten Kuss und daran, wie sie durch den Park spaziert waren. Sie konnte kaum glauben, dass das alles wirklich passiert war. Ein wenig später schrieb Marc ihr eine Nachricht: „Hey, ich wollte dir nur nochmal sagen, dass ich den Nachmittag echt toll fand. :)“
Toni lächelte und schrieb ihm zurück: „Ich auch. Danke, dass du mich so glücklich machst.“
Während die beiden hin- und herschrieben, merkte Toni, dass sie sich nicht nur verliebt fühlte, sondern auch so viel Unterstützung und Zuneigung erfuhr, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Sie wusste, dass es eine Zeit gab, in der sie nie geglaubt hätte, jemals so glücklich sein zu können. Doch jetzt, mit Marc an ihrer Seite und ihrer Pflegefamilie, die sie bedingungslos unterstützte, fühlte sie sich stärker als je zuvor.
Sie lag noch lange wach und dachte an die Zukunft, an all die Abenteuer, die sie mit Marc und ihrer Familie erleben würde. Und während sie schließlich die Augen schloss, blieb das Lächeln auf ihrem Gesicht – ein Ausdruck des Glücks, das sie heute gefunden hatte.
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Mut im Schatten (ASDS FF)
Fiksi PenggemarToni - eigentlich Antonia - ist ein 13-Jähriges Mädchen. Sie lebt im Kinderheim. Sonderlich gut geht es ihr dort aber nicht. Außerdem hat sie Angst. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht zum Tag der Offenen Tür auf der Rettungswache Köln... ...