Die Uhr schlug gerade zur dritten Stunde, als Toni in der Schule plötzlich schwindelig wurde. Sie saß im Unterricht, versuchte sich auf die Zahlen und Buchstaben auf der Tafel zu konzentrieren, doch sie verschwammen vor ihren Augen. Ein leichtes Pochen begann an ihrer Schläfe, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ein kalter Schweiß brach ihr aus, während ihre Gedanken wirr wurden. Sie blinzelte und versuchte, sich zusammenzureißen, aber das Gefühl der Übelkeit und des Schwindels nahm nur zu. Schließlich sank Toni langsam auf ihren Tisch und verlor das Bewusstsein.
Als ihre Lehrerin merkte, dass Toni zusammengesackt war, rief sie sofort die Sekretärin an. Die Sekretärin erkannte die Dringlichkeit und verständigte umgehend den Rettungsdienst, während sie gleichzeitig Tonis Notfallkontakt Phil anrief. Phil war gerade zwischen zwei Terminen und rief sofort zurück, nachdem er die Nachricht gehört hatte. Der Gedanke an Toni ließ ihm das Herz schwer werden; er wusste, dass sie in letzter Zeit viel durchgemacht hatte und auch wenn es besser schien, gab es immer Rückschläge.
„Ich komme sofort“, sagte er zur Sekretärin, die ihm mitteilte, dass der Rettungswagen bereits auf dem Weg sei.
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Florian und Franco, die gerade mit ihrem Rettungswagen unterwegs waren, nahmen den Einsatz sofort an. Sie schalteten das Blaulicht ein und fuhren so schnell wie möglich zur Schule. Unterwegs tauschten sie besorgte Blicke aus, denn sie wussten beide, wer der Patient war. Toni hatte in den letzten Monaten oft an Phils Seite gestanden, und die beiden hatten sie ins Herz geschlossen. Die Fahrt kam ihnen endlos vor, obwohl sie nur wenige Minuten brauchten.
Als sie schließlich ankamen, eilten sie mit ihrem Notfallrucksack und der Trage in das Schulgebäude. Eine Schar besorgter Mitschüler hatte sich in der Nähe des Klassenzimmers versammelt, und die Lehrerin führte sie sofort zu Toni, die noch immer auf dem Boden lag. Florian kniete sich zu ihr und begann sofort, ihre Vitalzeichen zu überprüfen, während Franco Tonis Kopf stützte und leise auf sie einsprach.
„Toni? Kannst du mich hören?“ fragte Franco sanft.
Toni blinzelte langsam und schien die Stimmen aus weiter Ferne zu hören. Ein Gefühl der Erleichterung durchfuhr sie, als sie Florian und Franco erkannte, doch sofort kehrte die Übelkeit mit voller Wucht zurück. Der Raum schien sich zu drehen, und ihr Magen rebellierte. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, und Franco, der ihren Gesichtsausdruck sah, griff schnell nach einem Kotzbeutel aus dem Notfallrucksack und hielt ihn vor Tonis Gesicht, gerade rechtzeitig, bevor sie sich übergab.
Florian und Franco blieben ruhig und tröstend, während sie sich darum kümmerten, dass Toni sich nicht weiter anstrengen musste. Nach einer Weile, als die Übelkeit nachließ, hob Toni schwach den Kopf und lächelte entschuldigend. Franco legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte beruhigend. „Alles gut, Toni. Das kann jedem mal passieren.“
Phil erreichte die Schule nur wenige Minuten später und eilte zu dem Raum, in dem Florian und Franco Toni betreuten. Sein Herzschlag beruhigte sich ein wenig, als er sah, dass Toni bei Bewusstsein war, doch die Sorgenfalten blieben in seinem Gesicht. Er ging auf sie zu und kniete sich neben sie.
„Hey, Toni,“ sagte Phil sanft und nahm ihre Hand. „Wie fühlst du dich?“
Toni sah ihn müde an und versuchte, ein Lächeln zu formen. „Besser… jetzt, wo ihr alle hier seid,“ flüsterte sie, bevor ihr Kopf wieder ein wenig zur Seite fiel.
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Florian und Franco besprachen sich kurz mit Phil, bevor sie beschlossen, Toni ins Krankenhaus zu bringen, um weitere Untersuchungen vorzunehmen. Der plötzliche Schwächeanfall und die Übelkeit konnten viele Ursachen haben, und sie wollten auf Nummer sicher gehen. Gemeinsam halfen sie Toni vorsichtig auf die Trage und transportierten sie in den Rettungswagen.
Im Wagen setzte sich Phil zu Toni und hielt ihre Hand, während Florian und Franco ihre Vitalzeichen überwachten. Tonis Gesicht war blass, aber sie versuchte, wach zu bleiben und antwortete gedämpft auf die Fragen, die Phil ihr stellte.
„Ging’s dir heute Morgen schon schlecht?“ fragte Phil besorgt.
Toni zögerte einen Moment und nickte dann. „Ein bisschen… mir war etwas schwindelig, aber ich dachte, das geht wieder weg. Ich wollte euch nicht nerven.“
Phil schüttelte den Kopf und strich ihr sanft über den Kopf. „Toni, du störst nie. Wenn es dir schlecht geht, musst du uns Bescheid sagen. Das ist wichtig, okay?“
Toni nickte langsam und drückte seine Hand ein wenig. „Okay…“, flüsterte sie.
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Im Krankenhaus angekommen, wurde Toni in die Notaufnahme gebracht, wo sie schnell von einem Arztteam untersucht wurde. Phil blieb die ganze Zeit an ihrer Seite, auch wenn die Ärzte ihn zwischendurch baten, kurz nach draußen zu gehen, damit sie die Untersuchungen durchführen konnten. Nach einer Weile kam ein Arzt heraus und erklärte Phil, dass sie ein paar Tests machen würden, um herauszufinden, was den Schwächeanfall verursacht hatte. Eine Infektion, Erschöpfung oder sogar eine Reaktion auf Stress könnten mögliche Ursachen sein.
Phil wartete geduldig, seine Gedanken jedoch kreisten ständig um Toni und das, was sie durchgemacht hatte. Die Tatsache, dass sie so oft krank und geschwächt war, ließ ihn zweifeln, ob es wirklich alles wieder in Ordnung war. Er dachte an die letzten Monate und all die Hürden, die Toni überstanden hatte. Auch wenn sie nach außen hin stark wirkte, wusste Phil, dass die körperlichen und seelischen Belastungen nicht spurlos an ihr vorbeigegangen waren.
Nach einigen Stunden kehrte der Arzt zurück und gab Entwarnung: Toni war vermutlich dehydriert und erschöpft. Die letzten Wochen hatten ihr doch mehr zugesetzt, als sie es vielleicht selbst zugeben wollte. Sie brauchte Ruhe und sollte die nächsten Tage auf jeden Fall zu Hause bleiben.
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Phil und Toni kehrten am Nachmittag nach Hause zurück, und Toni ruhte sich im Wohnzimmer aus, während Phil eine Decke über sie legte und sich auf die Couch neben sie setzte. Er streichelte sanft ihre Schulter und lächelte sie an.
„Weißt du was, Toni?“ sagte er leise. „Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Aber manchmal ist es auch in Ordnung, einfach mal loszulassen und uns sagen, wenn’s dir nicht gut geht.“
Toni schaute ihn an und nickte langsam. „Es ist nur… ich will nicht, dass ihr euch immer Sorgen machen müsst.“
Phil schüttelte den Kopf. „Das ist Teil des Deals, weißt du? Sorgen machen gehört dazu, wenn man jemanden liebt. Also bitte, wenn’s dir schlecht geht, sag mir einfach Bescheid.“
Ein leichtes Lächeln huschte über Tonis Gesicht. Sie kuschelte sich tiefer in die Decke und schloss die Augen. „Danke, Phil… dass du da bist.“
Phil erwiderte das Lächeln und setzte sich zurück. Er wusste, dass Toni eine Menge durchgemacht hatte und noch viel mehr innere Stärke zeigen musste, als es nach außen hin erschien. Doch jetzt, in diesem Moment, war er einfach froh, dass sie in Sicherheit war und sich ausruhen konnte.
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Mut im Schatten (ASDS FF)
FanfictionToni - eigentlich Antonia - ist ein 13-Jähriges Mädchen. Sie lebt im Kinderheim. Sonderlich gut geht es ihr dort aber nicht. Außerdem hat sie Angst. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht zum Tag der Offenen Tür auf der Rettungswache Köln... ...