Kapitel III / I

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Ich wachte wie immer in den letzten fünf Jahren bei meiner Omi auf. Das würde sich jetzt ändern, in der Digiwelt gibt es keine Omi. Wie es wohl sein würde, wieder unter freiem Himmel zu schlafen? Das war damals die schlimmste Zeit meines Lebens, die Wochen bevor mich Omi fand.
Ich hatte es ihr noch nicht erzählt, dass ich sie verlassen würde. Wie sie wohl reagieren würde?
Sie war für mich da gewesen als ich sie gebraucht habe. Immer. Sie würde bestimmt traurig sein, sie würde sagen ich solle bleiben. Doch das konnte ich nicht. Würde sie es verstehen?
Würde sie es mir verbieten, mich festhalten oder würde sie mich loslassen wie einen Vogel, zurück in die Wildnis aus der man ihn geholt hatte? Vielleicht würde sie mitkommen wollen, endlich auch diese fremdartigen Wesen sehen von denen ich erzählte?
So viele Fragen, auf die ich keine Antwort wusste, so viele, deren Antwort ich gar nicht hören wollte aus Angst es wäre die falsche.
Doch als Digiritter durfte ich mir keine Angst mehr erlauben.

Ich fand sie in der Küche, einen Kuchen backend. Das tat sie sonst nie.
"Omi, wofür ist der Kuchen? Haben wir einen Grund zu feiern?" Sie lächelte ihr weises altes Lächeln, was ich so sehr liebte. "Aber natürlich! Zwei Dinge sogar!" "Zwei? Davon weis ich ja gar nichts."
Jetzt lachte sie laut auf.
Ihr Lachen war ein seltenes Geschenk und das, was ich am meisten an ihr vermissen würde. Sie lachte wirklich schön: Ein warmes, sanftes Omi-Lachen, nicht zu laut und grob, nicht zu leise und hexenhaft. Einfach toll.
"Sag blos nicht, du hast wirklich deinen Geburtstag vergessen! Du bist jetzt elf, schon fast erwachsen. Es wird Zeit, dass du mich verlässt."
Ich erschrak. "Du willst mich wegschicken, Omi?" "Aber nein, Kindchen, du wirst freiwillig gehen, nicht wahr?"
Sie hatte mich tatsächlich durchschaut. Wie sie das immer machte. "Und deshalb bäckst du einen Kuchen? Um zu feiern, dass du mich loswirst?"
Ich versuchte entsetzt auszusehen.
"Quatsch, meine Große!" Sie lachte. "Wir bekommen Besuch!"
"Aber wir bekommen doch nie Besuch!"
Sie lächelte geheimnisvoll.
"Ich dachte, du willst dich vielleicht von ihm verabschieden..."
Ich rannte zur Tür und tatsächlich, da stand er:

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