Ein Neuanfang in Dortmund: Geheimnisse, Erinnerungen, eine unerwartete Begegnung

Kapitel 29-Untersuchungen und ein überforderter Julian

-Julians Sicht-

Ich mach mir verdammt große Sorgen um Orlando. Er war am Wochenende Kaltschweißig, hatte Fieber und wirkt auch schon seit dem Wochenende so teilnahmslos. Außerdem hatte er in den letzten Tagen mehrere Krampfanfälle, hat zweimal erbrochen und hat Anzeichen darauf gegeben er hätte Kopfschmerzen. Ich bin natürlich nicht dumm und habe recherchiert, natürlich kann man es  nicht immer zu Hundertprozent wissen, aber wenn meine Recherchen richtig sind ist die höchste Alarmstufe geboten.  Das schlimme ist das ich meiner Schwester meinen Verdacht erzählen muss und ich weiß das, wenn sich dieser Verdacht bewahrheitet Florence Herz gebrochen sein wird. Auch, wenn sie sich jetzt schon riesige Sorgen macht. 

,,Flor?" ,,Ich bin oben." Also begebe ich mich nach oben uns sehe meine Schwester wie sie aus dem Zimmer von Orlando kommt. ,,Schläft er?" ,,Ja endlich.  Er hatte schon wieder einen Krampfanfall. Wir müssen echt zum Arzt mit ihm." ,,Ja das müssen wir." ,,Alles okay bei dir?" ,,Nein, so ganz und gar nicht. Flor ich hab recherchiert, sehr viel sogar und ich bin zu dem Schluss gekommen das- also- Orlando hat wahrscheinlich- Oh man" "Jule, was hat Orlando wahrscheinlich?" ,,Hirntumor"           ,,Was?" ,,Er hat wahrscheinlich einen Hirntumor." "Das meinst du doch jetzt nicht ernst." ,,Sehe ich so aus als würde ich spaßen? Wir müssen am besten heute noch zum Arzt mit ihm. Valencia ist noch ihm Kindergarten, also könnten wir so lange ins Krankenhaus fahren." ,,Vielleicht hast du recht. Ich packe nur noch schnell ein paar Sachen zusammen und, wenn wir Glück haben schläft Orlando im Auto weiter." ,,Okay, mach das." Florence wirkt gerade gar nicht ganz so emotional, aber ich weiß das spätestens, wenn wirklich eine Diagnose da ist sie so richtig am Ende sein wird. 

,,Ich hoffe sie wissen das so ein Hirntumor nicht gerade auf die leichte Schulter zu nehmen ist." ,,Natürlich. Können sie uns sagen was sie jetzt machen?" ,,Also ich werde jetzt erstmal seine Sinneswahrnehmungen testen, also eben riechen, schmecken und all sowas. Danach wird ein MRT gemacht und möglicherweise danach noch ein CT oder eine Untersuchung der Blutgefäße. Allerdings kann es sein das, wenn sich danach der Verdacht nicht zu Hundertprozent bewiesen hat oder man nicht sagen konnte das er keinen Hirntumor hat müssen noch weitere Untersuchungen gemacht werden. Bei zum Beispiel der Untersuchung der Blutgefäße kann eine genaue Antwort mehrere Tage dauern." ,,Das heißt hab heute beginnt ein langer Prozess." ,,Ja, um genau zu sein: ein sehr langer." 

,,Seine Sinneswahrnehmungen sind nicht wirklich gut, er macht keinerlei Anzeichen darauf das es nicht wirklich gut riecht und vor allem sein Hörverhalten scheint nicht wirklich in Ordnung zu sein." 

Während Florence mit Orlando noch weiterhin im Krankenhaus ist hole ich Valencia vom Kindergarten ab, diese macht sich übrigens auch Sorgen um ihren Bruder, denn natürlich weiß sie das er krank ist. Allerdings versteht sie das alles ja noch nicht so ganz, schließlich ist sie ja auch erst dreieinhalb. Deshalb ist es umso wichtiger dieses Thema sehr sensibel zu behandeln. Jannis, Jascha und unseren Eltern habe ich vorhin auch geschrieben. Natürlich wussten sie schon vorher das es dem kleinen nicht so gut geht, aber der Verdacht und das die beiden gerade ihm Krankenhaus sind, ist eine ganz andere Nummer. 

,,Juleeeee?" ,,Ja, Cia?" ,,Ich will zu Orl." ,,Ich weis, aber ich hab dir doch schon erklärt dass das gerade nicht geht." ,,Unfair" ,,Ich weiß. Wir können, aber auf den Spielplatz gehen." ,,Langweiligggg, ich will mit Orl spielen." ,,Ich weiß, aber das geht gerade nicht. Wir können in den Garten gehen und da spielen." ,,Langweilig" ,,Okay, wenn du meinst. Dann können wir oben in deinem Zimmer spielen oder hier unten spielen." ,,Nein" ,,Was willst du denn?" ,,Mit Orl spielen." ,,Du raubst mir echt noch meinen letzten Nerv. Was macht es denn für einen Unterschied, ob du jetzt gerade mit mir oder mit Orlando spielst." ,,Einen rieeeeeßigen." ,,Wirklich?" ,,Jaaaa" ,,Okay, wenn du nicht spielen willst willst du dann vieleicht etwas essen?" ,,Ja" ,,Okay, was denn?" ,,Weiß nicht" ,,Och Ciaaaaa...." ,,Obwohl, ich hab keinen Hunger." ,,Echt jetzt? Gut wie wärs mit malen?" ,,Nein" ,,Lesen?"
,,Nein" ,,Schau mal Cia, wir können beide gerade nichts daran ändern das du nicht mit Orlando spielen kannst, aber auf dem Spielplatz sind bei dem guten Wetter bestimmt ganz viele andere Kinder und mit denen kannst du ja auch spielen." ,,Mmmmmmm, nein." ,,Deine Mutter wüsste jetzt was zu tuen ist." ,,Mm" ,,Wir könnten verstecken spielen." ,,Nein" ,,Ein Kartenspiel?" ,,Nein" ,,Oder wir schauen uns ein Bilderbuch an." ,,Mmmmm, okay." ,,Mir fällt,  aber ansonsten wirklich ni- Warte du hast ja gesagt? Gut wa-" ,,Oder doch nicht." ,,Valencia Brandt, sag mir bitteee irgendetwas was du machen willst, außer mit deinem Bruder spielen." ,,Niiiicccchts" ,,Okay, weist du was? Wir gehen jetzt einfach im Park spazieren. Es ist zwar total langweilig, aber du willst ja nichts machen." ,,Neinnnn" Und jetzt passiert das, was ich so unbedingt vermeiden wollte. Valencia fängt an zu weinen. ,,Hey, alles ist gut. Ich verstehe dich ja. Cia es ist alles gut." ,,Neinnnn" ,,Cia beruhig dich doch. Soll ich vielleicht Jannis anrufen? Vielleicht kommt er ja." ,,Neinnn" ,,Okay vielleicht bist du auch einfach nur müde, es war heute ja schließlich ein langer Tag. Komm wir gehen nach oben." ,,Neinnnnn" Es bleibt mir also keine andere Wahl als Valencia einfach hochzuheben und nach oben zu tragen, denn vielleicht ist Schlaf ja genau das was sie braucht. ,,Nicht schlafen." ,,Ich weiß du willst nicht schlafen, aber schau mal, wenn du wieder fertig mit schlafen bist kannst du ganz bestimmt mit Orl spielen, ja?" ,,Mhm" Ihr murmeln nehme ich als ein ja und fange an sie umzuziehen, allerdings habe ich ihr gegenüber gerade ein schlechtes Gewissen, denn ich weiß das, wenn sie aufwacht sie auf garkeinen Fall mit ihrem Bruder spielen können wird. Da dieser vermutlich erstmal für eine längere Zeit überhaupt nicht richtig spielen wird. ,,Okay, was für ein Buch möchtest du hören?" ,,Tiger" ,,Okay, warte kurz." Ich schaue im Bücherregal nach dem Buch, allerdings finde ich keine buch das so heißt, geschweige denn ein Buch in dem es um einen Tiger geht. Auch im Rest des  Zimmers liegt keinerlei andres Buch. ,,Bist du dir mit dem Tigerbuch sicher? Ich finde nämlich kein Tigerbuch..." ,,Ja" ,,Gut, dann gehe ich kurz unten nachschauen." Allerdings finde ich auch unten keinerlei Tigerbuch. Jedoch ist Florence ja noch immer im Krankenhaus und sie hat mir vorhin geschrieben das sie jetzt eine Besprechung mit dem Arzt hat. Deswegen beschließe ich Jannis anzurufen, immerhin war dieser oft genug in Ingolstadt zu besuch und vielleicht weiß er ja welches Buch gemeint ist. ,,Hey großer Bruder, warum rufst du an?  Gibt es schon Ergebnisse aus dem Krankenhaus? Oder bist du mit dem Babysitter Job überfordert?" ,,Naja also nicht wirklich." ,,Nicht wirklich?" ,,Ich hab bloß eine simple Frage. Kennst du ein buch in dem es um einen Tiger geht? Immerhin warst du ja so oft in Ingolstadt zu besuch..." ,,Ein Buch in dem es um einen Tiger geht? Neee, obwohl es gibt da so ein Buch da geht es um eine Katze u-" ,,Was hat die Katze jetzt mit dem Tiger zu tuen?" ,,Lass mich doch mal ausreden du Idiot. Die Katze heißt Tiger." ,,Ernsthaft jetzt?" ,,Jip" ,,Da hätte ich ja auch von selbst drauf kommen können." ,,Das stimmt. Ich glaub das Buch heißt die Superkatze oder etwas ähnliches. Auf jeden Fall geht es da um eine Katze die die Welt rettet." ,,Du rettest gerade meine Welt, danke." ,,Kein Problem, immer wieder gerne." Also gehe ich nach oben und suche das Buch, welches ich glücklicherweise auch recht schnell finde. Nach der Hälfte des Buches schläft Valencia schon ein und ich bin einfach nur beruhigt, denn wie Jannis am Telefon schon meinte, ich war wirklich überfordert.