Warum hat meine Familie nach 2 Jahren nicht die Maschinen ausschalten lassen? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt aber wir reden hier von 2 Jahren. Außerdem hat sich mein Zustand nicht wirklich zum positiven verändert, wie Nick selbst gesagt hat. Aber sollte ich eigentlich nicht glücklich sein? Immerhin lebe ich noch und habe meine Kinder nicht im Stich gelassen. Trotzdem fühlt es sich komisch an. Ich habe keine Ahnung was in den letzten zwei Jahren alles passiert ist. Meine Familie muss mir alles berichten. Was für ein scheiß Gefühl.
"Kann ich rein kommen?", hörte ich plötzlich jemand sagen. Somit wurde ich aus meinen Gedanken katapoliert. Als ich mich zur Tür drehte, sah ich Taylors Kopf in die Tür.
"Ehm ja", entgegnete ich verwundert. Die Besucherzeit ist doch schon längst vorbei, dass weiß ich von Nick, der genau um 20 Uhr gegangen ist. Er kam rein und setzte sich auf den Stuhl, der direkt neben meinem Bett stand.
"Du weißt schon, dass die Besucherzeit schon vorbei ist", erwiderte ich.
"Ja aber ich wollte Nick und die Kinder nicht über den Weg laufen", hörte ich ihn sagen.
"Aber wie geht es dir? Du siehst ziemlich blass und durcheinander aus", fragte er mich auch schon. Er kennt mich einfach zu gut. Aber ich will auf keinen Fall, dass er irgendwas mitbekommt. Gerade er sollte nicht wissen, dass es mir nicht gut geht.
"Mir geht es gut", log ich als. Ich vermied den Blickkontakt zu ihm, der mich schlussendlich verriet.
"Warum lügst du mich an? Hast du es etwa auch bei deinen Mann gemacht?", fragte er mich eindringlich. Kann er sich nicht einfach mit meiner Lüge zufrieden geben? Ich will dadrüber einfach nicht reden und bestimmt nicht mit meinen Ex.
"Es geht dir nämlich nichts an wie es mir geht. Es ist einfach vielzu kompliziert. Ich komme mir vor als wäre ich aus einen Alptraum aufgewacht. Dieser Unfall hat mein ganzes Leben zerstört. Er hat mir zwei wichtige Jahre meines Lebens geraubt. Chain und Lenox mussten die ersten Jahre ihres Leben ohne ihre Mutter aufwachsen. Ich habe sie einfach im Stich gelassen", entgegnete ich schließlich.
"Lynn du kannst doch nichts für den Unfall. Es ist nicht deine Schuld und das weiß jeder", hörte ich Taylor sagen. Behutsam legte er seine Hand auf meine. Es war ein komisches aber auch gleichzeitig ein befreiendes Gefühl endlich mit jemanden reden zu können. Auch wenn ich weiß, dass es nicht die richtige Person dafür ist.
"Aber ich hätte schneller reagieren müssen oder erst gar nicht auf die Autobahn fahren sollen", sagte ich.
"Du hättest nicht reagieren können. Der Lkw vor dir hat abgebremst weil auf der Brücke Menschen waren, die Steine auf die Bahn geworfen haben. Er hatte schlichtweg Angst um sein eigenes Leben. Was hast du da eigentlich gesucht?", fragte er plötzlich.
"Hat dir Hope gar nichts erzählt?", fragte ich ihn verblüfft.
"Ehm nein seit den Unfall hat sie sich zurückgezogen. Sie ist wieder bei euch eingezogen", entgegnete er betrübt. Da fängt es schon an. Niemand hat mir gesagt, dass Hope wieder bei uns wohnt. Eigentlich weiß ich gar nichts, was in den letzten zwei Jahren passiert ist. So wie es aussieht nimmt Taylor die derzeitige Situatuion auch sehr mit.
"Achso davon wusste ich jetzt nicht. Aber warum zieht sie sich von dir zurück?", fragte ich ihn direkt. Vielleicht um von mir abzulenken.
"Ich habe als Vater versagt. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe da war sie gerade einmal 3 Jahre alt und nun ist sie schon erwachsen. Ich weiß einfach nicht wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Ich habe sie quasi benutzt um Nick und dich auseinander zu bringen", hörte ich ihn schließlich sagen. Seine Hand ruhte immernoch auf meine.
"Es ist schon gut Taylor, jeder macht einmal Fehler aber deine eigene Tochter zu benutzen ist das Letzte und das weißt du selber. Wir beide hatten von Anfang an keine Zukunft. Unsere Beziehung lief nicht so wie ich mir vorgestellt habe. Ich habe mir eingebildet, dass wir wegen Hope zusammen gehören obwohl meine Eltern von Anfang an recht hatten, dass ich bei Nick bleiben soll. Naja ich war jung und da hört man sicherlich nicht auf die Eltern. Wir haben uns schlichtweg einfach nur was vorgemacht. Es war eine Jugendliebe mehr nicht. Aber ich hoffe du kümmerst dich dennoch um deine Kinder", beendete ich meinen Vortrag.
"So scheint es wohl gewesen zu sein. Ich habe mich in was verannen. Vielleicht weil wir drei gemeinsame Kinder haben. Ich habe immer davon geträumt eine richtige kleine Familie zu haben und nun ist alles anders. Zwar habe ich drei Kinder aber wir sind keine Familie. Keiner meiner Kinder will was mit mir zu tun haben", erwiderte er.
"Ach das kommt schon noch mit der Zeit. Du bist doch ein guter Vater. Kein anderer Vater hätte für sein Kind ein Mord begangen", sagte ich und drückte seine Hand. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und die Oberschwester kam reingestürmt. Als sie Taylor erblickte, fuhr sie ihn sofort an und machte ihn klar sofort zu verschwinden.
Als er dann endlich weg war, schaute die Krankenschwester mich noch böse an und verschwand dann ebenfalls. Nun war ich wieder alleine in meinen Einzelzimmer. So konnte ich mich wieder meinen Gedanken witmen, was ich heute ganz sicher noch nicht gemacht habe. Diese Ironie. So langsam werde ich hier im Bett bekloppt. Ich kann nicht einmal alleine auf die Toilette gehen. Die Ärzte mussten mir unbedingt einen Blasenkatheter anlegen. Ich komme mir vor wie eine alte Oma.
Als ich im Rollstuhl war, konnte ich doch auch alleine auf die Toilette. Dann machte ich was, das ich später bereuen würde. Ich zog mir den Katheter langsam aus die Harnröhre und schwing meine Beine dann aus dem Bett. Wer sagt mir schon, dass ich nicht aufstehen soll. Ich bin immerhin volljährig und kann machen was ich will.
Auf den Boden angekommen, drückte ich meinen Körper hoch und stand auf. So schnell konnte ich gar nicht gucken da kippte ich einfach um. Hart schlug ich mit dem Kopf auf den Boden. Sofort machten sich starke Kopfschmerzen breit.
Was war das denn bitte? Kann ich mich nicht einmal auf meine eigene Beine halten?
Ich komme mir vor als wäre ich die Zeit zurück gereist. Genaue 15 Jahre als ich im Rollsthl saß. Dasselbe Gefühl oder eher nicht Gefühl in die Beine.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet und eine Krankenschwester kam rein. Als sie mich auf den Boden erblickte rannte sie wieder in den Flur und schrie nach Hilfe.
Nach nur wenigen Sekunden kam ein Arzt und hob mich mit Hilfe der Krankenschwester wieder auf das Bett.
"Frau Garner was machen sie denn für Sachen? Sie können doch nicht einfach den Katheter rausziehen und aufstehen. Ihr Körper muss sich erst einmal wieder an alles gewöhnen. Sie lagen zwei Jahre im Koma, da können sie nicht sofort wieder auf eigene Beine stehen. Sie müssen alles wieder neu lernen", klärte mich der Arzt lieberweise auf. Wenn er wüsste, dass ich nicht so geduldig bin. Außerdem habe ich Kinder, da kann ich nicht Monate lang wegbleiben um Laufen zu lernen. Es reicht doch schon, dass ich zwei Jahre lang weg war.
Mein Kopf brummte noch immer. Als ich mir am Hinterkopf fasste, hatte ich Blut an den Händen kleben. Sofort war der Arzt in sein Element und versorgte die Platzwunde. Ich könne ja froh sein keine Gehirnerschütterung davon getragen zu haben. Am liebsten hätte ich den Arzt eine mitgegeben aber ich hielt mich gerade noch zurück. Er weiß doch nicht was es für ein Gefühl ist so hilflos zu sein. Schon zum zweiten Mal habe ich diese Gefühl und es kann durchaus sein, dass sich meine Beine nicht wieder an mein Körpergewicht gewöhnen. Diese Angst habe ich ganz tief in mir drin.
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Das Leben danach
Romantizm16 Jahre später. Neuer Mann. Neues Haus. Neues Leben. Lynn ist glücklicher den je. Endlich hat sie ihr Glück mit Nick und ihren beiden Kindern gefunden. Aber dann kehrt die Vergangenheit mit einen Schlag zurück. Taylor ist wieder auf freien Fuß. Die...