1 Monat später

316 16 0
                                    

Nachdem ich in Paris war, ging es weiter nach Lissabon und Mallorca. Die erste Woche hatte ich noch ein schlechtes Gewissen meine Familie einfach alleine zurück gelassen zu haben aber nachher ging es. Immerhin sind sie 2 Jahre alleine ausgekommen. Ich brauche erst einmal Zeit für mich. Sie werden es verstehen, wenn ich zurück komme. Aber im Moment dachte ich gar nicht daran wieder nach Deutschland zurück zu kehren.

Zwar war es egoistisch nur an mich zu denken aber ich habe für meine Kinder meine ganze Jugend opfern müssen. Ich musste schon viel zu früh Verantwortung übernehmen. Es war damals nicht leicht als ich Hope bekommen habe. Vom Vater des Kindes alleine gelassen, stand ich da und war überfordert. Also traf ich eine folgenschwere Entscheidung und gab sie zur Adoption frei. Auch wenn ich gedacht habe, dass es ab da an wieder bergauf ging, zerbrach ich an meinen Verlust. Auch meine Freunde kehrten nicht zurück. Das einzige Gute, was die Entscheidung mit sich brach, war dass ich endlich wieder ausschlafen konnte.

Auf den Rückweg machte ich einen Abstecher nach Monaco, Rom, San Marino, Wien, Prag und Berlin. Seit langer Zeit war ich wieder glücklich. Ich war schwerelos. Die ganze Zeit vor meinen Unfall war nur aus Streit und Feindseeligkeiten geprägt.

Nach einen ganzen Monat kam ich wieder in meiner Heimatstadt an und ich fühlte mich wie ein anderer Mensch. Nie habe ich für möglich gehalten, dass man nur mit einer Reisetasche und ein wenig Geld durch Europa reisen kann. Ich bereue es nicht schon viel früher gemacht zu haben.

Als ich vor meiner Haustür stand, zögerte ich zu klingeln. Es fühlte sich falsch an hier zu stehen und einen auf Happy Family zu machen. Das war einfach nicht mehr Ich.

Nach den Unfall habe ich mich um 180 Grad gedreht. Ich habe mich verändert und zwar zu genau den Gegenteil. Sicher bin ich mir nicht voran es liegt aber vielleicht sehe ich mein Leben jetzt mit anderen Augen. Mein Leben stand auf der Kippe aber ich habe das Gleichgewicht wieder gefunden und bin aus den Koma erwacht. Jetzt habe ich einfach andere Prioritäten. Mein Leben bis zum Schluss zu genießen.

Gerade als ich mich umdrehen wollte, wurde die Tür geöffnet. Vor mir stand Nick, der total erschöpft und gestresst wirkte. Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich habe ihn einfach mit vier Kindern alleine gelassen. Wie konnte ich nur so egoistisch sein? Es handelt sich doch um meine eigene Familie. Meine Kinder brauchen doch ihre Mutter aber ich brauche meine Freiheit. Es war alles so verwirrend.

Geschockt und überrascht sah er mich eine Weile lang an. Es herrschte eine unangenehme Stille. Warum sagt er denn nichts? Aber was verlange ich von ihm, ich bin quasi ohne ein Wort zu sagen einfach abgehauen. Ich habe mein Leben gelebt ohne an ein einziges Mal an meine Familie zu denken. Sie ist doch alles was ich an Familie habe. Wie konnte ich sie nur so einfach im Stich lassen?

Was wenn sie mich jetzt nicht mehr sehen wollten? Sie denken doch, dass ich sie nicht haben will. Ohne eine Erklärung bin ich einfach geflüchtet, weil ich einfach nicht klar kam. Zwei Jahre meines Lebens wurden mir so einfach geraubt.

"Warum sagst du denn nichts? Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?", fing ich schließlich an zu reden.

"Lynn wir hätten dich hier gebraucht. Unsere Kinder haben dich vermisst. Du bist einfach ohne ein Wort zu sagen gegangen. Für mich ist es ein Zeichen, dass du dich gegen deine Familie und für deine Freiheit entschieden hast. Aber ich habe jetzt auch keine Zeit, ich muss Chain und Lenox aus den Kindergarten holen", entgegnete er und lief einfach kalt an mir vorbei. Diese Reaktion war wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Das Wiedersehen habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Was soll ich denn jetzt nur machen? Nick hat mir einfach die kalte Schulter gezeigt. Versteht er denn nicht, dass ich erst einmal Zeit für mich brauchte. Nachdem ich aus den Koma aufgewacht bin, war ich total durcheinander und brauchte Zeit für mich. Warum versteht mich niemand?

Das Leben danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt