Nervös schaute ich mich in der Casting-Halle um. Das war sozusagen die erste Runde für die Teilnehmer. Hier wurde nun entschieden, wer größere Rollen spielen darf. Den anderen werden Nebenrollen zugeteilt. Ich hoffte so sehr, dass ich eine größere Rolle bekommen würde. Die anderen Teilnehmer unterhielten sich und es sah so aus, als würden sich viele schon kennen.
Nacheinander wurden Leute auf die Bühne gerufen, um miteinander eine kurze Szene zu spielen.
Die meisten waren echt gut. Ich wartete ungeduldig auf meinen Auftritt und rief mir immer wieder ins Gedächtnis: Du bist jetzt ein Junge. „Robin Peters und Julie Schubert bitte auf die Bühne." Zitternd stieg ich die Treppe an der Seite der Bühne nach oben und erblickte ein hübsches Mädchen mit beneidenswerten langen, braunen Locken. Sie trug eine kurze Hose und ein lockeres türkisfarbenes Top. Ich beneidete ihr Outfit. Ich durfte ab jetzt nur noch Sachen von meinem Bruder tragen und ein paar, die ich mir selbst gekauft hatte, weil die meisten Sachen meines Bruders mir zu groß waren. „Hallo", sagte Julie lächelnd. „Hey", erwiderte ich kurz und lächelte ebenfalls. Dann wurden uns die Skripte gereicht, die wir uns kurz durchlasen. Es ging darum, dass ich (der Junge) meine Freundin, in diesem Fall Julie, betrogen habe. Doch ich will sie zurückgewinnen und diese Szene sollten wir jetzt nachspielen. Ich drehte mich zu Julie um und eine Frau erklärte uns, dass wir nun anfangen können. Ich ging kurz in mich, um mich in die Rolle hinein zu versetzten. Dann sah ich Julie an. „Wieso hast du das getan?", fragte sie mich verzweifelt. Ab diesem Moment war ich voll in der Rolle. Den nächsten Satz musste ich kaum ablesen. Nur auf meine Stimme achtete ich, damit diese nicht zu mädchenhaft klang. „Es tut mir so unendlich Leid. Ich bereue es jeden Tag. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe." Julie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du hast mich verletzt. Wie soll ich dir je wieder in die Augen sehen?" Ich starrte in ihre braunen Augen, in denen sich tatsächlich langsam Tränen bildeten. Wow! „Bitte! Das war etwas Einmaliges und ich habe es schon währenddessen bereut. Ich liebe dich!" Ich legte meine Hände auf ihre Schultern. „Und ich flehe dich an: Gib mir noch eine Chance." Julie starrte mich etwas perplex an. Dann schaute sie schnell auf ihr Skript und sagte: „Tut mir Leid. Ich kann das nicht." Ihre Stimme brach ab und sie ging ein paar Schritte zurück. Wir verharrten in unseren Positionen, bis die Frau rief: „Dankeschön. Die nächsten bitte."
„Das war ziemlich kurz", sagte ich zu Julie, während wir die Bühne verließen. „Ja, damit auch alle drankommen und es nicht zu lange dauert", erklärte sie mir und lächelte. „Du bist echt gut gewesen." „Du auch. Kann es sein, dass du sogar fast geweint hast? Das würde ich auch gerne können." Sie lachte kurz. „Danke. Aber ich glaube, als Junge muss man nicht oft weinen. Zumindest nicht so oft wie Mädchen." Ich blinzelte ein paar Mal, weil ich fast vergessen hätte, dass ich gerade ein Junge bin. Schnell nickte ich. „Ja stimmt. Also bis dann." Ich lief zu meinem alten Platz. Das würde doch schwieriger werden, als gedacht.
Nach einer Pause verkündete die Jury (wie ich sie nannte) die Rollen. „Hallo, alle zusammen. Eure Auftritte waren alle samt sehr schön, doch es gibt leider nur sechs Hauptrollen. Diese werde ich jetzt verkünden. Tretet dann bitte vor, damit ihr euch schon mal kennenlernt. Die erste ist Tess Krammer." Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haare und einem triumphierenden Lächeln betrat die Bühne. Es ertönte ein kurzer Applaus. „Als nächstes Lewis Schuster." Ein braunhaariger Junge stellte sich neben Tess. Er wirkte etwas überrascht. „Nick Hansen." Selbstsicher marschierte ein weiterer Junge mit kurzen, braunen Haare auf die Bühne. „Julie Schubert." Ich lächelte, als Julie glücklich die Bühne betrat. Sie hat es definitiv verdient. „Riley Föster." Ein schwarzhaariger Junge mit markanten Gesichtszügen betrat die Bühne. Er sah aus wie ein Model. Riley stellte sich neben Lewis und die beiden grinsten sich an. „Und zu guter Letzt Robin Peters." Ich schnappte nach Luft. Ich hab es tatsächlich geschafft. Etwas wackelig betrat ich die Bühne und stellte mich neben Julie, die mich anstrahlte. „So, ihr bekommt die Hauptrollen. Herzlichen Glückwunsch!"
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If I Were A Boy
Teen Fiction*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...