„Lexi, du musst härter zutreten", sagte Nick und ging prüfend um Julie herum. Ich sah, wie sie sich anspannte, als er ihr ein wenig zu nah kam. „Ich arbeite daran", sagte sie und versuchte, ihre harte Miene beizubehalten. Nick blieb nun vor Riley stehen, der gerade gegen einen Sandsack schlug. „Ich denke, du wirst heute gegen einen der Vampire kämpfen", erklärte Nick und drehte sich zum Bühnenrand um. Tess kam auf die Bühne und blieb neben ihm stehen. Riley und sie stellten sich in Position gegenüber voneinander auf und ballten die Fäuste.
„Okay, stopp", rief Sven und sah von seinem Klemmbrett auf. „Die Kampfszene übe ich nun allein mit den beiden nochmal. Ihr anderen habt für heute Feierabend." Ich verließ den Bühnenrand und ging zu Lewis. „Freitagabend", murmelte ich. „Findet wieder irgendeine Party statt?" „Nicht das ich wüsste", sagte Lewis. Sein Blick war auf die Bühne gerichtet, wo Sven Riley und Tess gerade ein paar Techniken mithilfe eines weiteren Lehrers zeigte. „Je näher wir auf das Ende zugehen, desto schlechter geht es Riley", stellte Lewis fest. Ich schnappte mir meine Wasserflasche und trank einen Schluck. „Du meinst, er will nicht nach Hause?", fragte ich besorgt. Lewis sah traurig zu mir. „Ich kann nicht mit dir darüber reden. Es ist seine Sache." „Ja, versteh ich", meinte ich. Wir verließen gemeinsam die Aula. „Aber wenn er das Stipendium gewinnt, dann kann er doch bestimmt ausziehen. Immerhin muss er dann die Schule nicht mehr finanzieren", sagte ich nachdenklich, als ich neben Lewis herlief. „Nein, ich denke nicht, dass er ausziehen wird. Selbst wenn er gewinnt, hat er nicht genug Geld für eine eigene Wohnung." „Kannst du nicht mit ihm zusammenziehen?", fragte ich. Lewis zuckte mit den Schulten. „Ja, vielleicht." Mir wurde klar, dass er darüber ungerne reden wollte. Deshalb hielt ich den Mund.
Im Zimmer holte ich mein Handy aus der Tasche, um Sam und Alice anzurufen. Ich hatte ihnen noch gar nicht von den tollen Neuigkeiten berichtete. „Hey, hier ist Robin", sagte ich, als Alice sich meldete. „Oh, hi. Du lebst ja auch noch", meinte sie lachend. „Ist alles okay?", fragte sie dann ein wenig besorgt. „Ja, alles super." Ich erzählte ihr und Sam, den sie zu sich gerufen hatte, von der Party, meinem Poolunfall und den Reaktionen meiner Freunde und der Lehrer. Beide freuten sich für mich, als sie erfuhren, dass alles gut gelaufen war. „Siehst du, halb so schlimm", meinte Sam. „Jetzt tu nicht so, Samuel", meinte ich gespielt bedrohlich. „Du hast mich immer noch verraten. Es hätte auch nach hinten losgehen können." „Ich weiß. Das wirst du mir mein Leben lang vorwerfen, hab ich Recht?", fragte er halb lachend. „Darauf kannst du dich gefasst machen", sagte ich und grinste Lewis an, der unser Gespräch von seinem Bett aus ein wenig belustigt verfolgte. Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Und du schläfst echt immer noch bei den beiden Jungs?", fragte Alice. „Nutzt du das nicht aus?", fügte sie hinzu. Auch wenn ich sie nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie gerade über beide Ohren grinste. „Einer dieser Jungs hört gerade zu", sagte ich und unterdrückte ein Lachen. „Oh echt?" „Hey", sagte Lewis, als ich ihm das Handy unter die Nase hielt. „Hi", sagte Alice fröhlich. „Welcher von Robins Zimmergenossen bist du?" „Lewis." „Ah cool. Du bist also der Liebe." „Okay, Alice. Jetzt reicht es", meinte ich. „Ich lege jetzt auf." „Na gut." Alice klang ein wenig enttäuscht. „Du kannst mir ja schreiben. Bis bald und viel Spaß noch." Ich verabschiedete mich auch von meinem Bruder und legte schließlich auf. „Sorry. Alice ist manchmal noch schlimmer als ich." Lewis lachte. „Schon gut. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich als den Lieben bezeichnet hast." Nun musste ich auch lachen.
„Was ist so lustig?" Riley kam herein und schmiss sich auf sein Bett. „Nicht so wichtig. Wie waren die Proben?", fragte ich und verstaute mein Handy in meiner Tasche. „Na ja, so wie immer, Mum", sagte Riley und richtete sich grinsend auf. Ich verdrehte die Augen, musste aber auch grinsen. „Ich geh kurz nach draußen. Willst du mitkommen oder mich wieder ausspionieren?", fragte Riley und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich senkte den Blick. Nachdem ich vor ihm und Tess weggerannt war, hatte er mich zur Rede gestellt. Ich sagte, dass ich zufällig dort war und nicht in ihr Gespräch platzen wollte. Damit hatte er sich zum Glück zufrieden gegeben, doch nun musste er ständig darauf herumreiten, dass ich ihn angeblich ausspioniere. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, weiterhin ein Junge zu bleiben. Aber ich konnte nicht leugnen, dass ich seine Sticheleien trotzdem irgendwie mochte.
„Ich komme mit", sagte ich. „Lewis?" Ich sah fragend zu ihm. „Geht ihr nur. Ich wollte auch mal meine Eltern anrufen." Ich folgte Riley aus dem Zimmer in den Wintergarten. Dort setzte ich mich möglichst weit von ihm entfernt auf einen Stuhl. „Was soll das?", wollte er belustigt wissen. „Ich habe keine Lust in einer Rauchwolke zu sitzen", erklärte ich. Riley rutschte mit dem Stuhl näher an mich heran, platzierte vor uns einen weiteren Stuhl und legte dort seine Füße ab. „Ich hab nicht vor, zu rauchen. Ehrlich gesagt, will ich versuchen, es wieder ein wenig zu drosseln." Ich blickte überrascht zu ihm. „Ach was? Woher kommt der Sinneswandel?" Riley zuckte mit den Schultern. Wir schwiegen eine Weile, während ich versuchte, seinen Geruch zu identifizieren. Eine Mischung aus Aftershave, Vanille, Sommerregen und ein wenig Zigarettenrauch. Über Letzteres konnte ich ausnahmsweise hinweg sehen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er anfing nervös mit dem Bein zu wackeln und ziemlich oft seufzte. Vermutlich waren das Entzugserscheinungen. „Lewis hat am ersten Tag gesagt, dass du nicht viel rauchst", unterbrach ich die Stille. Als Riley nichts erwiderte fuhr ich fort. „Ich habe aber das Gefühl, dass du ziemlich abhängig bist, oder?", fragte ich schüchtern. „Der Scheiß hat mich von dem anderen Scheiß zu Hause abgelenkt", meinte Riley. „Okay, das kann ich ein wenig nachvollziehen. Obwohl es auch anderen Scheiß gibt, den du hättest tun können." Ich hatte die Antwort als Scherz gemeint, doch leider kam sie nicht so an. „Du meinst, klauen, mich prügeln oder schlimmeres?", fragte Riley gereizt. „Alkohol und andere Drogen verabscheue ich. Also fiel das schon mal flach." Verdammt, einen Streit wollte ich wirklich nicht provozieren. „Zigaretten sind auch Drogen", sagte ich, was die Sache auch nicht besser machte. „Ich meine, illegale Drogen. Und ist doch jetzt auch egal." Sein Blick fiel auf mich. „Frauen sind auch eine gute Ablenkung." Er sagte es völlig ausdruckslos, weshalb ich nicht wusste, was er damit ausdrücken wollte. „Das ist aber ziemlich abwertend gegenüber Frauen", meinte ich. „Es gibt genug Frauen, die damit kein Problem haben." Ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Du solltest wirklich deine Einstellung überdenken", murmelte ich. „Lass es einfach, okay? Ich will nicht darüber reden." Seine blauen Augen fixierten mich eindringlich. Ich wandte den Blick ab und starrte geradeaus. Riley fing wieder an, mit seinem Bein zu wackeln, was mich so langsam auch nervös machte. „Du brauchst eine Ablenkung", meinte ich. „Etwas, was du tust, wenn du Lust auf eine Zigaretten hast." „Schieß los, Robin." Als er meinen Namen verwendete, fing mein Magen plötzlich an zu flattern. Es hörte sich gut an, wie er ihn aussprach. Vielleicht bin ich auch einfach komisch, wenn mich so etwas freut.
Riley sah mich fragend an. „Was soll ich denn tun?" Ich kaute nervös auf meiner Lippe. „Na ja, vielleicht könntest du stattdessen etwas Süßes essen." Er lachte. „Bin ich sechs Jahre alt? Da musst du dir schon was Besseres ausdenken." „Na gut, ich versuche es. Du aber auch." Nun sah ich ihm eindringlich in die Augen. „Dann beeil' dich besser", meinte er und lehnte sich ein Stück zu mir. „In circa einer Woche gehen wir wieder getrennte Wege." Mein Magen zog sich zusammen, doch gleichzeitig kribbelte er durch Rileys Nähe noch mehr. „Wenn du also noch irgendetwas sagen oder tun willst ..." „Vielleicht sehen wir uns auf einer Schauspielschule wieder", sagte ich, um nicht weiter darüber nachzudenken, worauf Riley hinaus wollte. Ich werde ganz sicher nicht als Ablenkung herhalten. Riley lachte leise, was eine Gänsehaut in meinem Nacken verursachte. Er lehnte sich wieder zurück und erhob sich von dem Stuhl. Ich ergriff seine Hand, die er mir hinhielt und stand ebenfalls auf.
Vor unserem Zimmer blieb Riley jedoch stehen und drehte sich zu mir um. Er nahm meine Hand und strich kaum merklich über meinen Handrücken. Ich hielt den Atem an. „Ich will noch mal weg. Kann spät werden. Sag Lewis Bescheid, okay?" Ich nickte. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ehe ich ihn fragen konnte, wo er hin wollte, hatte er meine Hand losgelassen und war um die nächste Ecke verschwunden.
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If I Were A Boy
Roman pour Adolescents*Meine Schreibanfänge und nur zum Spaß geschrieben - nicht zu ernst nehmen* Für ihre Schauspielkarriere würde die 18-jährige Robin alles tun. Aus diesem Grund gibt sie sich als Junge aus, um an einem Schauspielprojekt teilzunehmen. Niemand ahnt, das...