3. Akt - Die Mitbewohner

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„Hast du auch nichts vergessen?", rief Alice durch den Flur. Sie kam in mein Zimmer und schaute auf meinen vollen Koffer. „Auch die Tampons nicht?" Ich lachte. „Nein, es ist alles drin. Der Jungen- und auch der Mädchenkram." Sie grinste und setzte sich auf mein Bett. „Denk dran, dass du uns immer anrufen kannst." Ich nickte und versuchte den Koffer zu schließen, als das nicht klappte rief ich meinen Bruder. „Sam!" Keine Antwort. „Samuel! Komm hoch!" Ich hörte Schritte auf der Treppe und schließlich erschien er in meinem Zimmer. „Was gibt's, Schwesterlein?" „Mein Koffer geht nicht zu." Seufzend drückte er die Sachen im Koffer noch ein bisschen nach unten und zog den Reißverschluss zu. „Danke", sagte ich. „Du musst dich fertig machen. Dein Zug kommt in einer Stunde." Ich nickte und Sam half mir den Koffer nach unten zu tragen.

Bevor ich das Haus verließ umarmte mich Alice fest und ihre Haare kitzelten mich am Ohr. Sam nahm mich auch in den Arm und nickte mir zu. Mit einem letzten Seufzer verabschiedete ich mich von ihnen und verließ das Haus.

„Der Jungentrakt ist hier drüben." Die freundliche Frau zeigte auf das blaue Gebäude. „Wie ist dein Name?" „Robin Peters." Sie schaute auf ihre Liste und nickte. „Du hast das Zimmer mit der Nummer 14 und teilst es dir mit Riley Föster und Lewis Schuster." Ich versuchte die beiden in mein Gedächtnis zu rufen. Ich wusste, dass sie auch zu den Hauptrollen gehörten. Doch ich hatte kein Bild von ihnen im Kopf. „Okay, danke." Ich nahm den Schlüssel entgegen und ging zu dem Jungentrakt. Bei der Zimmernummer 14 blieb ich stehen und öffnete die Tür. Ein braunhaariger Junge mit einem hübschen Gesicht war gerade dabei seinen Koffer auszuräumen. Jetzt erkannte ich ihn wieder. Er blickte auf, als ich ins Zimmer trat. „Oh hallo." Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie unsicher. „Ich bin Lewis." „Robin", sagte ich knapp. Das Zimmer war größer als ich gedacht hatte. Es standen drei Betten darin und am Eingang war ein großer Schrank. Links von mir war eine weitere Tür, die in das Badezimmer führte. Wir haben ein eigenes Badezimmer mit Dusche! Erleichtert fing ich an zu lächeln. „Du bist auch eine Hauptrolle, oder?" Ich nickte. „Welches Bett willst du?", fragte er mich. „Das am Fenster", sagte ich spontan. „Okay, ich nehme das neben dir. Riley kriegt das gegenüber von uns." Plötzlich tauchte ein Bild von Riley vor meinem inneren Auge auf. Der Typ, der aussieht, wie ein Model. Und als wäre das sein Stichwort gewesen, ging die Tür auf und Riley kam herein. Ohne uns zu beachten, schmiss er seine Tasche (war da alles drin, was er braucht?) auf das Bett gegenüber von uns. „Man, ist das zum Kotzen. Wieso trennen die Frauen und Männer? Sind wir hier auf einer Klassenfahrt?" „Es geht hier um das Schauspielern. Hältst du es nicht mal einen Monat ohne tausend Frauen um dich herum aus?", fragte Lewis etwas genervt. Jap, die beiden kennen sich definitiv. Riley sah erst Lewis, dann mich an. „Wer bist du?", fragte er. „Ich bin Robin." Ich hielt ihm meine Hand hin, doch er ignorierte es und verschwand im Bad. „Ist ja auch egal", meinte er. „Tagsüber habe ich ja genug Zeit mit Frauen und nachts wird schon keiner Wache halten." „Tagsüber werden wir im Schauspielern unterrichtet. Wahrscheinlich die meiste Zeit", meinte ich, woraufhin er das Bad wieder verließ und mich ansah. „Ich brauche nicht mehr soviel Unterricht. Ich bin mehr als gut. Da kann ich mir ab und zu eine Pause gönnen." Man, was für ein arroganter Kerl! Ich ging nicht darauf ein und wandte mich an meinen Koffer, um meine Sachen auszupacken.

„In einer halben Stunde findet übrigens die offizielle Begrüßung statt", bemerkte Lewis. „Oh toll. Ich hoffe, sie verkünden dann endlich das Stück, dass wir spielen werden." Riley verließ wieder das Zimmer. Ich schaute Lewis mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ja, er ist etwas schwierig. Aber er kann auch ganz cool sein. Sonst wäre ich nicht mit ihm befreundet." Er lächelte mich entschuldigend an. „Er kommt mir ziemlich arrogant vor, aber ich kenne ihn ja kaum." „Ja, wie gesagt, er ist auch ein guter Freund. Aber er ist leider ein ziemlicher Frauenheld." Ich sah ihn belustigt an. „Wie meinst du das?" „Damit meine ich, dass er sehr gerne mit Frauen spielt. Meistens findet er auch welche, die das mit sich machen lassen. Trotzdem hat er dadurch auch schon die eine oder andere Ohrfeige kassiert. Und manchmal gibt es auch Schlägereien mit Typen, die in eins dieser Mädchen verliebt sind." Ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Und kann er wirklich so gut schauspielern?" „Ja, das ist seine zweite Leidenschaft. Er ist echt gut darin und manchmal verbindet er das Schauspielern mit der Fraueneroberung." Ich musste erneut lachen. „Klingt nach Barny von How I met your mother." Lewis lachte auch. „Stimmt. Und was machst du noch so neben dem Schauspielern?" Ich winkte ab. „Eigentlich nichts. Schauspielern reicht mir." „Hast du keine Freundin?" „Doch ich habe..." Ich biss mir auf die Lippe. Lewis meinte natürlich eine feste Freundin, aber ich Trottel habe nicht darüber nachgedacht. „Also ich meine, ich hatte eine Freundin. Bin momentan Single", erklärte ich und versuchte so männlich wie möglich zu klingen. „Achso. Willkommen im Club."

Dann packten wir stumm unsere Sachen aus und bezogen unsere Betten. „Wollen wir losgehen? Die Begrüßung beginnt bald", erklärte Lewis und ich nickte. Bevor wir das Zimmer verließen, rief ich mir noch mal ins Gedächtnis, dass ich ein Junge bin und rückte mein Band um die Brust zurecht.

If I Were A BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt